Ich mag Catwoman. Ich hab nie Comics mit ihr gelesen, schätze aber die Batmanfilme von Tim Burton sehr, in denen sie von Michelle Pfeiffer gespielt wurde. Offenbar mögen auch andere den Charakter, weswegen Catwoman beim Neustart ihre eigene Serie bekommen hat.
Cover: Das Cover hab ich schon vor längerer Zeit im Netz gesehen und ich muss sagen, es hat mich irritiert. Catwoman räkelt sich lasziv auf einem Gebäude herum. Ok, etwas Laszives gehört zu ihrem Charakter, aber die Pose ist trotzdem etwas seltsam. Warum sie sich aber ihres BHs und ihrer Maske entledigt hat, ist mir völlig unklar. Ich war nicht begeistert, das ist nicht die Catwoman, die ich mir erhofft hatte.
Story: Oje, eigentlich gibt es kaum eine. Catwomans Unterschlupf wird entdeckt und von bösen Buben in die Luft gesprengt. Catwoman braucht dringend einen neuen Unterschlupf und Geld. Um an Geld zu kommen, braucht sie einen Job. Um an einen Job zu kommen, macht sie die Bardame für ein paar Russen, um sie auszuhorchen. Sie erfährt von einem wertvollen Gegenstand und beschließt ihn „in der Nacht nach der nächsten“ zu stehlen. Oh, und sie bekommt Besuch.
Review: Das ist nicht meine Catwoman. In Catwoman #1 wird viel zu viel Platz einzig und allein dazu verwendet, Catwomans bzw. Selina Kyles Körper aus allen möglichen Perspektiven zu zeigen. Was sich Judd Winick dabei gedacht hat, verstehe ich nicht, dieser Comic wirkt, als wäre er von einem sabbernden Zwölfjährigen geschrieben worden. Bezeichnend, dass die ersten beiden Seiten wirklich nur aus Arsch und Brüsten bestehen. Und erst der „Cliffhanger“, der viel mehr ein Cumshot als alles Andere ist.
Catwoman #1 soll wohl sexy sein, ist dabei aber unerotisch. Die Figur bleibt flach und wirkt, was ich am Schlimmsten finde, total schwach. Klar, sie kann kämpfen, aber charakterlich bietet Catwoman irgendwie viel zu wenig. Ich mag, wie gesagt, die Catwoman aus dem Burton-Film. Die hatte einen Knacks, war aber aufgrund ihrer Widersprüche hochinteressant. Sie war erotisch, aber nicht verfügbar. Sie tat, in ihrer leichten Verrücktheit, was SIE für richtig hielt. In diesem Heft ist sie zu einer kurvigen Rothaarigen mutiert, die sich in ein hautenges Kostüm wirft und dann sexy durch die Gegend kämpft. Am Besten gefällt mir noch eine kurze, wirklich sehr brutale Szene, in der fast sowas wie Interesse bei mir aufkam. Diese böse, gewalttätige Catwoman- das war interessant. Wird aber sogleich wieder zugunsten einer eindimensionalen Catwoman aufgegeben.
Die Zeichnungen von Guillem March sind gar nicht schlecht, nur wird eben vor allem Energie darauf verwendet, Catwomans zahlreiche (und übertriebene) Rundungen darzustellen. Die Posen wirken teils lächerlich, aber das wär noch verzeihlich, schließlich hat Catwoman eine etwas eigene Art, sich zu bewegen. Das wäre für sich genommen nur ein kleiner Kritikpunkt. Interessanterweise gefallen mir die Szenen mit Selina Kyle größtenteils besser. Hier ist der rein voyeuristische Blick weniger präsent, was wirklich von Vorteil ist. Aber auch hier sind Brüste, Lippen und Netzstrumpfhosen immer noch zentraler als in den meisten anderen DC-Comics (Ausnahme ist wohl Red Hood And The Outlaws).
Fazit: Wie hier mit dem Charakter umgegangen wird, missfällt mir zutiefst. Catwoman ist ein spannender Charakter, aber hier verkommt sie zur Sexbombe für zwölfjährige Jungs. Der voyeuristische Blick in den Zeichnungen tut dazu das Seine.
Wer sich das Heft trotzdem kaufen will oder mehr Infos zu diesem und anderen Comics lesen mag, dem empfehle ich wie immer den(sic) Weblog des Comicladens Grober Unfug.
Hallo Kody,
wie Catwoman in der Vergangenheit behandelt wurde, weiß ich, wie geschrieben, als „Noob“ gar nicht (Dass ich darüber kaum etwas weiß, spricht dafür, dass da nicht allzuviel Tolles gemacht wurde).
So, wie sie hier dargestellt wurde, gefiel mir das aus den oben beschriebenen Gründen jedenfalls gar nicht. Ich habe nichts gegen Erotik in Comics, ganz im Gegenteil. Ich habe eher ein Problem damit, dass Selina eben weder als starke noch als gebrochene Frau rüber kommt. Beides hätte ich spannender gefunden als diese Softporno-Mist.
Meinungen sind verschieden, Catwoman ist offenbar für eine Zielgruppe geschrieben, der ich nicht angehöre. Mein Review ist vielleicht etwas zu hart (wobei ich mir Mühe gab, auch die aus meiner Sicht eher gelungenen Dinge zu beschreiben), aber hey, wenn es dich nicht davon abgehalten hat, dir das Heft zu kaufen, ist alles im Lot, oder?
Danke für deinen Kommentar, ich freu mich immer, wenn hier jemand was sagt, die Mehrzahl liest ja leider stillschweigend.
Ti
Nachdem ich’s letzte N8 gelesen habe, finde ich Dein Review etwas übertrieben. Hatte Catwoman erst gar nicht auf dem Schirm, obwohl ich Batman stets sehr mochte. Doch fand ich sie im Gegensatz zu anderen Batman-Gegnern/Mitstreitern nie sonderlich interessant. Und bei ’ner Lack-und-Leder-Tussi geht mir auch keiner ab, egal ob sie künstlerisch-erotisch oder freizügig-plump daherkommt.^^ Nachdem ich dann von der skandalumwitterten Sexszene gelesen hatte, hab ich’s mir trotz Deiner harten Kritik ins Abo-Fach legen lassen und war überrascht. Werde auch die #2 lesen. Möchte wissen, wie’s weitergeht. Ich kann Deine Meinung durchaus nachvollziehen und gebe Dir recht, dass es nicht die derbste Story hatte. Nur kam es mir gar nicht so vor beim Lesen, dass mir da ständig ihre Rundungen vor die Linse gehalten wurden. In den Situationen fand ich es passend und keineswegs störend, sogar hip, modern, wenn auch sicher nicht erotisch, was ich bei „maskierten Abenteurern“ aber auch nicht erwarte. Insgesamt war’s ziemlich flott, nie hohl und es hat mich nicht gestört, dass es nicht tiefgreifend oder innovativ war. Das Schlimmste ist wirklich noch das Cover. Gibt für mich keinen guten Vorgeschmack auf das Heft.
Die Sexszene war dann auch nicht so krass wie mancherorts gehypet. Da war ja vorher mehr zu sehen!! Dass da so ein Brimborium drum gemacht wurde – in den USA okay – aber hier im sexuell befreiten Europa, nee, nee, nee, nich‘ mit mir, Du. :)
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