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Frauen in Comics: Podcast, Comicempfehlungen und ganz viel Liebe

Hamster gelten ja gemeinhin und zurecht als wenig sozial, aber ich war in den letzten Wochen für meine Verhältnisse ziemlich umtriebig. Neben meiner Teilnahme am Megaquitzchenmittwoch gab es noch eine Premiere für mich: Ich habe an einem Podcast mitgewirkt. Jawohl. Zum allerallerallerersten Mal. Hier geht’s zum Podcast. Eine Zusammenfassung aller bisher erschienenen Beiträge zum Megaquitzchenmittwoch findet ihr hier. Ich finde alle bisherigen ähem… Erfahrungsberichte auf ihre Weise lesenswert, mein Beitrag zum Megaquitzchenmittwoch inklusive der Einleitung von Quitzi höchstselbst ist aber natürlich der Beste)

Powergirl Terry MooreBildquelle

Ich konnte ziemlich leicht zum Podcasten überredet werden, schließlich ging es im Podcast von Yay, Comics! und dem Groben Unfug um Frauen im Comic. Es trafen also zwei Themen aufeinander, die mir sehr am Herzen liegen. Mike, Quitzi, Carlito, Ein Comicleben sowie meine Hamsterigkeit haben also im Comicladen Grober Unfug in Berlin ein knappes Stündchen darüber geredet, wie die momentane Darstellung von Frauen in Comics unserer Wahrnehmung nach so ist (eher mies), woran es liegen könnte, dass Frauen so oft scheiße dargestellt werden und was man tun könnte, um das zu ändern. Außerdem haben wir aktuelle Comics dem Bechdeltest unterzogen und positive sowie negative Beispiele benannt.

Das Ganze ist, vertraut man dem bisher ausschließlich positiven Feedback, ziemlich unterhaltsam und sogar ein bisschen lehrreich und ich habe mich nicht halb so oft versprochen, wie ich vorher befürchtete. Natürlich konnten wir viele Themen auch nur anreißen und haben bestimmt Manches vergessen oder sogar etwas Falsches erzählt. Könnt ihr euch ja mal anhören. Falls ihr Rückmeldungen habt, egal ob positiv oder negativ, immer her damit.

Der Podcast trägt den Titel „Kraftmädchen & Wunderfrauen“.

Für mich die interessanteste neue Erkenntnis aus dem Podcast: Ich wähle meine Comics intuitiv so aus, dass sie männliche und weibliche Charaktere in etwa gleich behandeln. Daher fallen mir Empfehlungen vergleichsweise leicht:

Animal Man“ beschäftigt sich viel damit, was es bedeutet, ein Superheld zu sein, der Familie hat. Hier gibts mein Review zu Animal Man #1.

Wonder Woman“ wird geschrieben von Brian Azzarello und gezeichnet von Cliff Chiang, später dann immer wieder von Tony Atkins. Diana macht seit dem Neustart so Einiges durch, ist und bleibt aber ein toller Charakter. Hoffentlich kann sie bald wieder ihre Stärke beweisen. Wonder Woman #1 habe ich ebenfalls besprochen.

Demon Knights“ ist ein Fantasycomic, mit starken männlichen und weiblichen Heldinnen (Madame Xanadu!) und steckt voller überraschender Wendungen. Komisch, dass ich ausgerechnet „Demon Knights“ in meinem Rückblick auf die ersten 10 Ausgaben der DC New 52 vergessen habe.

Comics von Greg Rucka (Stumptown, Batwoman Elegy, Whiteout) und Terry Moore (aktuell: „Rachel Rising“, davor „Echo“ und „Strangers in Paradise“) sind eigentlich immer lesenswert. Rucka schreibt tolle Frauenfiguren (Ich liebe Dex Parios aus „Stumptown“. Privatdedektivin wider Willen. Ein liebenswerter Charakter mit Stärken und Schwächen, Ecken und Kanten. Dex wirkt einfach real und sympathisch). Terry Moore hat ebenfalls fast immer zutiefst sympathische Protagonistinnen. Das liegt auch an den tollen Zeichnungen. Moore respektiert seine Figuren und nimmt sie ernst und das sieht man.

Mind MGMT von Matt Kindt ist sehr mysteriös und wirkt insgesamt ausgesprochen independent. Eine Journalistin versucht einem Geheimnis auf die Spur zu kommen und von da an wird alles erst recht geheimnisvoll. Die Wasserfarbenoptik ist spektakulär.

Saga, von Brian K. Vaughan und Fiona Staples ist eine Art Space-Opera (allerdings bisher meist auf der Oberfläche von Planeten spielend), in der wir die Versuche eines jungen Paares verfolgen, mit ihrem Neugeborenen eine sichere Zuflucht zu finden. Ein bisschen ist ihre Beziehung wie die von Romeo und Julia, ihnen wurden viele Steine in den Weg gelegt. Beide sind großartige Protagonisten. „Saga“ schafft es immer wieder, positiv zu überraschen, sowohl visuell als auch inhaltlich. Das Cover von Nummer 1, hat in den USA sogar einen kleinen Skandal ausgelöst. Es wurde darüber diskutiert, ob es ok ist, wenn eine Frau auf einem Comiccover ihrem Kind die Brust gibt. Jaja, lesen!

Alabaster: Wolves„, geschrieben von Caitlin R. Kiernan, die sonst Romane schreibt, kann ich auch nur wärmstens empfehlen. Dancy Flammarion ist einfach zu cool. Sieht außerdem super aus. Für den kleinen Grusel zwischendurch perfekt. Hier gehts zum Review.

Captain Marvel“ ist der einzige Marveltitel, den ich empfehlen kann. Die ehemalige Ms Marvel Carol Danvers wird zu Captain Marvel. Die Zeichnungen sind anfangs gewöhnungsbedürftig (vor allem, da das tolle Cover in ganz anderem Stil gehalten ist), insgesamt ist Captain Marvel #1 aber ein tolles Heft und sehr lesenswert. Geschrieben wird „Captain Marvel“ von Kelly Sue DeConnick, not the Wife of Matt Fraction.

In „Saucer Country“ wird die Präsidentschaftskandidatin Arcadia Alvarado von Aliens entführt. Oder doch nicht? Der Comic von Paul Cornell, gezeichnet von Ryan Kelly, ist ziemlich mysteriös und gut. Arcadia ist eine knallharte Politikerin. In den letzten Heften ist sie ein wenig in den Hintergrund gerückt. Ich habe aber die Hoffnung, dass sich das bald wieder ändert.

An älteren Comics: „Sandman„! Aber den sollte sowieso jeder Comicfan -und eigentlich überhaupt jeder Leser- gelesen haben. Air von G. Willow Wilson kann ich euch auch ans Herz legen. Ende der selbstverständlich unvollständigen Tipps.

Wer nach dem Genuss des Podcasts weiterlesen will, findet bei Yay, Comics! Linktipps, ich lege euch besonders Comicbookgrrrl.com und Escher Girls ans Herz. Ersterer ist ein feministischer Comicblog und sehr spannend zu lesen. Auf die Idee, den Bechdel-Test auf Comics anzuwenden, bin ich dort gestoßen.

Escher Girls sammelt misslungene Darstellungen von weiblichen Figuren und ist, auch wenn es natürlich eigentlich zum Heulen ist, dank der Peinlichkeit vieler Zeichnungen, sehr witzig anzuschauen. Immerhin stammen viele dieser Zeichnungen aus Mainstreamcomics, die von tausenden Lesern gelesen und angeschaut werden und einen langen Prozess durchlaufen mussten, ehe sie erscheinen konnten. Dass da dann solche „Fehler“ passieren können, ist sowohl bezeichnend als auch hochnotpeinlich für die MacherInnen.

Ich war vor dem Podcast recht aufgeregt, immerhin widerstrebt es mir schon, mit Menschen zu skypen oder zu telefonieren. Da kostete es schon Überwindung, Dinge zu sagen, die immer für jeden nachhörbar sind. Zumal bei einem Thema, das mir so wichtig ist. Aber ich hatte dann aber viel Spaß bei den Aufnahmen und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Daher bedanke ich mich nochmal bei allen Beteiligten und sage: Gern einmal wieder!

DC New 52 Wonder Woman #1 Review – Amazonen ftw!

Als ich hörte, dass Wonder Woman #1 von Brian Azzarello geschrieben wird, war klar, dass ich es mir holen würde. Azzarello kenne ich von 100 Bullets, Wonder Woman nur dem Namen nach. Auf geht’s!

Wonder Woman #1 Cover

Cover: Wonder Woman #1 hat eines der ungewöhnlicheren Cover bekommen. Alles Andere als realistisch, eher stilisiert, mit dicken Linien, wirkt es nicht sehr dreidimensional. Mit dem Wonder Woman-Cover habe ich mich länger beschäftigt als mit den meisten anderen (Ausnahme: Animal Man). Ich war anfangs unentschlossen, ob ich es mag oder nicht. Aber je länger ich es begutachtete, umso lieber mochte ich es. Es macht einfach Lust auf den Comic, versprüht Energie und ist aufgrund des Stils interessant. So stelle ich mir eine Amazone vor. Sehr gutes Cover. (Fun Fact: In früheren Versionen des Covers hatte Wonder Woman eine Hose an. Warum man ihr die für das entgültige Cover entfernt hat, weiß wohl nur DC. Sei’s drum.)

Story: Seltsame Dinge passieren in Zolas Leben. Eben noch führte sie ein ruhiges Leben auf einer Farm im Nirgendwo und jetzt steht plötzlich ein blauhäutiges Etwas mit Alienaugen in ihrem Haus und verkündet, dass sie die Farm sofort verlassen muss oder sterben wird. Kurz bevor Zola von zwei Zentauren niedergetrampelt wird, wirft ihr das blauhäutige Wesen einen Schlüssel zu, der sie direkt nach London, zu Wonderwoman ins Schlafzimmer teleportiert. Diese findet das eher unlustig, aber als sie den Schlüssel in Zolas Hand entdeckt, weiß sie, das Gefahr droht und verspricht, das Problem zu lösen und Zola zu beschützen. Währenddessen versucht ein Sohn des Gottes Zeus, zu verstehen, was für einen perfiden Plan sein Vater im Hintergrund ausheckt und wo er sich versteckt.

Review: Wonder Woman #1 habe ich in dieser Woche zuerst gelesen, weil ich wissen wollte, ob es mir zusagt. Ich mag Azzarello und er enttäuscht nicht. Wonder Woman #1 strotzt vor Action, zugleich fesselt es mit einer Vielzahl an Andeutungen. Hier wird der Leser direkt ins kalte Wasser geworfen, erst nach und nach zeichnet sich eine größere Geschichte ab. Am Ende bleibt man etwas verwirrt, aber interessiert, zurück. Azzarello gelingen (auch dank des Zeichners Cliff Chiang) einige bemerkenswerte Szenen. Wie die Zentauren aus enthaupteten Pferden wachsen ist dabei sicher das gruselige Highlight. Azzarello hat sich schlauerweise die spannendste Info für das Finale des Heftes aufgehoben. Seine Wonder Woman gefällt mir ausgesprochen gut, vor allem nach dem Catwoman-Desaster. Wonder Woman ist stark. Im Vergleich zu Zola ist sie riesig. Sie wehrt Pfeile mit den Händen ab, kämpft furchtlos gegen Zentauren – so gefällt mir das.

Dazu die wirklich tollen Zeichnungen von Cliff Chiang, die mich teilweise an Jeff Lemire erinnern. Chiang zeichnet nicht sehr detailliert, sondern ist eher auf Stimmung und Atmosphäre bedacht. Die Horrorszenen in Wonder Woman #1 sind wirklich gruselig, in den Actionszenen kommt die Rasanz und Brutalität des Kampfes gut rüber, die Charaktere sehen sympathisch aus – wirklich gute Arbeit, Wonder Woman hebt sich hier klar vom Superhelden-Durchschnitt ab.

Fazit: Azzarello und Chang liefern mit Wonder Woman #1 überdurchschnittliche Qualität ab. Wonder Woman ist mit seinem Mix aus Action und Mythologie und seinen sympathischen Protagonisten einer der besten Neustarts im DC-Universum und eine der Serien, die ich auf jeden Fall weiter lesen möchte.

Für weitere Infos rund um Comics lege ich euch wie gewohnt, den Weblog des Berliner Comic-Ladens Grober Unfug ans Herz.