Warum Ti_Leo Piratenbashing gut findet

Okay, die Grünen und Linken wettern bei Twitter und in der Taz gegen die Piraten. Bestimmte Blogs tun es ebenfalls. Manchem, der die Piraten gern bei der Bundestagswahl die 5%-Hürde knacken sehen würde, passt das nicht. Kann ich durchaus verstehen, nur frage ich mich: Mit welcher Argumentation kann man denn etwas gegen eine politische Auseinandersetzung haben? Mir fällt keins ein. Für mich gehört genau das zu freier Meinungsäußerung. Jeder darf über die Piraten sagen, was er denkt. Ich empfinde es als unpiratig, wenn man Menschen den Mund verbieten will, weil sie das falsche denken und die Piratenpartei unwählbar oder einfach kacke finden. Ich finde es unpiratig, wenn Andere beleidigt werden oder wenn man sich dem Gespräch entzieht. Das Blöde ist: Andere dürfen das, sie schaden dann ihrem Ruf. Meiner liegt mir am Herzen. Jeder darf sich blamieren, ich würde mich aber nie unter ein gewisses Niveau begeben, nur um contra geben zu können. Manches muss ich einfach hinnehmen. Frau von der Leyens ewige Lügen. Schäubles Stasi-Statements. Das Piratenbashing von Zeitrafferin, fixmbr und wie sie alle heißen.

Mein Glück: Die sind mir ziemlich egal. Was sie schreiben, ist nicht gut genug, um mich ernsthaft zur Auseinandersetzung zu zwingen. Ich muss ihre Artikel nicht einmal auseinander nehmen, um zu zeigen, wie unsachlich hier teilweise vorgegangen wurde.

Auslöser der neuesten Diskussionen war ein Artikel von Andreas Popp in der Jungen Freiheit, einem national-konservativen Blatt. http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M53306d54de9.0.html

Nationalkonservativ bin ich zu 100% überhaupt gar nicht, den Artikel fand ich aber gut. Popp hat klar gemacht, wo die Piraten seiner Meinung nach politisch stehen, nämlich nicht rechts. Klar, keine wirkliche Überraschung, aber er sagt das in einer rechten Zeitung, erreicht dort also ne ganze Menge Menschen, von denen die Piraten wollen, dass sie wissen, dass sie sich nicht einspannen lassen.

Jetzt wird ihm vorgeworfen, dass er damit dieser Zeitung nützt und in gewisser Weise stimmt das vielleicht. Aber eigentlich kann er nur dem nichtlesenden Leser dieser Zeitung nützen, wer den Artikel liest, stellt schnell fest, dass es Popp gut gelungen ist, das „richtige“ zu sagen. Und natürlich muss man auch mit Rechten reden. So wie man mit Linken und Piraten diskutieren muss.

Was mir nicht gefiel, war Popps Entschuldigung. http://andipopp.wordpress.com/2009/09/14/zum-interview-mit-der-jungen-freiheit/ Statt nochmal klarzustellen, dass sein Freiheitsbegriff auch einschließt, mit politischen Gegnern sachlich zu diskutieren, macht er auf Unkenntnis und diskreditiert dadurch nicht nur sich selbst, sondern die ganze Partei. Medienkompetenz? Sechs setzen. Das hätte man vermeiden sollen. Nicht das Interview.
Problem ist also: Laut Meinung mancher (einiger), haben die Piraten mal wieder einen Fehler gemacht. Wie schon mehrmals geschehen, holen sie ihre Keulen raus und werfen den Piraten Blindheit auf dem rechten Auge vor. Moment: Streng genommen ist das kein Problem, sondern politische Praxis. Problem ist viel eher die Reaktion manches Piraten auf solch eine Auseinandersetzung. Auf einen schlechten Text mit Beleidigungen zu reagieren, schadet nicht dem Textschreiber, sondern dem Beleidigenden. Beleidigungen haben hier nichts verloren. Bloggt gegen die Negativ- Blogs an. Redet miteinander und mit anderen.
Für die Bundestagswahl ist das bisschen Auseinandersetzung mit den Piraten irrelevant oder es wird sich sogar positiv auswirken. Für eine junge  Partei, die noch immer nicht der Großteil der Bevölkerung kennt, gibt es keine schlechte Publicity. Alles nützt ihrem Bekanntheitsgrad. Und das ist gut. (Was nicht heißt, dass sie nochmal Fehler machen muss. Wenn sie sich vermeiden lassen, bin ich sehr dafür, vorher nachzudenken.^^) Wichtig ist, wie die Piratenpartei damit umgeht. Ziemlich gut, meiner Meinung nach. Wichtig ist auch, wie ihre Anhänger damit umgehen. Und da kam es zu Beleidigungen, was ich klipp und klar scheiße finde. Und da kann ich dann manchmal fast verstehen, warum die Kritiker teils auch überreagieren. Lasst uns zurückkehren zu sachlichen Diskussionen. Das hat lange Zeit so gut funktioniert. Auch und gerade kurz vor der Bundestagswahl wäre es ein falsches Signal, in Panik zu geraten und über die Stränge zu schlagen.

5 Antworten zu “Warum Ti_Leo Piratenbashing gut findet

  1. Wenn man sich so manche Kommentare von Piraten durchliest, dann kan man sich schon nur schaemen. Aber die Anhaenger anderer Parteien sind nicht besser. Nur sind die Piraten unter denjenigen, die sich im Netz politisch interessieren, in der Mehrzahl, gerade auch in der Gruppe der Teenager, die sich eher nicht benehmen koennen. Wenn man so hoert, wie Jusos, JUler usw. aufeinander eindreschen, das ist auch kein Kaffeekraenzchen.

    • Ich glaube, wir sind einer Meinung, du findest dieselben Entwicklungen kritisch. Dass ich sie explizit für die Piraten thematisiere, liegt dran, dass mir die Piratenpartei sehr zusagt, ich zu bestimmten Dingen also einfach das Bedürfnis verspüre, mal kritisch zu hinterfragen.

  2. „Was mir nicht gefiel, war Popps Entschuldigung. […] Statt nochmal klarzustellen, dass sein Freiheitsbegriff auch einschließt, mit politischen Gegnern sachlich zu diskutieren, macht er auf Unkenntnis und diskreditiert dadurch nicht nur sich selbst, sondern die ganze Partei.“

    Full ack! *Natürlich* hätte er sich hinstellen und sagen müssen: „Oh, die sind rechts? Wußte ich nicht. Aber so fucking what? Es ist nicht unpiratig, denen ein Interview zu geben; es wäre unpiratig, denen *keins* zu geben!“

    Ziemlich bescheidene Aktion diese Entschuldigung…

    /Mario

  3. Fein fein. Bloß das suggerierte „Achtung, das sind Nazis!“ kann potentielle Interessenten / Wähler durchaus abschrecken.

  4. 100% ACK. Sowohl was das Recht auf Piraten Bashing angeht, als auch die JF Geschichte. Daher fand ich auch das Statement von Jens Seipenbusch so gut.

    Nun darf man dabei aber nicht vergessen, dass man auch sehr wohl das Recht hat auf Piraten Bashing zu antworten als Pirat und ebenfalls zu kritisieren…

    Eine Kleinigkeit wollt ich noch loswerden, finde ich ziemlich lustig:

    Es wird ja immer so gerne gejammert über den „Piraten-Mob“, der sich nicht benehmen könne in Blogs, bei Twitter, in Foren etc. Das liest man überall.
    Wenn ich mir aber die Kommentare etc. mal so durchlese, dann kann ich nicht sehen, dass manche Piraten sich da irgendwie anders (leider) als andere Trolle benehmen würden. Teilweise sogar im Gegenteil. Oft ist das Anti-Piraten-Geflame viel heftiger als die Reaktionen der Piratensympathisanten.

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