Jetzt auch in ihrem Duden:
Das schöne Wort „Shitstorm“ hat endlich eine offizielle Dudendefinition bekommen. Damit ist es ein richtiges deutsches Wort und nicht mehr Internetslang. Im Duden stehen die guten, die anerkannten Wörter. Ich mag das Wort und ich finde es schön, dass der Duden wenigstens halbwegs am Puls der Zeit ist und registriert, dass Sprache sich verändert.
Andere Worte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!), die mit der 26. Ausgabe des Dudens neu aufgenommen worden, stammen ebenfalls aus dem Bereich EDV (sagt das eigentlich jemand? IT? Besser, oder?): Social Media, App, Facebook, Digital Native, Gaming, QR-Code, Micropayment, E-Book-Reader, Netzsperre, Onlinerecherche, Flashmob und: Compi. Wegen Letzterem: Fragt mich nicht. Angeblich ist das ein Kosewort für Computer. Die restlichen Worte verwende ich im Alltag aber tatsächlich recht häufig. Na gut, Onlinerecherche würde ich wahrscheinlich nie formulieren. Insgesamt wurden wohl über 5.000 Worte neu aufgenommen.
„Swipen“ (also mit dem Finger über das Display eines Smartphones oder Tablets wischen, um zu navigieren, hat es allerdings nicht bis zur Aufnahme geschafft. Hier entschied man sich für das meiner Wahrnehmung nach ungebräuchliche Wort „Fingergeste„. Ich kenne keinen, der das sagt.
Die Möchtegern-Sprachschützer vom „Verein Deutsche Sprache“ sind naturgemäß schockiert.
Falls ihr euch fragt: Wie läuft das eigentlich mit den neuen Wörtern? Wer wählt die aus und was sind die Kriterien? Hier die Antwort: Wie kommt ein Wort in den Duden?
Wieso sollte ich mir eigentlich vorschreiben lassen, welche Wörter ich benutzen darf und welche nicht? Wieso soll der VDS oder der Duden dies besser wissen als ich und meine Gesprächspartner_innen.
In der Geschichte sind immer wieder Wörter aus verschiedenen Sprachen in die deutsche Sprache gekommen, einige sind wieder gegangen und andere sind geblieben und haben sich angepasst oder auch nicht.
Zu glauben, dass durch die Aufnahme von englischen Lehnwörtern die deutsche Sprache in Gefahr gerät, gehört für mich in die selbe Abteilung wie zu glauben, dass sich Deutschland durch Einwanderung von Menschen abschafft. Beides ist großer Unsinn.
Ich möchte eher mal wissen, was dieses „vernünftige Deutsch“ ist und wo es gesprochen wird.
Leserbrief
Durch die Aufnahme von zahllosen Anglizismen und Neusprechwort – Hülsen in den neuen Duden, hat sich die Redaktion von ihrer eigentlichen Aufgabe distanziert und den Absichten Konrad Dudens einen Bärendienst erwiesen. Statt dem geneigten Benutzer Sicherheit im Sprachempfinden zu gewähren und ihm einen Leitfaden für gutes und gültiges Deutsch an die Hand zu geben, wird deregulierter Kauderwelsch dargeboten, der solchen Entgleisungen in Zukunft als Legitimation dienen könnte nach dem Motto “es steht ja im Duden“.
Der Verein für Deutsche Sprache VDS in Dortmund sieht den Duden bereits als Anwärter für den Sprachpanscherpreis 2013 in der engeren Wahl. Es ist kaum denkbar, daß der Duden wegen der Zurschaustellung meist kurzlebigen Jargons seinen Ruf so sehr aufs Spiel zu setzen wagt. Dabei ist eine deutliche Mehrheit in Deutschland laut Umfrage gegen die Aufnahme solcher Elaborate.
Wenn auch die deutsche Sprache von heute mit der Goethes und Schillers nicht mehr vollständig deckungsgleich ist, so sollte sie wenigstens wiedererkennbar sein.Es wäre ehrlicher gewesen, der Duden hätte seine seine neueste Ausgabe in Esperanto verfasst.. Würde es beim gegenwärtigen Debakel bleiben, so könnten Ausländer in Zukunft kein vernünftiges Deutsch mehr lernen und auch die Goethe – Institute im Ausland wären wohl bald überflüssig. Doch glaube ich kaum, daß sich die deutsche Sprache so einfach abschaffen läßt und so bleibt doch etwas Hoffnung nach dem Motto „Kein Unglück ewig“