Lest unbedingt das grandios dumme Interview mit Gerhard Amendt in der Welt:
Männer haben Kampf gegen Feminismus verpasst.
Hier sammelt ein sogenannter Soziologe so ziemlich all den Bockmist, mit dem man als überzeugte(r) FeministIn wieder und wieder und wieder konfrontiert wird (vor allem in Gesprächen mit „Maskulisten“). Ich möchte den Artikel daher mal, gewohnt polemisch, kommentieren.
Es treten auf: Das Märchen von der Benachteiligung und damit Krise des Mannes. (von der schon seit Aufkommen eines handlungsfähigen Feminismus die Rede war). Böse Feministinnen (sind immer weiblich!), die Männer nicht respektieren. Das böse Gender Mainstreaming und die männerfeindlichen und insgesamt weltbedrohenden Quotierungen. Die zwei sich antagonistisch gegenüberstehenden Geschlechter. Explizite und implizite Abwertung von Weiblichkeit als Mutter in spe.
Ein paar Zitate gefällig?
der Feminismus dreht sich letztlich nur darum, wer die Schuld für die Menschheitsgeschichte tragen soll und wer nicht.
Kommentar: Ah ja. Der Herr Direktor des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung an der Universität Bremen sollte eigentlich wissen, dass es DEN Feminismus nicht gibt und dass es nicht um irgendeine Menschheitsschuld und einen Freispruch davon geht, sondern um viel konkreterer Dinge, die er im nächsten Zitat dann ja auch vehement angreift. Da widerspricht der gute Mann sich gleich mal selber.
Aber dann merke ich, dass der Feminismus nur als alles durchdringende Bürokratie der verfestigten Ungleichbehandlung von Männern und Bevormundung der Frauen erstarkt ist.
Es folgt ein langes, langweiliges Beispiel. Ein besser qualifizierter Mann kriegt eine Stelle nicht, weil sie ihm von einer schlechter qualifizierten Frau weggeschnappt wird. (bzw. er wandelt diesen Standard leicht ab: Der Mann klagt nämlich, bekommt Recht und für die alleinerziehende Mutter wird eine zweite Stelle geschaffen.) Wie unfair. Quoten sind böse. Die ständige Konstruktion ziemlich abstruser Situationen, um irgendwas beweisen zu können aber auch. Als ob sich 1:1 messen lassen würde, wer qualifizierter ist.
Was der gute Mann verschweigt: Seiner neoliberalen Ansicht, sich zu messen, immer mehr zu leisten und eben auch durch Leistung sich zu beweisen, stehen durchaus andere plausible Ansichten gegenüber. Es ist mitnichten zwangsläufig, dass Menschen sich über Arbeit miteinander messen. Es mag als männlich gelten, das wars dann aber auch. Soft Skills etc. haben in den letzten Jahren deutlich an Gewicht gewonnen. Womöglich war die weibliche Kandidatin in diesem Bereich überlegen und er wurde stärker gewichtet als einfach nur „wie wild“ zu arbeiten. Womöglich. Die Sache ist einfach viel zu unklar und schwammig, um Irgendetwas zu beweisen.
Für den Interviewten ist die Schuld aber klar verteilt. Schuld an dieser pösen pösen Ungerechtigkeit sind die Quoten. An den Quoten ist schuld: Der Feminismus. Damit wär immerhin widerlegt, dass es dem Feminismus nur um menschheitsgeschichtliche Schuldzuweisungen geht.
Im Unterricht herrscht das Feminine vor. Die äußere Welt, auf die Kinder vorbereitet werden sollten, wird der Feminisierung unterworfen. Für junge Männer ist das alles andere als eine Einladung sich diesem Studium zuwenden. Da bleiben nicht nur die Jungen außen vor, sondern auch das männliche Wesen.
Ab ins fast Esoterische, auch wenn es von einem Soziologen gesprochen fast sprachlos macht. Das männliche Wesen, jenes offensichtlich zu nix außer Leiden fähige Etwas, das gehegt und gepflegt werden muss, um zu gedeihen. Das Weibliche (Mama) hat sich in der Unterdrückung erst in der uns heute bekannten Form herausgebildet und das ist „normal“. Wenn Männer aber mal vorgeblich unterdrückt werden, ist das Männliche an sich gefährdet. Die arbeitende Frau ist für diesen Amendt offensichtlich noch immer Störfaktor, Gefahr, ungewohnt. Wie deutlich muss man eigentlich noch machen, dass es bei Weiblichkeit und Männlichkeit noch immer um Machtverhältnisse geht? Dass die Zuschreibungen diesbezüglich diskriminieren? (Beide Geschlechter, nicht nur die weinerlichen Männer, die in Zeitungen ihr Scheinwissen ablassen)
Man will vielfach nicht mehr wahrhaben, was Mann und Frau unterscheidet und dass Männer Dinge auf ihre Art tun.
Stimmt, das will ich tatsächlich nicht wahrhaben. (Andererseits dachte ich das lange Zeit und die Mehrheit der Menschen scheint so zu denken. Worin liegt die Leistung, an scheinbar allgemein anerkannten und bekannten Denkmustern festzuhalten?)
Man will aber scheinbar noch viel weniger wahrhaben, dass es auch ganz anders sein könnte. Dass es nämlich keine relevanten Unterschiede geben könnte. Dass Gleichberechtigung eben doch Gleichbehandlung heißen könnte. Bei größtmöglicher Freiheit für jeden, so zu sein, wie er oder sie es für richtig hält.
Die feminine Welt ist eine, wo die Brust zum Kind kommt. Das ist der Urtypus des einfachen, aber großartigen Überlebens. Unter Erwachsenen geht das nicht mehr. Frauen müssen selber wissen und offensiv testen, was sie wert sind. Aber oft sieht es so aus, als sollten Männer stellvertretend diesen Wert erkennen und spiegeln. Das Gehalt, das der Chef dann zuteilt, ähnelt eher dem geschenkten Brillianten. Es zeigt seine Wertschätzung für die Frau und so kann bei gleichwertiger Leistung unter der Hand eine Gehaltsdifferenz zum Mann entstehen.
Tadaa. So ist es also. Frauen sind doof und definieren sich nur darüber, wie andere sie sehen. Sie sind Narzissten und nicht durchsetzungsfähig. Dass Frauen auf andere Art manipulieren und erfolgreich sind, ist an sich mittlerweile bekannt, unser Lieblingssoziologe hier hat davon aber wohl noch nichts gehört.
Zumal auch hier wieder wichtig ist: Das muss nicht so sein, es geht auch anders. Die Frauen und die Männer gibt es nicht. Aber diese Sicht liegt vielen Menschen offenbar nicht, nicht einmal angeblichen Wissenschaftlern.
Spannend noch der letzte Satz, in welchem Frauen selbst die Schuld daran gegeben wird, dass sie weniger verdienen. Etwas weniger durchschaubar formuliert und ich hätte zu diesem rhetorischen Kniff gratuliert. So aber bleibts bei einem billigen Versuch, den Opfern zu sagen, sie wären selbst schuld und damit uns alle (die Täter) freizusprechen. Kennt man so auch schon von Vergewaltigungen. Auch das, dachte ich, wär vorbei.
Manchmal frage ich mich, wo eigentlich die Männer arbeiten, weil ich überall nur Frauen sehe.
Ich habe sehr oft den Eindruck, dass Frauen bevorzugt in Berufe drängen, die in irgendeiner Weise Abkömmlinge der Mütterlichkeit sind. Über 90 Prozent ist ihr Anteil an den Grundschulen oder in Pflegeberufen.
Aha. Frauen sehnen sich nach Berufen, in denen sie ihre natürliche Mutterrolle ausleben können. Und Männer nicht. Das sagen doch die Statistiken. Was er nicht sagt, obwohl er es wissen muss: Unterdurchschnittlich häufig sind sie zum Beispiel immer noch in den höchsten Positionen an Universitäten vertreten. Bestimmte Berufe sind für Frauen einfach leichter zu ergreifen, weil die Einstiegshürden für Frauen niedriger und die Abneigung in ihnen weniger ausgeprägt ist. Keine Frau musste sich einen Job als Krankenschwester erklagen, weil das sowieso als „Frauenarbeit“ gilt. Als die erste Frau zur Bundeswehr wollte, hatte sie es unverhältnismäßig schwerer. Noch heute werden Frauen dort von männlichen Kameraden oder Vorgesetzten diskriminiert. Aussagekräftig ist diese einseitige Auslegung von Statistiken daher nicht, denn sie berücksichtigt nicht die ungleichen Chancen im Beruf und die Schwierigkeiten, ihn überhaupt erst ergreifen zu können.
Der Geschlechterdiskurs muss auch aus der Fixierung heraus, dass alle alles können müssen. Gleichheit herrscht, wenn man akzeptieren kann, dass Männer und Frauen unterschiedliche Fähigkeiten haben, und immer eine Differenz bleibt, die etwas mit dem Wesen der Männlichkeit und der Weiblichkeit zu tun hat. Damit muss man leben, wobei die Möglichkeiten zur Veränderung für beide stets offen gehalten werden müssen.
Damit muss man nicht leben, das kann man verändern. Aber nur, wenn man verstanden hat, dass Unterschiede mitnichten „natürlich“ sein müssen. Männlichkeit und Weiblichkeit sind Konstrukte. Ein Direktor des Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung muss das einfach wissen! Tut er aber nicht. Weswegen er wohl, wie fefe weiß (dem ich auch den Link zum Artikel verdanke!), auch nur bis 2003 diese Professur inne hatte.
Zum Abschluss sagt Amendt dann nochmal ganz deutlich, was er von Frauen hält:
Männer wenden die Aggression eher nach außen, um sie dort zu sublimieren, und haben eine Technik des Durchsetzens und Eroberns oder Erfindens entwickelt, während die Frauen eher dazu neigen, die Aggression gegen sich zu wenden, etwa ins Depressive. Sie reden viel, können aber nicht handeln.
Der Mann schafft, die Frau labert. So einfach kann es manchmal sein. ;) (Hervorhebung ist von mir.)
Das Fazit dann: Frau muss sich selbst helfen. „Sie muss rausgehen aus dem gemachten Bett.“(als ob sie das nicht seit Ewigkeiten tun würde).
Untersuchungen zeigen, dass Männer Frauen nicht diskriminieren wollen, sondern meinen, sie müssten sie beschützen. Wenn Frauen heute durch die Bank als Opfer beschrieben werden, setzt das paradoxerweise die tradierte Versorgermentalität der Männer abermals in Bewegung. Eine Frau, die als Opfer auftritt, ruft einen Mann auf, ihr zur Hilfe zu eilen. Und das ist genau das, was Frauen nicht brauchen. Frauen müssen selbst sehen, wie sie zurechtkommen.
Na wenn die Männer es doch nur gut meinen, sollen die Frauen gefälligst aufhören, immer Unterdrückung zu schreien. Oder nicht? Wie sangen Kettcar so schön: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Nicht gegen den Feminismus müssen Männer kämpfen, sondern mit ihm, für mehr Freiheit!
Gefällt mir:
Like Wird geladen …