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„Ich weiß, dass ich nichts weiß. Glaube ich.“ – Das neue Lexikon des Unwissens

Kathrin Passig war so nett, mir ein Exemplar des „Neuen Lexikons des Unwissens“ zu senden. Hab es gestern ausgelesen. Eine Rezension folgt nach dem Bild.

„Das neue Lexikon des Unwissens: Worauf es bisher keine Antwort gibt“ (so der volle Titel) ist sowohl Nachfolgebuch als auch Ergänzung zum „Lexikon des Unwissens“ aus dem Jahr 2007 von Kathrin Passig und Aleks Scholz. Am „Neuen Lexikon des Unwissens“ schrieb zusätzlich Kai Schreiber mit.

Es beschäftigt sich mit Dingen, bei denen wir ziemlich sicher sind, dass wir wenig bis nichts über sie wissen. Das betrifft erstaunlich viele Themen, unter Anderem Zitteraale, den weiblichen Orgasmus, Zeit, Radioaktivität und ironischerweise auch Wissen und Wissenschaft selber. Die Bandbreite ist groß und deckt von Mathematik, Biologie, Medizin bis zur Populärkultur so ziemlich jedes Themengebiet ab. Manches Unwissen ist ziemlich speziell und für Laien unter Umständen eher uninteressant (Wer sich schon mal mit Qualia beschäftigt hat, fühle sich hier ausdrücklich ausgenommen), meistens treffen die Autoren aber auch im zweiten Lexikon Themen, an denen man als Leser ein grundsätzliches Interesse mit bringt und überraschen oder verunsichern einen dann mit neuen interessanten Details. Als Laie mit Allgemeinbildung hat man den meisten Spaß. Man wird zwar mitunter durchaus gefordert, aber insgesamt sind die jeweils etwa zehn Seiten langen Beiträge gut lesbar, weder trocken noch belehrend und werden häufig durch anschauliche Beispiele illustriert. Profis werden angesichts des massentauglichen Niveaus der Texte sicherlich nicht viel Neues über ihr jeweiliges Fachgebiet erfahren, aber die sind schließlich auch nicht die Zielgruppe.

Ist ein Lexikon des Unwissens lehrreich? Die Antwort ist ein klares Ja. Man sollte ein gewisses Faible für Wissen mitbringen, auch scheinbar unnützes. Ist diese Voraussetzung gegeben, ist das „Neue Lexikon des Unwissens“ eine wahre Fundgrube an Informationen. Der Leser lernt neue (oder alte) Theorien kennen und ansatzweise verstehen, wird mit seltsamen „Fakten“ (in Anführungszeichen, weil Fakten auch so eine Sache sind, aber lest einfach selbst, das kommt im Buch vor) konfrontiert und weiß am Ende zumindest etwas mehr darüber, was wir so alles (immer noch) nicht wissen.

Die Texte im „Neuen Lexikon des Unwissens“ sind alphabetisch angeordnet, das Buch muss also nicht von vorn nach hinten komplett gelesen werden, sondern man kann einfach ein Thema, das einen grad interessiert, im Inhaltsverzeichnis auswählen und den entsprechenden Beitrag lesen. Die etwa 290 Seiten sind schnell gelesen, länger als zwei bis drei Tage dürfte die Lektüre kaum dauern.

Insgesamt ist das „Neue Lexikon des Unwissens“ eine unterhaltsame und durchaus lehrreiche Lektüre. Die einzelnen Artikel taugen perfekt zur lockeren Diskussion mit Anderen, nach dem Motto: Wusstest du, dass wir immer noch nicht wissen, warum genau Frauen eigentlich ihr Leben lang Brüste haben?

Wie ich das Tal der Ahnungslosen entdeckte- Ti bespricht „Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“

Da Kathrin Passig ja so nett war, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken, habe ich mich eben mal endlich an die Rezi bei Amazon gemacht. Da ich hier auch eine Renzensionsparte habe, die ich bisher aber noch nicht nutzte, poste ich das einfach nochmal auf meinem Blog und eröffne damit die Rezensionen.

Verirren. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene von Kathrin Passig und Aleks Scholz ist eigentlich keine Anleitung. Oder anders: Es ist viel mehr als eine Anleitung zum Verirren. Es ist, je nachdem was man daraus macht, in weiten Teilen sogar eine Anleitung, um sich nicht zu Verirren.

Das Buch ist in 3 Teile gegliedert, schlicht „Anfänger“, „Fortgeschrittene“ und „Experten“ überschrieben. Diese 3 Teile werden umschlossen von einer „Einleitung“ und dem „Schluss“.

Passig und Scholz pflegen einen sehr angenehmen Schreibstil. Das Buch ist in keinster Weise schwierig zu lesen, über weite Strecken witzig und auf angenehme Weise lehrreich. Leichte Lektüre und problemlos in wenigen Stunden lesbar.

Der gesamte 1. Teil stellt, neben kurzen Verirrungen und einem ersten, vorsichtigen Blick auf die Ursachen von Verirrungen, Methoden dar, sich aus der Verirrung wieder zu befreien, ließe sich also auch gut nutzen, um sich erst gar nicht zu verirren. Allerdings macht er Lust aufs Verirren, in halbwegs sicherem Terrain. Mit dem Wissen um den Weg zurück, mag man sich sehr gern mal wieder verlaufen. Diesen 1. Teil fand ich sehr informativ, auch wenn ich nicht viel Neues gelernt habe, so frischte er vorhandenes Wissen unterhaltsam wieder auf.

Der 2. Teil für Fortgeschrittene geht detaillierter auf die Frage ein, wie es eigentlich kommt, dass wir uns verlaufen, mit besonderem Blick auf das Gehirn (der innere Kartograph). Der Leser erfährt mehr über das Phänomen Verirrung und bekommt Tipps zum richtigen Verhalten in einer fortgeschrittenen Verirrung. Das wird garniert mit astreinen Abenteuergeschichten, die dem Leser klar machen: Fortgeschrittene Verirrungen sind etwas ganz Anderes, als in Berlin mal kurz nicht weiter zu wissen. Sie sind gefährlich, potentiell tödlich und sie hören meist auch nicht einfach so auf. Auch wird die eine oder andere absurd erscheinende Verirrung geschildert, oder können sie sich vorstellen, dass man ums Leben kommen kann, weil man nachts, allein auf weiter Flur zwar, ansonsten aber gut ausgerüstet, zum Schlaf gebettet, mal kurz Wasser lassen musste?

Der 3. Teil, „Experten“ überschrieben, vertieft das Wissen des Lesers über Orientierungsmethoden, Veirrensursachen und wie man sich in einer Verirrung am besten verhält. Passig und Scholz erklären uns den inneren Kartografen genauer und philosophieren ein bisschen über das Verirren, den Fortschritt und Zen („Hier sein“).

Ein wirklich schönes Buch und ein gutes Beispiel, dass populärwissenschaftliche Literatur sehr lehrreich sein kann, wenn die Autoren sich die richtigen Themen wählen.

Rezensionsexemplar „Verirren: Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ ist angekommen und Twitter ist überlastet

Twitter ist mal wieder kaputt (naja, over capacity) und das Rezensionsexemplar zu „Verirren: Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene“ ist endlich angekommen (lag wohl seit 2 Wochen in der Autolackiererei im Innenhof, hat sich quasi verirrt, haha). Werd es also wohl zwischen meine sonstigen Bücher schieben (Steven Erikson „Malazan Book of the Fallen“ und viel zu viele andere) und mich danach an eine Amazon-Rezension machen.

Also jetzt: Kaffee kochen, dann auf die Couch und schmökern, warum Verirren so erstrebenswert ist. Hab so ´ne Ahnung. Ich spaziere gern planlos in unbekannten Städten und Stadtteilen herum. Gibt kaum bessere Möglichkeiten, eine Stadt kennenzulernen, als sie ohne Ziel zu durchwandern. Dabei kommt mir zugute, dass ich mich außergewöhnlich schlecht orientieren kann.

Beste Voraussetzungen, um ein Buch über das Verirren zu mögen, meint ihr nicht? (Es geschenkt zu bekommen, schadet natürlich auch nichts.)