Schlagwort-Archive: diskriminierung

The Guardian wertet Kommentare aus: Eight of the 10 most abused writers are women, and the two men are black

„As part of a series on the rising global phenomenon of online harassment, the Guardian commissioned research into the 70m comments left on its site since 2006 and discovered that of the 10 most abused writers eight are women, and the two men are black.“

The dark side of Guardian comments von Becky Gardiner, Mahana Mansfield, Ian Anderson, Josh Holder, Daan Louter und Monica Ulmanu belegt mit vielen Daten traurige Gewissheiten.

„New research into our own comment threads provides the first quantitative evidence for what female journalists have long suspected: that articles written by women attract more abuse and dismissive trolling than those written by men, regardless of what the article is about.“

 

„Straight“ lässt Merkel streicheln. #jippieyaygay

Straight Merkel Streicheln Ehe für alle

Straight, ein neues Magazin für lesbische Frauen, das am Mittwoch, also heute (?) erstmals erscheint, hat zu diesem Anlass ein richtig gutes Viral produziert.

Ich-Perspektive. Jemand betritt eine Wohnung, wir sehen nur eine Hand. Am Fenster steht kopfschüttelnd Bundeskanzlerin Angela Merkel, ihr Smartphone in der Hand, einsam wirkend. Die Kamera verharrt an der Tür. Eine Radiosprecherin verkündet, 62 Prozent der Deutschen seien für die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare.

Aus der Radiosprecherin wird fast unmerklich ein -sprecher. Es kommt zu einer Perspektivenverschiebung, als die Frau, die den Raum betrat, wie wir nun erkennen, Angela innig von hinten umarmt und zärtlich ihren Nacken küsst.  Der Radiosprecher erwähnt, dass das im katholisch geprägten Deutschland einer Zeitenwende gleich käme und dass Homosexualität bis 1993 unter Strafe stand.

Angela legt ihre Hand auf die Hand der Frau, die auf ihrem Bauch ruht. Intime Gesten, die Geborgenheit ausstrahlen. Die Kamera bleibt an der Tür, wendet sich zu Boden. Straight. Ein verschmitztes Lachen. #jippieyaygay. Ende.

Schönes Ding. Sorgt sicher für Aufmerksamkeit, sowohl für das Magazin, als auch für das Thema gleichgeschlechtlicher Ehe.

(via)

ti_leos Links der Woche (KW 29)

ti_leos Links der Woche (KW 29)

Achtung, jetzt kommt ein Karton. Links, Links. Links!

„They made a normal activity suddenly like going to a casino,“ he says. „A lot of people get shafted. But it also creates an opportunity for people who can break the system and live like Schlappig. They’re chasing around these people who are trying to game a system that they themselves set up.“

Gaming the system: Wie man Bonussysteme von Fluggesellschaften richtig nutzt: Meet the Man Who Flies Around the World for Free.

„How can the exalted expectations and widely disseminated optimism about gene therapy as a cure for cystic fibrosis be reconciled with the apparent reality that the disease was far too complex for gene therapy alone to tackle effectively?“

Die Behandlung vieler unheilbarer Krankheiten könnte verbessert werden, würden wir uns vom Gedanken verabschieden, wir könnten demnächst ein Heilmittel finden: The Cure Culture.

„We would warn you about the explicit language and content to follow, but fuck that. This is Kids. You know what you’re getting into.“

Happy 20th Birthday, Kids. Immer noch einer der besten Filme über das Erwachsenwerden und zugleich ein Porträt seiner Zeit: ‚Kids‘: The Oral History of the Most Controversial Film of the Nineties.

„From 2011 to 2014, the rusty refrigerated cargo vessel Dona Liberta traced the coasts of Africa and Europe, abandoning crew members, abusing stowaways, dumping oil and committing other crimes along the way. Port calls were often the only means of locating the ship, which frequently turned off its required satellite tracking signal.“

Schwer vorstellbar, aber die Situation von Schiffen auf hoher See gleicht heutzutage dem wie man sagt gesetzlosen Wilden Westen. Menschen verschwinden oder werden gefangen gehalten, Schiffe verstoßen gegen Gesetze und keine Sau interessiert’s: Stowaways and crimes aboard a scofflaw ship.

„To the site’s super-dedicated core, an overwhelmingly male group of very vocal power-users whose understanding of progressive politics is limited to the idea that their pirated ecchi torrents have just as much a right to bandwidth as Netflix, few things are more offensive than being told what to do by a woman.“

Reddit hat ein Problem: Seine Community. No One Wants to Admit It, but Reddit Can’t Be Saved.

„When the fantasies being portrayed in porn involve a negotiation of one’s own sexual boundaries in return for payment, there is going to be difficult decision making and discomfort.“

Netflix hat eine Doku über Amateur-Porn gedreht, „Hot Girls“. Leider ist die problematisch: Hot Girls’ Hot Takes on Hot Girls Wanted.

„In New York state, law enforcement agencies outside of New York City are under no legal requirement to test rape evidence. No state law exists requiring agencies to track how many untested kits are stored in their evidence rooms.“

Unfassbar. Tens of thousands of rape kits go untested across USA.

„Like some of the ­#takeusdown demonstrators, Didion holds that hardship negates the privileges of whiteness or wealth. It’s a perspective that obscures — almost willfully — what the idea of privilege was trying to illuminate in the first place: how structural privilege is, and how it manifests in the unexceptional and everyday, in what we take for granted.“

Immer wieder privilege. Weil es für die, die es haben, oft genug unsichtbar wird. Und wer reagiert wieder besonders empfindlich: Die mit den meisten Privilegien: How ‘Privilege’ Became a Provocation.

„During the Cold War, the Soviet military mapped the entire world, parts of it down to the level of individual buildings. The Soviet maps of US and European cities have details that aren’t on domestic maps made around the same time, things like the precise width of roads, the load-bearing capacity of bridges, and the types of factories.“

Was die Russen so alles wussten: Inside the secret world of Russia’s Cold War mapmakers.

„As of May 2015, there are only two women who rank in the top-100 chess players worldwide. The United States Chess Federation states on its website that it has 85,000 members who are ‘predominantly male’. Scanning the ‘sex’ column on the World Chess Federation’s list of grandmasters is like reading a statistical overview of the men’s and women’s bathroom lines at a tech conference – of 1,479 grandmasters, 31 are women. That’s two per cent. Where are all the women chess players?“

Es gibt eine eigene Liga, nur für Schach spielende Frauen. So richtig gute Gründe weiß dafür allerdings niemand: Little girls sign up to play chess in droves. So why are so few of the world’s top players women? Außerdem: Don’t read the comments. Oder macht es, dann seht ihr den Grund leider deutlich. Wie so oft: Sexistische Männer.

„Swarovski makes glass and yet the company has managed to create for itself a brand that carries weight in the luxury world, something no other manufacturer of non-gems has ever even tried. How in the world did that happen?“

Wie hat Swarovski es geschafft, mit simplem Glas eine derart wichtige Rolle im Schmuck- und Designgewerbe zu spielen, die sonst nur deutlich wertvolleren Edelsteinen zukommt? Dark Crystal: The secrets of Swarovski erzählt’s.

Meanwhile in Russia: Putin stellt „Straight Pride“-Flagge vor

Oje. Als Reaktion auf die LGBTQ-Bewegung und ihre Regenbogenflagge hat Putins Partei in Russland jetzt ne offizielle Hetero-Flagge vorgestellt. Darauf zu sehen: Mutter, Vater und 3 Kinder. Zumindest nehme ich an, dass es das darstellen soll. Könnte ja auch eine ganz andere Konstellation sein. #НастоящаяCемья heißt übrigens soviel wie #realfamily. Also nix.

Erinnert mich an irgendwelche Hardcorechristen und ihre sogenannten „Märsche für das Leben“.

Trotzdem, in welchem Verhältnis da wer zu wem steht, kommt nicht ganz rüber, finde ich. Sah ich offenbar nicht allein so, denn jemand hat die Flagge schnell mal gefixt, et voila – jetzt ist es klar: Adoptionsrecht für alle Menschen! Hauptsache Familie!

 

ti_leos Links der Woche (KW 19)

Endlich wieder Links der Woche. Es gab viel zu tun und wenig Zeit zum Lesen und Bloggen. Aber jetzt! Los geht’s mit Menschen, die sich für tot halten.

ti_leos Links der Woche KW 19

Menschen, die unter dem seltenen Cotard-Syndrom leiden, glauben von sich, sie wären eigentlich tot. Daher hat man dem Syndrom auch den Namen Walking Corpse Syndrome gegebenSeit Entdeckung der Krankheit 1880 wurden knapp 100 Fälle von Cotard-Syndrom dokumentiert. Für Living with the Dead ist Erika Hayasaki nach Mexiko gereist und hat mit Patienten, Angehörigen und Ärzten gesprochen. Spannendes Thema, das auch mal wieder zeigt, wie fragil das Gleichgewicht eigentlich ist, das Menschen mehr oder weniger „normal“ funktionieren lässt und wie schwerwiegend Veränderungen in diesem System sich auswirken können.

Apropos menschliche Psyche: Sagt euch ASMR was? ASMR steht für autonomous sensory meridian response, ein wissenschaftlich nicht bewiesenes Phänomen, das sich wie ein angenehmes Kribbeln im Hirn anfühlen soll. Man kommt zur Ruhe. Um diesen Zustand zu erzeugen werden Videos produziert, die Millionen mal geklickt werden. Eine der bekanntesten ASMRtists ist Ally Maque und deren neueste Videos überschreiten die Grenze in Science Fiction-Territorium. Sehenswert! Lest unbedingt auch den Artikel The brain-tingling world of ASMR collides with science fiction für die Hintergrundinfos.

Warum Katniss Everdeen, die Protagonistin von Suzan Collins Hunger Games Trilogie, eine der Ikonen moderner Popkultur ist wichtiges Vorbild für viele jugendliche Frauen, so ein guter und wichtiger Charakter ist und mit welchen „Tricks“ Collins diese faszinierende Heldin geschaffen hat, könnt ihr in dem Artikel The Antianorexic Heroine erfahren. Katniss’s destiny is to be enormous.“

Interessante Gedanken zu (unbezahlter) Arbeit, Verantwortung, Mega-Maschinen & Mega-Algorithmen, Kollaboration im Digitalen und der Kommerzialisierung jedes Lebensbereiches macht sich Jathan Sadowski in dem Essay From Mega-Machines to Mega-Algorithms. Mir persönlich zu technologiekritisch und was Kapitalismus mit dem Ganzen zu tun haben könnte, wird ausgeblendet. Trotzdem lesenswert.

Um den wichtigen Kampf bisexueller Menschen gegen Vorurteile und Diskriminierung und um Anerkennung ihrer sexuellen Identität geht es in The Scientific Quest to Prove Bisexuality Exists.

Im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung hat Stefan vom Cyborgs e.V. im Podcast mit Rena Tangens von Digitalcourage, Mike Karst von Amnesty International und Jöran Muuß-Merholz über Menschenrechte im digitalen Zeitalter diskutiert.

In the basement with transhumanism’s DIY cyberpunks muss ich euch natürlich empfehlen. Ein toller Text über Transhumanismus und speziell über DIY Biohacker und Grinder, in dem es auch um Grindhouse Wetware und Tim Cannon geht. Tim war ja noch in der Gründungsphase des Cyborgs e.V. bei uns zu Besuch, was der Artikel auch erwähnt. Warum Tim allerdings von der c-base als „Schloss“ spricht – keine Ahnung.

Geschlecht wird konstruiert und Unisex ist tot. Wie kommt das? Styles for Him—and Her geht der Frage nach, warum die heutige Mode viel geschlechtsspezifischer gestaltet ist als noch in den 1950ern mit ihren rigiden Rollenbildern.

Das sehr persönliche Essay über weiblichen Schmerz, Verwundungen und Leiden von Leslie Jamison spricht sicher nicht jeden Leser an, aber wenn es einen anspricht, ist Grand Unified Theory of Female Pain ein sehr wertvoller Text, längst nicht nur für Frauen.

Reddits The Button kennt ihr? Falls nicht, ich hab da schon drüber geschrieben. Gestartet am 01. April läuft der Countdown immer noch und alles ist mittlerweile ziemlich komplex. Ein total spannendes soziales Experiment. Well done, Reddit, auch wenn der Sinn der Aktion nachwievor rätselhaft ist.

Surprise! Bitcoins haben ein Frauenproblem. Man schätzt, dass 96% der Bitcoin-Community männlich sind. Vom Erfolg der Währung würden also wie so oft fast ausschließlich Männer profitieren. Die dann Frauen im NSFW subreddit r/GirlsGoneBitcoin mit Bitcoins fürs Posieren bezahlen. Neue Währung, gleiche Verteilung.

What’s life like for a man who tastes words? gibt euch eine Vorstellung davon, wie lebt es sich mit Synästhesien lebt. Wie es ist, wenn Konsonanten einen Geschmack haben und Namen nach Joghurt und das Wort Joghurt nach Haarspray schmecken.

Ich finde es immer noch schwer, zu glauben, dass ein Online-Marktplatz für Drogen wie Silk Road überhaupt jemals funktionieren konnte, aber es gab ihn bekanntermaßen, sogar recht lange. Bei Wired gibt es einen tollen Long-Read über die unglaubliche und unerzählte Geschichte hinter Silk Road. Am 14. Mai erscheint ein zweiter Teil, die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

Die Grenze zwischen Virtualität und Realität verschwimmt zusehends. Unser Gehirn hält beides für real, wenn die Parameter stimmen. This Is Your Avatar Speaking stellt spannende Fragen zum Selbstbild in Zeiten von Avataren.

Trau keinem Otter. Dass Otter fiese Gesellen sind, war mir bekannt, aber in welch epischem Ausmaß sie grauenvolle Dinge tun, war mir bisher nicht bewusst. Ich werde Otter leider nie mehr so sehen können wie bisher. The case against otters: necrophiliac, serial-killing fur monsters of the sea.

Die Story, die GamerGate letzte Woche am meisten geärgert hat, war Game of Fear. Aus gutem Grund: Zeigt sie doch deutlich, dass #GamerGate von Beginn an ein Mob war, der in erster Linie Frauen belästigt und bedroht hat.

Aufstieg und Fall des Steven Seagal in Russland beleuchtet Putin’s Action Hero: How Steven Seagal Became the Kremlin’s Unlikeliest Envoy. Wie konnte es dazu kommen, dass ausgerechnet der nahezu völlig aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwundene Actionfilm-Schauspieler Steven Seagal zum zeitweilig wahrscheinlich mächtigsten Nicht-Russen im Land aufsteigen konnte? Ziemlich wilde Geschichte.

Sexbots sind auch so ein faszinierendes Thema. Is This the Dawn of the Sexbots? (NSFW) gewährt einen Blick hinter die Kulissen des „Rolls Royce unter den Sex Doll-Fabrikanten“ und beschäftigt sich mit den Gründen, die zur Entstehung von Sexbots führten, was das über uns und unsere Sexualität aussagt, warum das Thema viele Menschen so fasziniert (Stichwort Blade Runner, Real Humans, Her, Ex Machina) und was es für die Zukunft bedeuten könnte.

The Onion hat als Satire auf Zeitungen mit denselben Prolemen wie diese zu kämpfen. Printsterben, Monetarisierung ihres Contents online, etc. Letztlich zwingt das The Onion sich genauso wie die persiflierten Zeitungen zu handeln. Oh the irony! The Onion is not a Joke.

Sorry, Etsy. That Handmade Scarf Won’t Save the World.

Zum Schluss noch ein Long Read, den ich euch sehr ans Herz lege, jetzt wo ihr bis hierhin gekommen seid: GHOSTS OF IGUALA Mexico: How 43 students disappeared in the night. Großartiger Journalismus. Es geht um Verschwörungen, Normalistas, falsche Anschuldigungen und absichtliche Lügen, Social Justice, Bandenkriege, Ermordungen, Erpressungen und Entführungen, Drogen, korrupte Politiker und das organisierte Verbrechen, zivilen Ungehorsam und Protest. Selbst die Armee mischt mit.

Zwei unglaubliche Zahlen aus dem Artikel: Aktuell gelten laut offiziellen Angaben über 22.000 Bürger Mexikos als vermisst und es wird angenommen, dass seit 2006 70.000 Menschen beim Durchqueren des Landes spurlos verschwunden sind.

Das ist jetzt echt lang geworden, aber ihr könnt euch die Links ja einteilen. Wer weiß, wann ich das nächste Mal zum Bloggen komme. ;)

Von wegen postgender: Was das Internet über Frauen denkt

UN Ad Campaign Shows What The Internet Thinks Of Women
UN Ad Campaign Shows What The Internet Thinks Of Women
UN Ad Campaign Shows What The Internet Thinks Of Women
UN Ad Campaign Shows What The Internet Thinks Of Women
(via)

Linktipp: Einen deutschen Bogen spannen – Kleine Anekdoten aus öffentlichen Diskursen | medienelite

Bam. Polemisch? Klar. Deswegen weniger wahr? Nie nicht!

Also lesen: Einen deutschen Bogen spannen- Kleine Anekdoten aus öffentlichen Diskursen von lantzschi

Männer haben nicht den Kampf gegen den Feminismus verpasst, sondern die Beschäftigung mit ihm!

Lest unbedingt das grandios dumme Interview mit Gerhard Amendt in der Welt:

Männer haben Kampf gegen Feminismus verpasst.

Hier sammelt ein sogenannter Soziologe so ziemlich all den Bockmist, mit dem man als überzeugte(r) FeministIn wieder und wieder und wieder konfrontiert wird (vor allem in Gesprächen mit „Maskulisten“). Ich möchte den Artikel daher mal, gewohnt polemisch, kommentieren.

Es treten auf: Das Märchen von der Benachteiligung und damit Krise des Mannes. (von der schon seit Aufkommen eines handlungsfähigen Feminismus die Rede war). Böse Feministinnen (sind immer weiblich!), die Männer nicht respektieren. Das böse Gender Mainstreaming und die männerfeindlichen und insgesamt weltbedrohenden Quotierungen. Die zwei sich antagonistisch gegenüberstehenden Geschlechter. Explizite und implizite Abwertung von Weiblichkeit als Mutter in spe.

Ein paar Zitate gefällig?

der Feminismus dreht sich letztlich nur darum, wer die Schuld für die Menschheitsgeschichte tragen soll und wer nicht.

Kommentar: Ah ja. Der Herr Direktor des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen sollte eigentlich wissen, dass es DEN Feminismus nicht gibt und dass es nicht um irgendeine Menschheitsschuld und einen Freispruch davon geht, sondern um viel konkreterer Dinge, die er im nächsten Zitat dann ja auch vehement angreift. Da widerspricht der gute Mann sich gleich mal selber.

Aber dann merke ich, dass der Feminismus nur als alles durchdringende Bürokratie der verfestigten Ungleichbehandlung von Männern und Bevormundung der Frauen erstarkt ist.

Es folgt ein langes, langweiliges Beispiel. Ein besser qualifizierter Mann kriegt eine Stelle nicht, weil sie ihm von einer schlechter qualifizierten Frau weggeschnappt wird. (bzw. er wandelt diesen Standard leicht ab: Der Mann klagt nämlich, bekommt Recht und für die alleinerziehende Mutter wird eine zweite Stelle geschaffen.) Wie unfair. Quoten sind böse. Die ständige Konstruktion ziemlich abstruser Situationen, um irgendwas beweisen zu können aber auch. Als ob sich 1:1 messen lassen würde, wer qualifizierter ist.

Was der gute Mann verschweigt: Seiner neoliberalen Ansicht, sich zu messen, immer mehr zu leisten und eben auch durch Leistung sich zu beweisen, stehen durchaus andere plausible Ansichten gegenüber. Es ist mitnichten zwangsläufig, dass Menschen sich über Arbeit miteinander messen. Es mag als männlich gelten, das wars dann aber auch. Soft Skills etc. haben in den letzten Jahren deutlich an Gewicht gewonnen. Womöglich war die weibliche Kandidatin in diesem Bereich überlegen und er wurde stärker gewichtet als einfach nur „wie wild“ zu arbeiten. Womöglich. Die Sache ist einfach viel zu unklar und schwammig, um Irgendetwas zu beweisen.

Für den Interviewten ist die Schuld aber klar verteilt. Schuld an dieser pösen pösen Ungerechtigkeit sind die Quoten. An den Quoten ist schuld: Der Feminismus. Damit wär immerhin widerlegt, dass es dem Feminismus nur um menschheitsgeschichtliche Schuldzuweisungen geht.

Im Unterricht herrscht das Feminine vor. Die äußere Welt, auf die Kinder vorbereitet werden sollten, wird der Feminisierung unterworfen. Für junge Männer ist das alles andere als eine Einladung sich diesem Studium zuwenden. Da bleiben nicht nur die Jungen außen vor, sondern auch das männliche Wesen.

Ab ins fast Esoterische, auch wenn es von einem Soziologen gesprochen fast sprachlos macht. Das männliche Wesen, jenes offensichtlich zu nix außer Leiden fähige Etwas, das gehegt und gepflegt werden muss, um zu gedeihen. Das Weibliche (Mama) hat sich in der Unterdrückung erst in der uns heute bekannten Form herausgebildet und das ist „normal“. Wenn Männer aber mal vorgeblich unterdrückt werden, ist das Männliche an sich gefährdet. Die arbeitende Frau ist für diesen Amendt offensichtlich noch immer Störfaktor, Gefahr, ungewohnt. Wie deutlich muss man eigentlich noch machen, dass es bei Weiblichkeit und Männlichkeit noch immer um Machtverhältnisse geht? Dass die Zuschreibungen diesbezüglich diskriminieren? (Beide Geschlechter, nicht nur die weinerlichen Männer, die in Zeitungen ihr Scheinwissen ablassen)

Man will vielfach nicht mehr wahrhaben, was Mann und Frau unterscheidet und dass Männer Dinge auf ihre Art tun.

Stimmt, das will ich tatsächlich nicht wahrhaben. (Andererseits dachte ich das lange Zeit und die Mehrheit der Menschen scheint so zu denken. Worin liegt die Leistung, an scheinbar allgemein anerkannten und bekannten Denkmustern festzuhalten?)

Man will aber scheinbar noch viel weniger wahrhaben, dass es auch ganz anders sein könnte. Dass es nämlich keine relevanten Unterschiede geben könnte. Dass Gleichberechtigung eben doch Gleichbehandlung heißen könnte. Bei größtmöglicher Freiheit für jeden, so zu sein, wie er oder sie es für richtig hält.

Die feminine Welt ist eine, wo die Brust zum Kind kommt. Das ist der Urtypus des einfachen, aber großartigen Überlebens. Unter Erwachsenen geht das nicht mehr. Frauen müssen selber wissen und offensiv testen, was sie wert sind. Aber oft sieht es so aus, als sollten Männer stellvertretend diesen Wert erkennen und spiegeln. Das Gehalt, das der Chef dann zuteilt, ähnelt eher dem geschenkten Brillianten. Es zeigt seine Wertschätzung für die Frau und so kann bei gleichwertiger Leistung unter der Hand eine Gehaltsdifferenz zum Mann entstehen.

Tadaa. So ist es also. Frauen sind doof und definieren sich nur darüber, wie andere sie sehen. Sie sind Narzissten und nicht durchsetzungsfähig. Dass Frauen auf andere Art manipulieren und erfolgreich sind, ist an sich mittlerweile bekannt, unser Lieblingssoziologe hier hat davon aber wohl noch nichts gehört.

Zumal auch hier wieder wichtig ist: Das muss nicht so sein, es geht auch anders. Die Frauen und die Männer gibt es nicht. Aber diese Sicht liegt vielen Menschen offenbar nicht, nicht einmal angeblichen Wissenschaftlern.

Spannend noch der letzte Satz, in welchem Frauen selbst die Schuld daran gegeben wird, dass sie weniger verdienen. Etwas weniger durchschaubar formuliert und ich hätte zu diesem rhetorischen Kniff gratuliert. So aber bleibts bei einem billigen Versuch, den Opfern zu sagen, sie wären selbst schuld und damit uns alle (die Täter) freizusprechen. Kennt man so auch schon von Vergewaltigungen. Auch das, dachte ich, wär vorbei.

Manchmal frage ich mich, wo eigentlich die Männer arbeiten, weil ich überall nur Frauen sehe.

Ich habe sehr oft den Eindruck, dass Frauen bevorzugt in Berufe drängen, die in irgendeiner Weise Abkömmlinge der Mütterlichkeit sind. Über 90 Prozent ist ihr Anteil an den Grundschulen oder in Pflegeberufen.

Aha. Frauen sehnen sich nach Berufen, in denen sie ihre natürliche Mutterrolle ausleben können. Und Männer nicht. Das sagen doch die Statistiken. Was er nicht sagt, obwohl er es wissen muss: Unterdurchschnittlich häufig sind sie zum Beispiel immer noch in den höchsten Positionen an Universitäten vertreten. Bestimmte Berufe sind für Frauen einfach leichter zu ergreifen, weil die Einstiegshürden für Frauen niedriger und die Abneigung in ihnen weniger ausgeprägt ist. Keine Frau musste sich einen Job als Krankenschwester erklagen, weil das sowieso als „Frauenarbeit“ gilt. Als die erste Frau zur Bundeswehr wollte, hatte sie es unverhältnismäßig schwerer. Noch heute werden Frauen dort von männlichen Kameraden oder Vorgesetzten diskriminiert. Aussagekräftig ist diese einseitige Auslegung von Statistiken daher nicht, denn sie berücksichtigt nicht die ungleichen Chancen im Beruf und die Schwierigkeiten, ihn überhaupt erst ergreifen zu können.

Der Geschlechterdiskurs muss auch aus der Fixierung heraus, dass alle alles können müssen. Gleichheit herrscht, wenn man akzeptieren kann, dass Männer und Frauen unterschiedliche Fähigkeiten haben, und immer eine Differenz bleibt, die etwas mit dem Wesen der Männlichkeit und der Weiblichkeit zu tun hat. Damit muss man leben, wobei die Möglichkeiten zur Veränderung für beide stets offen gehalten werden müssen.

Damit muss man nicht leben, das kann man verändern. Aber nur, wenn man verstanden hat, dass Unterschiede mitnichten „natürlich“ sein müssen. Männlichkeit und Weiblichkeit sind Konstrukte. Ein Direktor des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung muss das einfach wissen! Tut er aber nicht. Weswegen er wohl, wie fefe weiß (dem ich auch den Link zum Artikel verdanke!), auch nur bis 2003 diese Professur inne hatte.

Zum Abschluss sagt Amendt dann nochmal ganz deutlich, was er von Frauen hält:

Männer wenden die Aggression eher nach außen, um sie dort zu sublimieren, und haben eine Technik des Durchsetzens und Eroberns oder Erfindens entwickelt, während die Frauen eher dazu neigen, die Aggression gegen sich zu wenden, etwa ins Depressive. Sie reden viel, können aber nicht handeln.

Der Mann schafft, die Frau labert. So einfach kann es manchmal sein. ;) (Hervorhebung ist von mir.)

Das Fazit dann: Frau muss sich selbst helfen. „Sie muss rausgehen aus dem gemachten Bett.“(als ob sie das nicht seit Ewigkeiten tun würde).

Untersuchungen zeigen, dass Männer Frauen nicht diskriminieren wollen, sondern meinen, sie müssten sie beschützen. Wenn Frauen heute durch die Bank als Opfer beschrieben werden, setzt das paradoxerweise die tradierte Versorgermentalität der Männer abermals in Bewegung. Eine Frau, die als Opfer auftritt, ruft einen Mann auf, ihr zur Hilfe zu eilen. Und das ist genau das, was Frauen nicht brauchen. Frauen müssen selbst sehen, wie sie zurechtkommen.

Na wenn die Männer es doch nur gut meinen, sollen die Frauen gefälligst aufhören, immer Unterdrückung zu schreien. Oder nicht? Wie sangen Kettcar so schön: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Nicht gegen den Feminismus müssen Männer kämpfen, sondern mit ihm, für mehr Freiheit!

Sexuelle Identität wird nicht im Grundgesetz verankert

Sexuelle Identität vorerst nicht im Grundgesetz verankert“ titelt http://www.tagesspiegel.de.

Bremen, Hamburg und Berlin wollten ein ausdrückliches Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität im Grundgesetz verankern. Das wurde von der Länderkammer am heutigen Tage abgelehnt.

Interessant ist die Begründung des niedersächsischen Justizministers Bernd Busemann (CDU): Sowas ins Grundgesetz zu schreiben wäre Symbolpolitik. Man müsse vor allem die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ändern.

Das ist unbestritten richtig. Aber: Die sexuelle Identität jetzt explizit nicht ins Grundgesetz aufzunehmen ist ebenfalls ein Signal. Und kein gutes. Womit die CDU (aber auch die FDP, die findet das scheinbar nämlich nachvollziehbar) einmal mehr bewiesen hat, wie ewiggestrig sie doch tickt. Im 21. Jahrhundert ist sie noch nicht angekommen.