True Fruits will keine Smoothies mehr verkaufen

Anders ist das kaum zu erklären. Zum Hintergrund: True Fruits schreibt auf die Flaschen seiner Smoothies gern mehr oder weniger witzige Sprüche. So auch bei seiner „Black Edition“.

„Hast du schon mal einer hässlichen Freundin, die aber total lieb ist ein Date besorgt? So fühlen wir uns gerade mit dem white, unserem wohl leckersten Smoothie, der aufgrund seiner blassen und unfruchtigen Optik leider viel zu selten in den Genuss eines knisternden Rendezvous mit Dir kommt. Was blieb uns also anderes übrig, als das Licht auszuknipsen, damit Du dich einzig und alleine auf seine inneren Werte konzentrieren kann.#schluckimdunkeln“

Hmm. Ist das lustig? Nö. Das ist eigentlich ziemlich blöd. Entsprechend gab es auch Kritik. Soweit ist das (traurigerweise) noch kaum ein Skandal. Passiert ständig. Wichtig ist, grad in sozialen Medien, wie mit der Kritik umgegangen wird. Und genau da hat True Fruits es total verkackt.

True Fruits Smoothies Sexismus Lookismus #ichkaufdasnicht

Statt die Kritik ernstzunehmen, macht man sich lieber drüber lustig und stellt klar: Wir finden das lustig. Wir sind nicht bereit, auf Kritik einzugehen. Wenn ihr unseren Humor Lookismus und Sexismus nicht lustig findet, trinkt doch unseren Smoothie nicht. Ein Gefallen, den ich True Fruits nur zu gerne tue.

Schluckteurenscheissdochalleine True-Fruits

Das Bild stammt von Indyvegan.org (CC BY-NC-ND 4.0). Die Edition “Lookistischekacke.” kommt von Justveganthings.

Als jemand, der auch beruflich mit Social Media zu tun hat, finde ich das Verhalten von True Fruits nur schwer erklärlich. Statt sich einfach der Kritik zu stellen und damit einem Shitstorm und darauf folgenden Boykotten zu entgehen und weiterhin ein ziemlich okayes Image zu behalten, reagierte man lieber mit Kundenbeschimpfung.

Dabei behauptet man von sich sogar:

„Und deshalb sind wir auch zur Stelle und hören zu, wenn ihr Fragen habt, süchtig nach unseren Smoothies seid oder einfach ein Schwätzchen mit uns halten wollt. Einfach durchklingeln bei unserer kostenlosen true fruits Suchtberatung: 00800 55 88 55 22“

Erreicht hat man durch so eine Reaktion lediglich, die Marke True Fruits zu beschädigen. Ich mein, Smoothies! Die sind doch eher was für problembewusste Menschen (umweltbewusst, gesundheitsbewusst, qualitätsbewusst, usw). Sich da beim so wichtigen Thema Diskriminierung ahnungslos und ohne Gespür für die Zielgruppe zu zeigen, wird sich rächen. Schließlich gibt es sympathischere Alternativen.

Mehr dazu bei Indyvegan.

14 Antworten zu “True Fruits will keine Smoothies mehr verkaufen

  1. Man kann sich über so ein selbstbewusstes Auftreten aufregen — man kann es aber auch lassen. Ich hätte es an True Fruits Stelle genau so gemacht. Wie man jetzt, 4 Jahre später sieht, nicht die falscheste Entscheidung.
    Leute beschweren sich zu viel.

    • Kritikresistenz ist so gar nicht, was ich unter „selbstbewusstes Auftreten“ verstehe tbh. Tiefpunkt waren wohl die Eier aus Stahl. Das hatte so offensichtlich viel mit verletzten Gefühlen zu tun, aber wenig mit gutem Brandbuilding. Marketing, das fast nur durch „Kontroversen“ auf die Marke aufmerksam zu machen weiß, ist definitiv nicht optimal. Bei so ner schönen Marke wie True Fruits erst recht. Der Umsatz ist, soweit ich das schnell ergoogelt habe, jedenfalls im letzten Jahr gesunken. Nur gering, aber die Marketingstrategie nutzt sich wohl doch langsam ab, und/oder schlimmer, das Image von True Fruits selbst leidet.

      Dabei hat Nicolas (der soweit ich informiert bin, das Marketing verantwortet) es ziemlich drauf, eigentlich. Mir unverlangt Gratisproben inklusive persönlichem Gruß zu senden, nachdem ich bei Twitter was Negatives zur Marke schrieb, war Sahne! Passt viel besser zu einem Smoothie, mit dem ich gern gesehen werde, weil er überall gut ankommt. Weil er selbstbewusst genug ist, andere Menschen nicht absichtlich zu verletzen, und falls doch, zumindest nachher den Arsch in der Hose hat, um aus Fehlern zu lernen. Für mich immer noch unverständlich, wieso Nicolas seine Kreativität nicht (ge)nutzt (hat), um True Fruits als astreine Love Brand zu positionieren, ohne die immer blöderen und langweiligeren „Kontroversen“. True Fruits hat ne tolle Story, Studenten, die ein erfolgreiches Unternehmen gründen usw. Gutes, trendiges Produkt. Budget scheint auch da zu sein. Mit etwas Kritik- und Lernfähigkeit lässt sich das immer noch leicht kitten. Es wird aber Zeit. Gegen bspw. fritz-cola sieht True Fruits mittlerweile einfach alt aus, was kreatives und mutiges Marketing angeht.

  2. Pingback: Gut designte Flaschen beschädigen ihre Marke - FORSCHUNGSTORTE

  3. Ich fand den Spruch nicht so schlimm. Aber wie die Reaktion von TrueFruits verpackt war schon. An sich finde ich es sachlich betrachtet nicht schlecht als Unternehmen so authentisch seine Meinunung zu vertreten. Das hat was an sich und ist nicht das was ich scheinheiliges sonst gelesen habe. Aber ich finde, dass es zu großem Teil auch sehr arrogant klingt, nach dem Motto eigentlich scheißen wir auf Kunden, die andere Meinung haben. Wir brauchen keine Kunden und die zwingt ja keine es zu kaufen. Als ob das Unternehmen hier allen einen Gefallen macht und die Smoothies zum Selbstkostenpreis vertickt. Ne, diese Haltung kann ich einfach nicht akzeptieren, denn ich fände schon besser wenn dem Unternehmen seine Kunden wichtig sind. Man hätte es sicher auch anders verpacken können. An einer anderen Stelle im Netz habe ich ein Inverview mit dem Trio gelesen. Dort (bevor ich überhaupt erfahren habe was vor einem Jahr passiert ist) waren die stolz darauf wie sie den Shitstorm bewältigt haben.

    Den Spruch finde ich so lustig wie den Pocher, also überhaupt nicht. Wäre mir auch egal. Platt und abgedroschen, aber ich kaufte die Smoothies ja wegen des Inhalts und nicht wegen der Sprüche da drauf. Aber es ist doch logisch, dass solche Aussagen immer irgend jemanden treffen. Warum also überhaupt solche Themen aufgreifen?

    Nach dem ich erfahren habe wie das Unternehmen über ihre Kunden denkt, überlege ich es mir ob ich weiterhin diese Smoothies kaufe.

    • Hallo Alex, sehe ich ziemlich genauso. Derlei hat True Fruits eigentlich nicht nötig. Die waren eine sympathische Marke, ihr größter Konkurrent (Innocent) gehört zum Coca Cola-Konzern. Meine Sympathie war immer klar auf Seiten von True Fruits. Aber wegen ihres Marketings kaufe ich mittlerweile beide Marken nicht mehr.

  4. Also ich, als Frau wohlgemerkt, die früher öfter mal „Die hässliche Freundin“ war, finde den Spruch absolut genial!
    Ist es jetzt schon verboten witzige Wahrheiten aufzuschreiben?

    Zudem finde ich es absolut klasse, das ein Unternehmen zu seinen Sprüchen steht, und nicht bei der kleinsten Kritik „Den Schwanz einzieht“.
    Würden sie sich entschuldigen, oder die Sprüche nicht mehr verwenden, wären all jene enttäuscht, die diesen Humor lieben, und das sind sicher mehr, als ein paar unsichere Frauen!

    • Es ist nicht einmal verboten, diskriminierende Vorurteile zu verbreiten, sonst wäre diese Werbung nie erschienen. Witzige Wahrheiten sind sogar gern gesehen, das trifft bloß hier nicht zu.

      Zum Umgang mit Kritik kann man verschiedener Meinung sein. Es sind aber beileibe nicht bloß „ein paar unsichere Frauen“, die sich an derlei Werbung stören und störten.

  5. Wer sich bei sowas diskriminiert fühlt, hat ein ganz anderes Problem als Smoothies!

  6. > Als jemand, der auch beruflich mit Social Media zu tun hat, finde ich das
    > Verhalten von True Fruits nur schwer erklärlich.

    dann bist du in deinem job aber nicht besonders gut. noch besseres marketing könnte ich mir kaum vorstellen. die zielgruppe ‚feministinnen‘ ist um einiges kleiner als die zielgruppe, welche diese aktion gut findet.

    > Erreicht hat man durch so eine Reaktion lediglich, die Marke True Fruits zu
    > beschädigen.

    nein, sie haben mit dieser aktion das gegenteil erreicht und auch dank eurer empörung leute mit ihrer werbung erreicht, die sonst nie von tf gehört haben. stichwort ‚barbara streisand effekt‘. anscheinend kennst du viele basics des marketings überhaupt nicht.

    • Well… Deine beschränkte Vorstellungskraft kannst du kaum mir vorwerfen. Meine fachliche Eignung in Zweifel zu ziehen ist bei derlei Unkreativität unangebracht, geb ich aber auch nicht wirklich was drauf, wenn es anonym in einem Kommentar zu einem meiner Texte passiert.

  7. Pingback: Gut designte Flaschen beschädigen ihre Marke | forschungstorte

  8. Ich habe auch beruflich mit Social Media zu tun und finde die Reaktion, den Auslöser der ganzen Diskussion mal außen vor gelassen, eine der besten Seit langem.
    Mal nicht alles zu Tode diskutieren,
    Mal nicht auf einen für alle nachvollziehbaren Konsens kommen,
    Mal nicht klein beigeben und seine eigene Meinung verstecken (die man teilen kann oder auch nicht, darum geht es mit hier nicht).

    Ich glaube True Fruits hat mit dieser Reaktion sehr an seinem Image gearbeitet und zwar größtenteils im positiven, da viele Leute sich davon unterhalten fühlen, bzw. es in das Momentan wieder sehr gängige Horn gegen p.c. und Hypokriten stößt.

    • Hallo Hendrik, danke für deinen Kommentar. Ich sehe das offensichtlich anders, halte es nicht für schlau oder sinnvoll sich als Unternehmen „gegen p.c.“ zu positionieren, aber ich weiß, dass einige Menschen das ähnlich sehen wie du. Und ob das Image jetzt besser oder schlechter ist und ob ein Mehr an Bekanntheit das aufwiegt… weiß sowieso niemand.

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