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2013 in Comics – Der Jahresrückblick

2013 in Comics Jahresrückblick
Am Wochenende habe ich mich im Groben Unfug mit ein paar anderen Comicsnerds getroffen und wir haben ordentlich rumgenerdet. Dabei fiel mir ein, dass ich letztes Jahr einen Rückblick Comics 2012 im Blog hatte. Könnte ich für 2013 auch machen, hab ich mir gedacht. Gesagt, getan. Es folgt ein zutiefst subjektiver Rückblick auf das Comicjahr 2013. Dieses Mal bin ich sogar richtig früh dran.

Ich fang am besten mit meinem Ausblick auf 2013 von damals an:

2013 wird super. Hoffentlich wird “Trillium”, der neue Comic von Jeff Lemire ganz großartig. “Die letzte Liebesgeschichte”, die Zeiten überwindet und letzlich in den Untergang führt, klingt jedenfalls spannend. Vielleicht erlebt Vertigo Comics seine Renaissance. Falls nicht, ist es auch nicht schlimm, solange die anderen Verlage ihr Niveau mindestens halten. Von DC und Marvel wünsche ich mir, dass sie weiterhin guten Mainstream und die eine oder andere wirklich sehr gute Reihe liefern. Die Einstellerei nervt zwar ein bisschen, aber solange die neuen Reihen, die die eingestellten ersetzen, von besserer Qualität sind, beklage ich mich nicht.

Da lag ich gar nicht so falsch, aber ein bisschen hat sich meine Ansicht mittlerweile geändert. Trillium gefällt mir bisher ganz gut, aber es ist nicht wirklich herausragend gut. Überhaupt fällt es mir schwer, 2013 rückblickend als „super“ anzusehen. Das liegt, glaube ich, nicht daran, dass die Qualität von Comics nachgelassen hat, im Gegenteil: Ich mutmaße, ich bin übersättigt mit sehr guten Comics und tue mich aus diesem Grund schwer damit, wirklich Highlights hervor zu heben. Für eine Übersättigung spricht auch, dass ich 2013 gefühlt deutlich weniger Comics gelesen habe als noch im Jahr davor.

Was mein Kaufverhalten angeht, hat sich nicht viel verändert. Ich kaufe weniger Reihen von DC und ein paar mehr von anderen Verlagen. Image bekommt wohl am meisten Geld von mir. Dröseln wir das mal nach Verlagen auf!

Erfreulich ist, dass Vertigo 2013 wirklich eine Art Wiedergeburt erlebt hat. Sie haben ein paar sehr coole (Mini-)Reihen gestartet und lassen mit Fables eine Reihe auslaufen, die mich zunehmend weniger zu überraschen vermochte. Außerdem: Sandman: Overture und Astro City! Nicht zu vergessen: The Unwritten, ein Comic, der immer noch herausragend kreativ und frisch daher kommt. Moderne Klassiker plus vielversprechende Neustarts – und 2014 kehrt mit American Vampire von Zack Snyder und Rafael Albuquerque ein weiterer Erfolgsgarant zurück. Ich hoffe, Vertigo hat die Kurve nochmal gekriegt und ist auf einem guten Weg.

Vertigo-Comics, die mir 2013 gefielen:

Hinterkind von Ian Edgington und Francesco Trifogli,
FBP von Simon Oliver und Robbi Rodriguez,
Trillium von Jeff Lemire,
The Wake von Scott Snyder und Sean Murphy,
Sandman: Overture von Neil Gaiman und JH Williams III,
Astro City von Kurt Busiek und Brent Anderson,
The Unwritten Mike Carey und Peter Gross

Image Comics hat 2013 einfach da weiter gemacht, wo sie 2012 aufgehört haben: Monat für Monat interessante Comics aus verschiedensten Genres zu publizieren. Vieeeeel zu viele, um sie alle zu lesen.

Ein paar Comics von Image, die mir besonders positiv aufgefallen sind, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

Bedlam von Nick Spencer und Riley Rossmo,
Five Ghosts von Frank J. Barbiere Chris Mooneyham,
Pretty Deadly von Kelly Sue DeConnick und Emma Ríos,
Rocket Girl von Brandon Montclare und Amy Reeder,
Lazarus von Greg Rucka und Michael Lark,
Mara von Brian Wood und Ming Doyle,
East West von Jonathan Hickman und Nick Dragotta,
Ghosted von Joshua Williamson & Goran Sudzuka,
Sex von Joe Casey und Piotr Kowalski,
Dia De Los Muertos von Riley Rossmo,
Three von Kieron Gillen und Jordie Bellaire,
Sidekick von J. Michael Straczynski und Tom Mandrake,
Ten Grand von J. Michael Straczynski und Ben Templesmith,
Change von Ales Kot und Morgan Jeske (Ales Kot ist für mich der Durchstarter 2013, nach DeConnick in 2012).

Sie hätten eigentlich alle ein eigenes Review verdient und sie würden alle positiv ausfallen (Falls ich irgendwas unbedingt besprechen soll, einfach in den Kommentaren fragen). Matt Fraction hat 2013 mit Sex Criminals und Satellite Sam gleich zwei spannende Reihen bei Image gestartet. Saga und Fatale sind stark wie schon 2012. Image hat 2013 mal wieder gerockt.

BOOM! Studios hat 2013 nicht viel gemacht, das ich lese, aber das was ich gelesen habe, war qualitativ hochwertig. Leider läuft das meiste davon aus oder ist gar schon vorbei (Hypernaturals). Es wird sich zeigen, ob mich BOOM auch 2014 wieder fesseln kann.

Comics, die ich 2013 bei BOOM! Studios herausragend gut fand:

Polarity von Max Bemis und Jorge Coelho,
The Hypernaturals von Dan Abnett & Andy Lanning und Andres Guinaldo, Brad Walker, Mark Irwin,
Robocop von Frank Miller, Steven Grant und Declan Shalvey, Korkut Öztekin,
Suicide Risk von Mike Carey und Elena Casagrande

Kommen wir zu Dark Horse Comics. Die haben einerseits mehr vom selben gemacht: Mehr Star Wars, mehr Dark Horse Presents und mehr Mind MGMT von Matt Kindt. Letzteres ist immer noch ein Geheimtipp und moderner Klassiker. Darüber hinaus glänzte Dark Horse 2013 durch viele schöne Mini-Serien und mit Captain Midnight und Black Beetle haben sie Noir- und Pulp-Fans guten neuen Stoff geliefert.

Erwähnenswerte Dark Horse Comics:

Ghost von Kelly Sue DeConnick und Ryan Sook,
Catalyst Comix von Joe Casey und Ulises Farinas, Paul Maybury, Dan McDaid,
The true lifes of the fabulous Killjoys von Gerard Way, Shaun Simon und Becky Cloonan
Star Wars von Brian Wood und Carlos D’Anda,
Mind MGMT von Matt Kindt,
Dark Horse presents
Conan the Barbarian von Brian Wood,
The Massive von Brian Wood,
Shaolin Cowboy von Geof Darrow

Weiter geht es mit ONI Press. Die glänzen in der Regel auch eher durch Qualität als Quantität. Wenn ich mich nicht verrechne, habe ich 2013 genau drei ONI-Serien gelesen:

Helheim von Cullen Bunn und Joëlle Jones,
Letter 44 von Alberto Alburquerque, Charles Soule und Guy Major,
The Mysterious Strangers von Chris Roberson und Scott Kowalchuk

ONI hatte schon mal ein stärkeres Line-Up. 2014 darf es gern etwas mehr sein, wennn es nach mir geht.

IDW Publishing hat Akte X (X-Files – Season 10) in Comicform würdig fortgesetzt. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar. Bronies greifen beherzt zu My Little Pony. @TiberiusTarante schwört auf „seine“ Teenage Mutant Hero Turtles. Andere stehen auf die Transformers oder Doctor Who – IDW hat auf den ersten Blick nicht viel zu bieten. Trotzdem findet offenbar jeder mindestens eine Reihe, die ihn begeistern kann.

Von Dynamite Entertainment las ich 2013 vor allem Pulp und das war eine gute Entscheidung! The Black Bat oder The Owl waren gutes Lesefutter, eben so wie Gail Simones Red Sonja (ich las allerdings nur Heft 1). Mein Highlight von Dynamite war allerdings wohl Uncanny.

Zum Schluss ein Blick auf die Big 2. Zuerst DC Comics:

Forever evil: Nicht bis zum Ende gelesen, langweilte eher.
Trinity of sin: Meh.
JLA erschließt sich mir immer noch nicht wirklich.
Katana gefiel mir 2013 ziemlich gut.
Green Lantern nach Johns Weggang langweilte eher.
Der Villain Month? Gähn.
Constantine – ausgestiegen.
Justice League Dark – hat nachgelassen.
Dial H – eingestellt.
Demon Knights – eingestellt.
Earth 2 – ausgestiegen.
Worlds Finest – ausgestiegen.
He-Man & The Masters of the Universe – völlig unmöglich zu durchschauen, in welcher Reihenfolge man das lesen soll, sonst aber immer wieder ganz geil.
I, Vampire mit Issue 19 eingestellt.
JSA Liberty Files: The Whistling Skull war eine unterhaltsame Mini-Serie von B. Clay Moore und Tony Harris.
The Movement und The Green Team – naja.
Smallville Season 11 – ausgestiegen.
Swamp Thing & Animal Man – liegen auf Halde, sammle ich noch, lese ich aber aktuell nicht. Genauso All-Star Western.
Bei Batwoman steige ich wahrscheinlich aus, sobald das kreative Team wechselt.
Bei Wonder Woman hat sich nicht viel getan, was ich zunehmend schade finde. Da wär ein neues Kreativ-Team vielleicht nicht verkehrt.
Green Arrow ist dank Lemire ziemlich cool. Mal sehen, wie lang es hält.

Insgesamt kein sonderlich gutes Jahr für DC Comics.

Und Marvel Comics? Ich lese:
FF
Fantastic Four
Captain Marvel
Fearless Defenders
X-Men.

Fearless Defenders wurde nach 12 Heften gecancelled. FF und Fantastic Four werden im Januar beendet, was ich schade finde, da beide Serien wirklich äußerst unterhaltsam waren und hübsch aussahen (vor allem natürlich FF, gezeichnet von Mark Allred!). Zumindest im Fall von Fantastic Four wird es 2014 ziemlich sicher eine Neuauflage geben. Fraglich, ob ich dann noch an Bord bin. Vielleicht steige ich 2014 bei All New X-Factor und Miracleman ein. Captain Marvel bleibe ich sicher auch beim Relaunch im März 2014 erhalten. Solange DeConnick schreibt, bin ich zufrieden.

Und sonst so?

Es gab leider auch 2013 Skandale rund um sexuelle Belästigung, Misogynie und Homophobie in der Comicszene. Einer betraf Tess Fowler, die von Brian Wood belästigt wurde. (Randbemerkung: Auch der „Fake Geek Girl“-Quatsch blieb uns 2013 nicht erspart.) Wonder Woman kriegt immer noch keinen eigenen Film und für Batwoman hat DC die Hochzeit mit ihrer Partnerin Maggie Sawyer direkt ausgeschlossen, woraufhin das kreative Team (J.H. Williams III und W. Haden Blackman) kündigte. Der Traditionsverlag Fantagraphics bleibt uns weiter erhalten, Mitherausgeber Kim Thompson leider nicht.

Meine persönliche Neuentdeckung 2013: Comics von Seth. Dank dafür gebührt @quitzi und @nulipan.
Last but not least: schreiber&leser hat 2013 begonnen, Strangers in Paradise von Terry Moore als hübsche Paperbacks in Deutsch zu veröffentlichen. Schön.

2013 war ein Jahr, das mich insgesamt auf hohem Niveau etwas enttäuscht hat. But maybe that’s just me. Falls ihr streiten wollt, hier noch eine (kontroverse?) Best-of-Liste: The Seventeen Best Of The Best Of The Comics For 2013 List

47 Ronin Review – To know this story is to know Japan

Stan Sakai, der mit „Usagi Yojimbo“ eine seit Jahrzehnten laufende Serie um einen Samurai-Hasen schreibt und zeichnet, illustriert in der auf fünf Hefte angelegten Mini-Serie „47 Ronin“ von Mike Richardson eine alte, in Japan sehr bekannte Geschichte um den aussichtslosen Versuch von 47 Samurai ihren Meister zu rächen. Allerdings verzichtet Sakai in „47 Ronin“ auf anthromorphisierte Tierfiguren. Sein Stil ist sehr cartoonig, strotzt zugleich aber vor Details, die wohl nur Kenner der japanischen Kultur, zu denen ich nicht gehöre, ausreichend würdigen können.

47 Ronin #1 Cover

(Bildquelle)

Mike Richardson adaptiert in „47 Ronin“ die auf wahren Begebenheiten beruhende japanische Geschichte „Chūshingura“, natürlich entsprechend vereinfacht. Trotzdem wirkt das sehr authentisch. Man fühlt sich wirklich ins Japan des 17. Jahrhunderts versetzt, als die Werte der Samurai im Niedergang begriffen waren.

Daimyo (Titel für mächtige, politisch einflussreiche Landbesitzer) Asano Takumi-Naganori wird von Shogun Tokugawa Tsunayoshi an den Hof von Kaiser (Emperor) Higashiyama berufen. Die allgegenwärtige Korruption bei Hofe widerspricht Asanos Moralkodex, was schnell zu ernsthaften Komplikationen führt.

„47 Ronin“ ist nichts für Leser, die Nonstop-Action erwarten. Die Geschichte entfaltet sich langsam. Es wird viel Wert auf Details und Authentizität gelegt. Für Japan Fans ist „47 Ronin“ sowieso ein Muss. Aber selbst ohne Vorwissen sei der Comic dringend empfohlen, er ist einfach gut gemacht und erzählt.

Matt Kindt: Mind MGMT – Ein Mindfuck in Wasserfarben?

Falls ihr wie ich ein wenig traurig darüber seid, dass demnächst mit Heft 40 Jeff Lemires tolle Serie „Sweet Tooth“ zu Ende geht: Grämt euch nicht, etwas Ähnliches ist in Gestalt von „Mind MGMT“ schon unterwegs. Damit lehne ich mich zugegebenermaßen weit aus dem Fenster, sicher ist es nach zwei Heften natürlich noch nicht, aber wie ich finde: absehbar.

Matt Kindt Mind MGMT #1 Cover

Matt Kindts „Mind MGMT“ ist eine neue fortlaufende Serie von Dark Horse Comics, ein Verlag, der mir in letzter Zeit (neben Image Comics) immer besser gefällt. Was aber auch mit der, zumindest subjektiv, abnehmenden Qualität der Comics aus dem Hause Vertigo zu tun haben dürfte. Aber das nur am Rande.

Matt Kindt kennt ihr vielleicht als nagelneuen Schreiberling von „Frankenstein – Agent of S.H.A.D.E“ (welches er von Jeff Lemire, übrigens einem guten Freund, übernimmt) oder auch als Zeichner eines Story Arcs in dessen Sweet Tooth. Sein Debut hatte Kindt mit dem von Kritikern ziemlich gelobten „Pistolwhip“, habe ich selbst aber nie gelesen.

Mit „Mind MGMT“ schreibt Matt Kindt sowas wie einen Mysterythriller. Naja, eher einen Spionageroman mit geheimnisvollem Touch. Nein, eher ein ziemlich abgefahrener Mix aus Grant Morrissons (oder David Lynchs) überbordendem Einfallsreichtum, Verschwörungstheorie, Independent Comic und – nun ja – Sweet Tooth.

Die scheinbare Ähnlichkeit mag aber auch mit den Zeichnungen zusammenhängen, immerhin kommt es nicht allzu häufig vor, dass eine fortlaufende Serie in einem der großen Mainstreamverlage von einer einzigen Person erdacht, geschrieben und gezeichnet wurde. Und Kindt pflegt einen ähnlich unverwechselbaren Stil wie Lemire.

Beide gehen ähnlich expressiv zu Werke, zeichnen nicht sehr sauber, sondern mit viel Energie. Kindts Zeichnungen sind deutlich blasser als Lemires, wirken wie mit Wasserfarbe gezeichnet, aquarellartig. Die Stile ähneln sich auf den ersten Blick sehr, unterscheiden sich im Detail deutlich, wirken aber beide sehr indie. Daher wird der Vergleich mit Lemires Sweet Tooth wohl noch des Öfteren gezogen werden. Diesen Vergleich muss Mind MGMT aber keineswegs scheuen. Soviel lässt sich nach zwei veröffentlichten Heften bereits sagen. Wo Matt Kindt mit Mind MGMT genau hin will, ist unklar, aber dass es interessant werden dürfte, zeichnet sich schon deutlich ab. Das war bei Sweet Tooth damals nicht anders.

Die Story von Mind MGMT beginnt mit unerklärlichen Gewaltausbrüchen. Die ersten paar Seiten sind sehr beeindruckend, sie schaffen eine bedrückende, unangenehme Atmosphäre, fast ohne Text und ohne Protagonisten, die dem Leser Identifikationspotential bieten würden. Der Rest des Comics dreht sich größtenteils um Meru, einer erfolglosen Schriftstellerin, die mysteriöse Fälle von Amnesie untersucht. Wie kann es sein, dass alle Fluggäste eines Linienfluges (Flug 815) gleichzeitig unter Gedächtnisverlust leiden? Oder ein gesamtes Dorf? Parallel dazu laufen noch andere, teils viel kleinere Geschichten oder Teile von Geschichten, mal mit Bezug zum aktuellen Heft, mal mit Bezug zum nächsten.

Es geht um Agenten, um Menschen mit besonderen Fähigkeiten, im weitesten Sinne mit „Superkräften“. Mind MGMT ist eine Art CIA für besonders begabte Menschen, genaueres ist noch nicht bekannt. An den Rändern jeder Seite des Comics verstecken sich kurze Hinweise für Agenten, der sogenannte Mind MGMT Field Guide, der dem Geschehen mitunter noch eine weitere Ebene Bedeutung hinzufügt. Mind MGMT ist, liest man sorgfältig, ziemlich komplex. Das bemerkt aber nur, wer sich darauf einlassen will. Wer möchte, liest Mind MGMT auch einfach schnell und flüssig weg und wird gut unterhalten.

Fazit: lasst euch von den Zeichnungen bloß nicht abschrecken! Ihr gewöhnt euch dran. Folgt der interessanten Handlung. Achtet auf die liebevoll versteckten Details. Unterstützt ambitionierte Nachwuchsautoren, die den Sprung von Indie zu Mainstream wagen. Im Comic ist das schließlich gar nicht so verkehrt.

Alabaster Wolves #1 und #2 Review

Dancy Flammarion hat ein Problem: Sie ist das Werkzeug eines Engels. Auf seinem Feldzug gegen Monster nutzt er Dancy als Vollstreckerin. Zu allem Überfluss bekommt Dancy in letzter Zeit immer wieder von ihren Opfern zu hören, sie sei eine gewöhnliche Mörderin, würde sich als Herrin über Leben und Tod gebärden, sei aber selbst ein viel größeres Monster.

Alabaster Wolves Cover

Dancy Flammarion ist eine Figur aus den Romanen von Caitlín R. Kiernan. „Alabaster Wolves“ ist Dancys Comicdebut, Kiernan besitzt bereits einschlägige Erfahrungen: Comicleser kennen sie vielleicht als Autorin von „The Dreaming“, einem Spin-Off von Neil Gaimans „Sandman“. Mehr zu Dancy Flammarion findet ihr hier: Who is Dancy Flammarion?

Alabaster Wolves wird letzlich aus 5 Heften bestehen und bei Dark Horse erscheinen. Die Zeichnungen von Steve Lieber (Whiteout) sind recht düster und dreckig, passen aber sehr gut ins Setting. Was auch der stets passenden Kolorierung durch Rachelle Rosenberg zu verdanken ist. Die Welt wirkt wie unsere, nur düsterer, unbelebt, postapokalyptisch. Hier zu leben ist offenbar gefährlich.

Highlight der Comics ist sicherlich die Hauptfigur, Dancy ist ein sehr interessanter Charakter. Sie ist siebzehn Jahre alt, ein Albino und alles andere als Herrin über ihre Entscheidungen. Mal hadert sie mit ihrem Schicksal, mal fügt sie sich. Sie ist ambivalent, aber nicht unsympathisch. Wenn es sein muss, teilt sie ordentlich aus und man würde ihr eigentlich ungern nachts in einer dunklen Ecke begegnen. Andererseits aber schon und sei es nur, um sie zu trösten und ihr einen Hauch Normalität zu vermitteln.

Bisher sind 2 Hefte erschienen (plus eine Story, die in den beiden Dark-Horse-Comics-Heften zum Free Comic Book Day 2012 erschienen, aber für das Verständnis nicht relevant ist). Ihr könnt schauen, ob der Comicladen eures Vertrauens die bisher erschienenen Hefte noch vorrätig hat oder ihr wartet auf den Sammelband. Nach zwei gelesenen Heften lege ich „Alabaster Wolves“ allen Fans von düsterer Fantasy und dreidimensionalen Charakteren ruhigen Gewissens ans Herz.

Ein Preview gibt’s auch, allerdings spoilert es euch, falls ihr vorhabt, Alabaster Wolves zu erwerben, also Obacht! Außerdem finde ich, die Zeichnungen wirken deutlich besser, wenn man sie in Heftformat vor sich hat, aber das mag ein subjektiver Eindruck sein.