Schlagwort-Archive: Kapitalismus

ti_leos Links der Woche (KW 45)

Hallo @all. Links der Woche. Prokrastination, weil NaNoWriMo ist. Da versag‘ ich grad ziemlich komplett. Sollte 13.333 Worte haben. Bin bei 6.252. Letztes Jahr bin ich zumindest über 30.000 gekommen. War eine sehr positive Erfahrung. Ich habe den NaNoWriMo jahrelang beobachtet, aber für Quatsch befunden. Aber das war Quatsch. Das Ziel, in einem Monat (November, deshalb auch NationalNovemberWritingMonth, NaNoWriMo) 50.000 Worte, eine Novel, zu schreiben, motiviert ungemein und kanalisiert. Hab ich letztes Jahr ausprobiert. War richtig gut, auch wenn am Ende nix Zusammenhängendes bei rum kam.

Wenn ihr mich motivieren wollt, werdet ihr meine Writing-Buddies. Davon hab ich nämlich nur eine Hand voll und die tun sich insgesamt dieses Jahr auch schwer.

Außerdem möchte ich euch einen Song empfehlen. Leb so, daß es alle wissen wollen von den fabelhaften Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen. Irgendwann muss ich mal eine Playlist mit all den tollen deutschen Bands, die ich so kenne, anlegen. Während wir Kino und Film einfach gar nicht können, sind hierzulande so viele tolle Bands unterwegs, die ungefähr keine Sau kennt, während Unheilig oder Uraltsongs von den Ärzten mit zweifelhafter Message, die Charts stürmen. Das sollte sich ändern, jedenfalls sollte ich mal versuchen, häufiger über gute Musik zu schreiben. Bzw. sie euch einfach vorsetzen, über Musik schreiben ist nämlich voll schwierig. Hört also und erspart euch eine Erklärung!

Terror in Little Saigon: An Old War Comes to a New Country berichtet darüber, wie die National United Front for the Liberation of Vietnam in den USA ziemlich ungestraft kritische Journalisten getötet hat. Krasse Story.

Eine illustrierte Geschichte der Verhütung: “On Abortion & Contraception History,” the first chapter from photographer Laia Abril’s long-term project On Misogyny, published by Hopes&Fears for the first time, pictures centuries of gadgets meant to delay or terminate the roughly 15 pregnancies that a woman might have “under natural circumstances.” From lemon rinds to knitting needles:  A visual history of abortion and birth control.

The massacre that didn’t happen stellt die Frage: What is justice in a case like this — a massacre that never happened? Eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten: Es gibt keine Gedankenverbrechen und das Strafmaß für geplante, aber verhinderte Straftaten bemisst sich an den bis dahin begangenen Straftaten. Oder?

Ein Versuch, Russlands manchmal schwer nachvollziehbare Politik mithilfe geografischer Gegebenheiten erklärbar zu machen: Russia and the Curse of Geography. Das Fazit ist sehr Kalter Krieg, aber nach der Annexion der Krim ist es zumindest nicht absurd.

„Comparing someone to the police for asking people not to call the police is the height of libertarian cultural conservative contradiction. All the anti-PC platitudes about free speech and the right to one’s opinion in a free society fly out of the window when people defend not their safety or well-being but their right to live free from nonwhites. By any consistent ethical standard, a black person’s right to walk down the street unmolested trumps homeowners’ right to use the police for real estate segregation. Yet the cop callers are more concerned about the overpolicing of their language than the overpolicing of their streets.“ Ending political correctness is a bad joke in a country with real rights violations to worry about: It’s time to retire the PC Police.

Neverland von Neil Gaiman gelesen? The truth about New York’s legendary „Mole People“.

Zwei gute Spiele, für lau: Birdland und Grave. Ersteres erzählt eine sehr weirde Sommerlager-Geschichte. Lynchesk, lesenswert. „BIRDLAND was written by Brendan Patrick Hennessy and illustrated by Izzy Marbella. It was made for the 2015 Interactive Fiction Competition and created in Twine, an open-source tool for telling interactive, non-linear stories.“ Für mich sind Twine-Spiele ja vollwertige Spiele, die alles haben, was ein Spiel braucht. Mit einer ganz alten Historie, die von Text-Adventures über Hentai-Games bis Twine reicht.

Grave ist ein 2D-Endlos-Slasher. Highscore ist alles. 71 gilt es zu schlagen. Das ist locker schaffbar. Auf Challenges lass ich mich ziemlich sicher ein. Screenshots als Beweis!

Eine tolle Murder Story. Elternmord, falsche Geständnisse. Wenn ihr ’nen Krimi schreiben wollt, lest „Blood Ties: Two brilliant college lovers were convicted of a brutal slaying. All these years later, why has the case become a cause?“

„When a childhood language decays, so does the ability to reach far back into your own private history. Language is memory’s receptacle. It has Proustian powers. Just as smells are known to trigger vivid memories of past experiences, language is so entangled with our experiences that inhabiting a specific language helps surface submerged events or interactions that are associated with it. Those of us who received more than one language before the valves of our attention closed may find, to our surprise, that our earliest language lingers on in our soul’s select society, long after we thought it had faded.“ The Strange Persistence of First Languages ist ein Text über die Macht und Wichtigkeit von Sprache.

„We knew invertebrates can grow tumors, but the fact that one can invade and disseminate in a human and make them sick just really, really defied belief,“ says Muehlenbachs. A Man In Colombia Got Cancer And It Came From A Tapeworm. Damit ihr Bescheid wisst.

„All venture capital is based off convincing someone you can keep the ball of enterprise rolling so eventually my gamble to trade you capital in exchange for shares in your hopefully ever-expanding company will pay interest on my investment. Austerity is like inviting people in to skullfuck America.“ Damn Right Amazon Runs a Fucking Deficit and So Should America. Überzeugt euch die Argumentation? Mich schon, grad wenn ich mir die Griechenland-Politik Deutschlands angucke. Unter den gegebenen Umständen ist Sparpolitik witzigerweise einfach verkehrt.

„It’s easier for black cooks to circumvent traditional cookbook publishing  and share their recipes, preparation techniques, and culinary trends via online and traditional TV shows, blogs, and podcasts. This sort of technological resourcefulness may eventually become a necessity for all chefs—not just those who are self-taught or African American—and it’s heartening to see black women like Taylor, Adams, Davis and others at the forefront of the movement.“ The Untold History of African American Cookbooks.

Und ihr könnt das hier in ultraguter Quali angucken: NASA | Thermonuclear Art – The Sun In Ultra-HD (4K)

Sex Pistols Credit Card

Warum Kapitalismus lebt und Punk tot ist. Oder so. Virgin Money hat eine Sex Pistols-Kreditkarte rausgebracht.

 

ti_leos Links der Woche (KW 21)

Herzlich willkommen zu meinen Links der Woche.

ti_leos Links der Woche KW 21

Starten wir gleich mit dem Artikel, der diese Woche mutmaßlich signifikant häufiger geteilt als gelesen wurde: Host von David Foster Wallace, internetfein gemacht von The Atlantic. Da Wallace eine Vorliebe für Fußnoten (und Fußnoten in Fußnoten!) hatte, war das nötig. Muss ich selbst erst noch lesen, bei Wallace macht man aber nichts verkehrt, wenn man ihn empfiehlt.

Der Wettlauf um Asteroiden und Co. ist nah: The US has space experts worried about an extra-terrestrial land grab.

Triggerwarnungen oder Safe Spaces sind kein übertriebenes „political correctness“-Geschwätz, sondern logische Entwicklung, daraus folgend, dass wir heutzutage posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) und Trauma viel besser verstehen, schreibt Jeet Heer in Stress Test.

Mir war William Horton bisher kein Begriff, aber vor 30 Jahren hat der Fall die Gemüter in den USA erhitzt. Bis heute fahren Politiker, was Sträflinge und Hafturlaub angeht, besser eine harte Schiene, egal ob Republikaner oder Republikaner. Alles wegen Horton, der Präsidentschaftswahl 1988 und so gewieften wie skrupellosen Beratern: Willie Horton Revisited.

The Spectacular Flight and Rough Landing of the Freedom Jumpers hat den Prozess dreier Base Jumper begleitet, die 2013 vom noch in Bau befindlichen One World Trade Center gesprungen sind und daraufhin verhaftet wurden. Den Freedom Jumpers drohen viele Jahre Gefängnis, sogar ihrem Fahrer! Es wirkt, als solle an ihnen ein Exempel statuiert werden. Aber warum eigentlich? Ist ihr Base-Jump nicht ein Verbrechen ohne Opfer bzw. eine Opferlose Straftat?

Leider bin ich derzeit nicht up-to-date, aber Saga von Brian K. Vaughan und Fiona Staples ist seit Jahren einer der besten Comics überhaupt, vielleicht der beste im „Mainstream“. Nachdem ihr How Brian K. Vaughan Builds Epic Stories gelesen habt, wisst ihr auch, warum das kein Zufall ist.

Queers Read This, ein Flyer, den die Queer Nation 1990 auf der New York Gay Pride Parade verteilt hat.

Wieviele Videos und Bilder von Morden und tödlichen Unfällen habt ihr schon gesehen im Leben? Von Rotten bis zu ISIS oder Walter Scott – das Internet ist voll davon. Death in the Browser Tab beschäftigt sich damit, was es für Auswirkungen hat, dass der Tod uns auf die Art einerseits näher rückt, in unseren Alltag eindringt, zugleich aber auch fremder und anonymer wird, uns unwirklicher vorkommt.

By Reason of Insanity erzählt die spannende Geschichte von Daniel Sickles, der 1859 den Geliebten seiner Ehefrau mit drei Pistolen erschossen hat und dann als Erster in den USA erfolgreich auf Unzurechnungsfähigkeit plädierte.

Are we bingeing on mixed-race beauty to feel better about racism?

Überschätzen wir die Möglichkeiten von Gentechnik, besonders von Genomik? Weighing The Promises Of Big Genomics sagt ja.

Rowan Cota, darüber, wieso sie über ihre Vergewaltigung nicht offen sprechen kann: A follow up to „We are not things“. Falls euch mal wieder jemand erzählen will, dass Rape Culture nicht existiere, jedenfalls nicht hier usw. – Sie existiert, sie wirkt, wir sind Teil davon und sie lässt Menschen nicht offen reden.

Passend dazu: The Mary Sue Will No Longer Promote HBO’s Game of Thrones

FEMEN sind aus vielen Gründen kritisch zu betrachten bzw. abzulehnen, einer davon, dass sie „imperialistischer Feminismus“ sind, der die Leistungen vieler afrikanischer Aktivistinnen, die lange vor ihnen bereits erfolgreich Nacktheit als Mittel des Protests nutzen, ignoriert und unsichtbar macht. Bodies That Matter: The African History of Naked Protest, FEMEN Aside

Ein schwedischer Designer hat einen Vorschlag für eine Flagge der Erde gemacht. Geht so. Aber mir gefällt der Idealismus, der dahinter steckt.

Apropos Schweden: Other People’s Playlists ist ein richtig guter Artikel über Spotify. Inklusive einer Art The Wiki Game für Spotify.

Isaac Asimov on “How Do People Get New Ideas?” (1959)

Der Spieleentwickler Mac Cauley hat für den Oculus‘ Mobile VR Jam 2015 ein in 3D begehbares Gemälde von van Gogh geschaffen: The Night Café. Sehr cool, Virtual Reality ist hochinteressant aktuell.

Richard Prince verkauft ausgedruckte Screenshots von anderer Leute Instagram-Fotos als Kunst. Nach geltenden Gesetzen (fair use) ist das wahrscheinlich legal, weil Prince den Bildern jeweils einen eigenen Kommentar hinzufügt. Gelungene Provokation und ein wichtiger Kommentar zu Copyright-Foo oder glatter Diebstahl? Ich finde „New Portraits“ eher gelungen, lest aber unbedingt auch Richard Prince Sucks, in dem wichtige Kritikpunkte formuliert werden.

In Like the Force, Copyright Law is About Balance macht sich Casey Rae Gedanken über Copyright bzw. Urheberrecht und wie es beschaffen sein müsste, damit tatsächlich Urheber davon profitieren und Kunst schaffen incentiviert wird. Kein langer Artikel, aber recht ausgewogen.

Nicht die Algorithmen sind das Problem, sondern die Gesellschaften, die sie entwickeln, behauptet You Can’t Handle the (Algorithmic) Truth. Ich bin geneigt, dem zuzustimmen. Auch, weil ich letztens erst einen Artikel gelesen habe, der in eine ganz ähnliche Richtung zielt: From Mega-Machines to Mega-Algorithms. Gerede von „algorithmischer Verantwortlichkeit“ verkennt die eigentlichen Probleme.

In Neuseeland ist am 12. Mai ein Gesetz in Kraft getreten, nachdem Tiere „sentient beings“ sind, also „fühlende Wesen“ (wie Menschen). Klingt nicht radikal, ist es aber leider. Warum ist das Thema wichtig? Hier eine kurze Einführung: Should Animals Have Human Rights?, erklärt mit Pokemon!

Wenn man einmal anfängt, sich darüber Gedanken zu machen, was Farben eigentlich sind und wie jeder Einzelne sie verschieden wahrnimmt, wird es schnell wunderbar komplex: Does Color Even Exist?

Los Angeles City will bis 2020 den Mindestlohn von derzeit 9$ schrittweise auf 15$ erhöhen. Für 15$ kann man sich aber jetzt schon das Wohnen dort nicht mehr leisten: Every Single Part of Los Angeles is Unaffordable on $15/Hour

Weil @nulipan in dieser Woche erst ein kleiner Vogel vor die Füße geplumpst ist, den sie dann zu einer Vogelaufzuchtstation gebracht hat: What to Do When You Find a Baby Bird on the Ground.

Der weiteste Sprung der Welt mit einem „Auto“, von Tanner Foust über 101 Meter:

Die Playlist zu den Links:

(eigentlich das ganze Album)

ti_leos Links der Woche (KW 19)

Endlich wieder Links der Woche. Es gab viel zu tun und wenig Zeit zum Lesen und Bloggen. Aber jetzt! Los geht’s mit Menschen, die sich für tot halten.

ti_leos Links der Woche KW 19

Menschen, die unter dem seltenen Cotard-Syndrom leiden, glauben von sich, sie wären eigentlich tot. Daher hat man dem Syndrom auch den Namen Walking Corpse Syndrome gegebenSeit Entdeckung der Krankheit 1880 wurden knapp 100 Fälle von Cotard-Syndrom dokumentiert. Für Living with the Dead ist Erika Hayasaki nach Mexiko gereist und hat mit Patienten, Angehörigen und Ärzten gesprochen. Spannendes Thema, das auch mal wieder zeigt, wie fragil das Gleichgewicht eigentlich ist, das Menschen mehr oder weniger „normal“ funktionieren lässt und wie schwerwiegend Veränderungen in diesem System sich auswirken können.

Apropos menschliche Psyche: Sagt euch ASMR was? ASMR steht für autonomous sensory meridian response, ein wissenschaftlich nicht bewiesenes Phänomen, das sich wie ein angenehmes Kribbeln im Hirn anfühlen soll. Man kommt zur Ruhe. Um diesen Zustand zu erzeugen werden Videos produziert, die Millionen mal geklickt werden. Eine der bekanntesten ASMRtists ist Ally Maque und deren neueste Videos überschreiten die Grenze in Science Fiction-Territorium. Sehenswert! Lest unbedingt auch den Artikel The brain-tingling world of ASMR collides with science fiction für die Hintergrundinfos.

Warum Katniss Everdeen, die Protagonistin von Suzan Collins Hunger Games Trilogie, eine der Ikonen moderner Popkultur ist wichtiges Vorbild für viele jugendliche Frauen, so ein guter und wichtiger Charakter ist und mit welchen „Tricks“ Collins diese faszinierende Heldin geschaffen hat, könnt ihr in dem Artikel The Antianorexic Heroine erfahren. Katniss’s destiny is to be enormous.“

Interessante Gedanken zu (unbezahlter) Arbeit, Verantwortung, Mega-Maschinen & Mega-Algorithmen, Kollaboration im Digitalen und der Kommerzialisierung jedes Lebensbereiches macht sich Jathan Sadowski in dem Essay From Mega-Machines to Mega-Algorithms. Mir persönlich zu technologiekritisch und was Kapitalismus mit dem Ganzen zu tun haben könnte, wird ausgeblendet. Trotzdem lesenswert.

Um den wichtigen Kampf bisexueller Menschen gegen Vorurteile und Diskriminierung und um Anerkennung ihrer sexuellen Identität geht es in The Scientific Quest to Prove Bisexuality Exists.

Im Rahmen der Aktionstage Politische Bildung hat Stefan vom Cyborgs e.V. im Podcast mit Rena Tangens von Digitalcourage, Mike Karst von Amnesty International und Jöran Muuß-Merholz über Menschenrechte im digitalen Zeitalter diskutiert.

In the basement with transhumanism’s DIY cyberpunks muss ich euch natürlich empfehlen. Ein toller Text über Transhumanismus und speziell über DIY Biohacker und Grinder, in dem es auch um Grindhouse Wetware und Tim Cannon geht. Tim war ja noch in der Gründungsphase des Cyborgs e.V. bei uns zu Besuch, was der Artikel auch erwähnt. Warum Tim allerdings von der c-base als „Schloss“ spricht – keine Ahnung.

Geschlecht wird konstruiert und Unisex ist tot. Wie kommt das? Styles for Him—and Her geht der Frage nach, warum die heutige Mode viel geschlechtsspezifischer gestaltet ist als noch in den 1950ern mit ihren rigiden Rollenbildern.

Das sehr persönliche Essay über weiblichen Schmerz, Verwundungen und Leiden von Leslie Jamison spricht sicher nicht jeden Leser an, aber wenn es einen anspricht, ist Grand Unified Theory of Female Pain ein sehr wertvoller Text, längst nicht nur für Frauen.

Reddits The Button kennt ihr? Falls nicht, ich hab da schon drüber geschrieben. Gestartet am 01. April läuft der Countdown immer noch und alles ist mittlerweile ziemlich komplex. Ein total spannendes soziales Experiment. Well done, Reddit, auch wenn der Sinn der Aktion nachwievor rätselhaft ist.

Surprise! Bitcoins haben ein Frauenproblem. Man schätzt, dass 96% der Bitcoin-Community männlich sind. Vom Erfolg der Währung würden also wie so oft fast ausschließlich Männer profitieren. Die dann Frauen im NSFW subreddit r/GirlsGoneBitcoin mit Bitcoins fürs Posieren bezahlen. Neue Währung, gleiche Verteilung.

What’s life like for a man who tastes words? gibt euch eine Vorstellung davon, wie lebt es sich mit Synästhesien lebt. Wie es ist, wenn Konsonanten einen Geschmack haben und Namen nach Joghurt und das Wort Joghurt nach Haarspray schmecken.

Ich finde es immer noch schwer, zu glauben, dass ein Online-Marktplatz für Drogen wie Silk Road überhaupt jemals funktionieren konnte, aber es gab ihn bekanntermaßen, sogar recht lange. Bei Wired gibt es einen tollen Long-Read über die unglaubliche und unerzählte Geschichte hinter Silk Road. Am 14. Mai erscheint ein zweiter Teil, die Geschichte ist noch nicht zu Ende erzählt.

Die Grenze zwischen Virtualität und Realität verschwimmt zusehends. Unser Gehirn hält beides für real, wenn die Parameter stimmen. This Is Your Avatar Speaking stellt spannende Fragen zum Selbstbild in Zeiten von Avataren.

Trau keinem Otter. Dass Otter fiese Gesellen sind, war mir bekannt, aber in welch epischem Ausmaß sie grauenvolle Dinge tun, war mir bisher nicht bewusst. Ich werde Otter leider nie mehr so sehen können wie bisher. The case against otters: necrophiliac, serial-killing fur monsters of the sea.

Die Story, die GamerGate letzte Woche am meisten geärgert hat, war Game of Fear. Aus gutem Grund: Zeigt sie doch deutlich, dass #GamerGate von Beginn an ein Mob war, der in erster Linie Frauen belästigt und bedroht hat.

Aufstieg und Fall des Steven Seagal in Russland beleuchtet Putin’s Action Hero: How Steven Seagal Became the Kremlin’s Unlikeliest Envoy. Wie konnte es dazu kommen, dass ausgerechnet der nahezu völlig aus dem Blick der Öffentlichkeit verschwundene Actionfilm-Schauspieler Steven Seagal zum zeitweilig wahrscheinlich mächtigsten Nicht-Russen im Land aufsteigen konnte? Ziemlich wilde Geschichte.

Sexbots sind auch so ein faszinierendes Thema. Is This the Dawn of the Sexbots? (NSFW) gewährt einen Blick hinter die Kulissen des „Rolls Royce unter den Sex Doll-Fabrikanten“ und beschäftigt sich mit den Gründen, die zur Entstehung von Sexbots führten, was das über uns und unsere Sexualität aussagt, warum das Thema viele Menschen so fasziniert (Stichwort Blade Runner, Real Humans, Her, Ex Machina) und was es für die Zukunft bedeuten könnte.

The Onion hat als Satire auf Zeitungen mit denselben Prolemen wie diese zu kämpfen. Printsterben, Monetarisierung ihres Contents online, etc. Letztlich zwingt das The Onion sich genauso wie die persiflierten Zeitungen zu handeln. Oh the irony! The Onion is not a Joke.

Sorry, Etsy. That Handmade Scarf Won’t Save the World.

Zum Schluss noch ein Long Read, den ich euch sehr ans Herz lege, jetzt wo ihr bis hierhin gekommen seid: GHOSTS OF IGUALA Mexico: How 43 students disappeared in the night. Großartiger Journalismus. Es geht um Verschwörungen, Normalistas, falsche Anschuldigungen und absichtliche Lügen, Social Justice, Bandenkriege, Ermordungen, Erpressungen und Entführungen, Drogen, korrupte Politiker und das organisierte Verbrechen, zivilen Ungehorsam und Protest. Selbst die Armee mischt mit.

Zwei unglaubliche Zahlen aus dem Artikel: Aktuell gelten laut offiziellen Angaben über 22.000 Bürger Mexikos als vermisst und es wird angenommen, dass seit 2006 70.000 Menschen beim Durchqueren des Landes spurlos verschwunden sind.

Das ist jetzt echt lang geworden, aber ihr könnt euch die Links ja einteilen. Wer weiß, wann ich das nächste Mal zum Bloggen komme. ;)

Die 5 Startup Trends 2015: Mood-based Marketing, Resolute Wondering, Spannende News, Intelligent Tool Finding & Customer Sharing

[Edit 27.04.2015,00:09 Uhr: Da es offenbar nicht anders funktioniert, lasse ich Kommentare zum Artikel vorerst nur noch händisch freischalten. Die bisherigen Kommentare habe ich rigoros gelöscht. Ich wünschte mir auch, das wäre nicht nötig, aber da war nicht eine vernünftige Diskussion dabei.]

Die folgenden 5 Startups sind meiner Meinung nach die heißesten Startups 2015. Sie schaffen Trends oder disrupten bestehende Märkte.

Startup Trends 2015

moody

moody ist grad in aller Munde, dank einer Kapitalspritze in bisher unbekannter Höhe durch A-Grade Investments aka dem Inkubator von Ashton Kutcher (der bereits Secret, eine Plattform zum Teilen von Geheimnissen, mitfinanziert).

moodys ambitionierter Anspruch: Launen zu Geld machen. Ähnlich wie beim gescheiterten Amen (ein weiteres Kutcher-Investment) hofft man, langfristig Geld durch das Sammeln und Verkaufen von Daten zu verdienen sowie durch „mood-based Marketing“. Dafür hat man sich Anfang April PR-wirksam Isabella Loy (Ex-Palantir) ins Boot geholt, die die Entwicklung sogenannter Mood-Datenbanken fortan als CTO überwachen soll.

Für den deutschen Markt sehe ich Schwierigkeiten, aber das Konzept macht Sinn und besetzt eine eigene Nische. Derzeit befindet sich moody noch in einer sehr frühen Entwicklungsphase (User können ihre moods in einem Stream miteinander teilen und kommentieren, ihre mood-Statistiken miteinander vergleichen und einander kleine Geschenke senden, um die Laune anderer Nutzer zu verbessern. Die meisten Kernfeatures sind derzeit jedoch noch nicht implementiert), daher ist schwer vorherzusehen, wie es sich entwickeln wird. Aber mood-based Marketing is a thing.

Wonderable 

Jeder von uns kennt das: Wir fragen uns etwas und früher oder später finden wir die Antwort. Aber macht uns das wirklich zufrieden? Oft war die Frage letztlich viel interessanter als die Antwort.

Wonderable will „wondering“, wie es im Englischen heißt, auf das nächste Level heben. Momentan arbeitet das Team laut Wonderable-Präsidentin Erika Cunningham an der Betaversion der iPhone-App (eine Android-Version ist bisher nicht geplant). Schon die closed Alpha, an der ich freundlicherweise als Tester teilnehmen durfte, fand ich ziemlich überzeugend.

So bietet Wonderable dem User statt vorgegebener fester Antworten zu jeder Frage eine Anzahl verwandter Fragen, die bereits in dieser frühen Phase oft von deutlich besserer Qualität sind als die Ausgangsfrage. Langfristig soll „Wonderable“ auch Antworten liefern, aber „das hat derzeit keine Priorität. Wir konzentrieren uns auf das Wesentliche“ (Cunningham). Der nächste Schritt wird die Anpassung der Wonderable-App für die apple Watch sein. Ein smarter Move. „Resolutely wondering“ hat auf jeden Fall Zukunft.

news

news will den Nachrichtenmarkt revolutionieren. „Die heutigen Nachrichten sind langweilig!“, meint CBO Christon Mayne und fügt hinzu: „Unsere App wird Nachrichten wieder spannend machen! So einfach ist das.“

Wie schon dream (auf dessen Technikgerüst news entwickelt wurde) kommt news äußerst minimalistisch daher. Entwickler Michael Munoz (Ex-dream) spricht diesbezüglich aber von „weltbewegenden Änderungen“ und „unvorstellbaren Verbesserungen“. Derzeit ist news im „closed beta“-Modus.

Der Nachrichtenmarkt ist traditionell heiß umkämpft, aber das Team um news hat bereits bewiesen, dass es erfolgreiche Startups hochziehen kann. Wer hätte vor einem Jahr an den Erfolg von dream gelaubt? Heute wird dream von fast 7 Milliarden Menschen weltweit genutzt. Ein Riesenerfolg. news ist definitiv ein Startup, das man im Auge behalten sollte.

Dank des Erfolgs von dream sollte außerdem derzeit auch genug Kapital zur Verfügung stehen, um den Nachrichtenmarkt möglichst radikal und mit vollem Einsatz umzukrempeln. Es wird spannend.

Toolstr

Ein Tool für alles? Geht nicht. Toolstr geht daher einen völlig anderen Weg: Mit einem Findr genannten Tool (derzeit ausschließlich als Entwickler-Kit für 399 $ erhältlich) soll innerhalb kürzester Zeit das beste Tool für jeweils anstehende Aufgaben geliefert werden. Toolstr soll dabei extrem flexibel sein. Founder Leroy Warren: „Wir können alles liefern, in bester Qualität, analog oder digital, scheißegal. Das Geheimnis liegt in unserem ausgeklügelten Suchalgorithmus.“

Große Worte, aber Leroy hat bereits mit DepressionThink (dem „Facebook für Depressionen“ – Mark Zuckerberg, der mit ihm zusammen studierte) bewiesen, dass er out-of-the-box denken und überraschende Lösungen für unmögliche Probleme finden kann.

Wichtig für Toolstr ist jetzt, die richtigen strategischen Partnerschaften aufzubauen. Auf gewisse Ähnlichkeiten zum Amazon Dash Button angesprochen, lacht Leroy nur: „Der Vergleich mit dem Amazon Dash wird oft gezogen, aber das ist ein ganz anderes Produkt, ein anderer Markt. Unsere Produkte ergänzen sich einfach gut. Vielleicht liefern wir bald die Tools und Amazon das Material. Alle können profitieren.“

Die Zukunft für Toolstr sieht rosig aus. Die Technologie existiert bereits und sie weckt Begehrlichkeiten. Es würde mich nicht wundern, wenn im Hintergrund bereits Gespräche mit den ganz Großen im Online-Biz laufen, mit dem Ziel, das noch junge Startup so schnell wie möglich zu kaufen, bevor es ein anderer tut.

ClientDevote

Wie finden Unternehmen die richtigen Kunden? Noch immer eher zufällig oder unterstützt durch gezieltes Marketing. Hier setzt ClientDevote an und es will mit seinen Algorithmen nicht weniger, als den Kundenbindungsmarkt revolutionieren, indem es für jedes Unternehmen die richtigen Kunden findet.

Thematisch passende Unternehmen können außerdem ihre Kunden untereinander tauschen, um den für sie perfekten Kunden-Mix zu erreichen, auf Wunsch auch vollautomatisch und in realtime . Customer Sharing nennt Angel Investor Samuel Jefferson dieses neue und bereits patentierte System. Getreu dem Motto „Sharing is Caring“ soll Customer Sharing Unternehmen letztlich deutlich günstiger kommen als das heute noch dominierende, aber in Zeiten von Social Media zunehmend schwieriger zu kalkulierende Marketing.

Der Markt für Kundenfindung steckt derzeit noch in den Kinderschuhen, wird aber nach Ansicht vieler Experten voraussichtlich spätestens 2016 explodieren.

Für welches Startup seht ihr die besten Chancen, welches Startup ist euer Startup Trend für 2015?

P.S.:

Ganz knapp nicht auf die Liste hat es übrigens Zoomstr geschafft, aber ich benutze die App aktuell eigentlich fast täglich. Habe mich schon sehr an diese neue Art des Zoomens gewöhnt.

P.P.S.:

Ein paar Bemerkungen zu euren Kommentaren:

Custom Moods für moody sind aktuell noch nicht implementiert. Man hat das fest vor, aber zunächst müssen die Mood-Datenbanken soweit stehen. Um Geschenke versenden zu können, wird eine Kreditkarte benötigt. PayPal und paysafecard sollen schnellstmöglich folgen.

Wonderable funktioniert derzeit wirklich nur auf iPhones und die Alpha ist ausschließlich englischsprachig. Lokalisierungen sind geplant, haben derzeit aber keine hohe Priorität.

Da sich hier außerdem Kommentare häufen (trotz closed Beta und ziemlich oft anonym, aber ich will nichts andeuten), news sei eigentlich gar nicht so spannend und neu, bat mich Michael Munoz via Twitter darum, nochmal Folgendes klarzustellen:

news befindet sich derzeit noch in der Entwicklung. Der Algorithmus ist nicht final und wird noch deutlich verbessert werden. Außerdem ist der richtige Mix zwischen privaten Neuigkeiten (new news) und Nachrichten-News (news news) derzeit noch nicht gefunden. Man sei dafür dringend auf User-Feedback angewiesen.

Also bitte zukünftig keine Kommentare mehr hier über die miese Auswahl der Nachrichten. Das Problem ist bekannt. Wendet euch im Zweifel direkt an die Entwickler.

Toolstr bat um Klarstellung, dass der Versand des Findr derzeit nur innerhalb der USA möglich ist. Ob und wann man das Tool auch in Deutschland erhältlich sein wird, ist derzeit nicht bekannt.

ClientDevote weist darauf hin, dass sein Service nur für Unternehmen gedacht ist und nicht für Privatpersonen. Die Arbeiten an einer App für Privatkunden sollen aber bald nachdem ClientDevote „richtig rund läuft“ (O-Ton Jefferson) beginnen.

P.P.P.S.: Jetzt ihr: Der Startup Generator von Tiffany Zhang and Mike Bradley

ti_leos Links zum Sonntag (KW 16)

Seit ich eine Rubrik für Links zum Sonntag im Blog gestartet habe, komme ich ausgerechnet Sonntag kaum noch zum Bloggen. So ist das Leben. Aber heute schaff ich’s. Auch wenn ich ziemlich platt bin, das muss sein. Hab auch ein paar wirklich lesenswerte Texte dieses Mal dabei.

ti_leos Links zum Sonntag (KW 13)

In HUMANITY NOT INCLUDED: DC’S CYBORG AND THE MECHANIZATION OF THE BLACK BODY erklärt Robert Jones, Jr., warum auch der DC Comics-Charakter Cyborg letztlich nur rassistische Stereotype reproduziert. Unbedingt auch die Kommentare lesen!

Unternehmen und der „Freie Markt“ können die Welt nicht retten, selbst wenn sie wollten. The Free-Market Fantasy erklärt, warum (unter anderem).

Weil das FBI bei nahezu allen forensischen Haaruntersuchungen, die es vor 2000 vorgenommen hat, wissentlich gelogen hat, wurden viele Menschen zu Unrecht verurteilt, 32 sogar zum Tode. Das wurde jetzt offiziell zugegeben.

Too many books? geht der Frage nach, wie die schier unendliche Anzahl Bücher heutzutage sich auf unsere Lesegewohnheiten auswirkt, ist letztlich aber auch sowas wie eine kurze Geschichte des Buches überhaupt. Für Bibliophile (die wissen dann allerdings wahrscheinlich auch schon fast alle Fakten).

Der Vatikan erkennt endlich an, dass auch die progressiven, feministischen Nonnen der Leadership Conference of Women Religious (LCWR) in den USA ihrer Kirche dienen.

Science Fiction’s White Boys‘ Club Strikes Back fasst die Geschehnisse rund um die Manipulation der Hugo Awards nochmal gut zusammen und ordnet sie in einen generellen Kampf von progressiven (linken) und konservativen (rechten) Autoren und Strömungen innerhalb der SciFi ein.

United Blood erklärt New York Hardcore mit all seinen Stärken und Schwächen. Nicht weniger als das.

The Star Wars George Lucas Doesn’t Want You To See berichtet von den Bemühungen einiger Fans, die originale Star Wars Version wiederherzustellen. Nicht nur für Fans.

Fake-Populismus ist auch scheiße und problematisch. Das zeigt der Rolling Stone anhand der aktuellen Wahlkampagne von Hillary Clinton. Nicht nur relevant für die dortigen Medien und die Politik und ihr Zusammenwirken.

Animals Man ist ein Superheld mit Problemen.

Wie aus einem vielversprechenden Herzchirurgen einer der bekanntesten TV-„Doktoren“ der USA werden konnte, der fragwürdige Medizintipps gibt und Mittelchen vertickt, erzählt euch The making of Dr. Oz.

Strange continuity ist ein sehr unterhaltsamer und ziemlich erhellender Text darüber, wie wenig wir eigentlich über unsere Wahrnehmung wissen, wie sehr wir sie überschätzen und warum unsere Köpfe bei Cutscenes in Filmen nicht explodieren, wir Stroboskop-Licht aber eher nicht so gut abkönnen.

Alison Bechdel hat eine Coda für Fun Home gezeichnet.

Ohne Deutschland, genauer: Ramstein, liefe im US-amerikanischen Drohnenkrieg nicht viel.

Barbie hat einen eigenen Instagram-Account und da steckt viel Arbeit drin: Behind the Scenes of Barbie’s Insanely Popular, Painstakingly-Produced Instagram.

Außerdem: Mehr 90er als dieses Commercial von 1991 geht vermutlich nicht. Es ist irgendwie der Inbegriff der frühen 90er (besondern in den USA, aber letztlich hat das ja auch unsere Erinnerung geprägt: