Schlagwort-Archive: pp

Linktipp: Ist die Piratenpartei der richtige Weg?

Auf Womblog.de macht Helmut sich im Artikel „Ist die Piratenpartei der richtige Weg?“ Gedanken über die innere Struktur der Piratenpartei, die seiner Wahrnehmung nach wohl Gefahr läuft, sich in Basis und Parteispitze aufzuteilen, also weg vom Konzept der Liquid Democracy zu entwickeln. Da ich selbst kein Pirat bin, würde mich die Meinung von Piratenpartei- Mitgliedern zum Artikel interessieren. Nicht-Piraten sind natürlich auch herzlich eingeladen, ihre Meinung zu sagen.

Als Einzelmeinung ist der Artikel definitiv lesenswert, auch um frühzeitig solchen Entwicklungen entgegen zu steuern oder sich zumindest frühzeitig über eventuelle Folgen klar zu werden und darüber zu diskutieren.

Was bleibt nach der Wahl?

Legen wir den gestrigen Tag zu den Akten. Die Folgen müssen wir noch lang genug ertragen. Schauen wir kurz zurück, um uns über beachtliche 2% Wählerstimmen für die Piratenpartei zu freuen. Blicken wir dann aber konsequent in die Zukunft. Es gibt viel zu tun.  So schlimm schwarz-gelb für uns alle auch werden wird- für die Piratenpartei ist es ein Glücksfall, denn ihr Einsatz für Bürgerrechte und gegen staatliche Willkür werden wichtiger sein als je zuvor. Im besten Fall weiß in 4 Jahren endlich jeder, wozu die CDU fähig ist und wohin uns radikaler Neoliberalismus führen wird. Klar, besser wäre es gewesen, die Wähler hätten das schon früher verstanden, aber egal wie schlimm es in ein paar Jahren aussehen wird: Zu spät gibt es nicht. Der Kampf um die Freiheit geht weiter. Die Piratenpartei wird eine zentrale Rolle in ihm spielen und langfristig stärker sein als je zuvor.

Linksammlung Piraten und Feminismus

Möchte euch die Linksammlung Piraten vs. Feminismus von i heart digital live nicht vorenthalten. Dort sind ein paar sehr lesenswerte Artikel verlinkt. Einen Teil der Texte kennt ihr vielleicht schon, ich habe aber doch ein paar Neue entdeckt.  Hab die Überschrift abgeändert, hier, weil mir „vs“ in diesem Zusammenhang zu stark erscheint. Es muss kein contra sein, sondern ein Miteinander. Einige der Texte sind offensichtlich kritisch und/oder anklagend, andere bringen den Leser zum Nachdenken, nehmen die Piraten nur als Ansatzpunk für weitergehende Gedanken oder stellen sich hinter den Umgang der Piraten mit der Geschlechterfrage. Die Liste kann auch durchaus als erster Kontakt mit einigen sehr spannenden Blogs genutzt werden. Über Links dort kann man mehr und mehr Blogs zum Thema entdecken und sich immer weiter informieren und auf dem Laufenden bleiben. Lest selbst, denkt selbst. Informiert euch, dort und anderswo. Wer Geschlecht überwunden haben will, muss es erst einmal verstanden haben!

Piraten und das Geschlecht – eine unendliche Geschichte?

Die Piraten leben Gleichberechtigung. Unterdrückung aufgrund eines Geschlechts ist für sie kein Thema mehr, alles längst ausdiskutiert und passé.

Ich zitiere Ennomane:

Piraten haben etwas gegen Feminismus, weil sie niemals auf die Idee kämen, frauenfeindlich zu sein und gedanklich schon längst im Postfeminismus angekommen sind, der einfach nur jeden Menschen unabhängig vom Geschlecht betrachten will.

Wie passt die Gründung einer AG „Männerpolitische Themen“ ins Bild? Muss das beobachten, aber grad bin ich ziemlich baff. WENN das nicht direkt gegen Gleichberechtigung geht, aufgrund dieser bescheuerten These vom unterdrückten Mann, dann ist es zumindest wieder eine politische Dummheit.

Würde mich freuen, wenn ihr mir das in einem kurzen oder langen Kommentar mal erklären könntet. Vielleicht seh ich den Zusammenhang einfach falsch.

Warum Ti_Leo Piratenbashing gut findet

Okay, die Grünen und Linken wettern bei Twitter und in der Taz gegen die Piraten. Bestimmte Blogs tun es ebenfalls. Manchem, der die Piraten gern bei der Bundestagswahl die 5%-Hürde knacken sehen würde, passt das nicht. Kann ich durchaus verstehen, nur frage ich mich: Mit welcher Argumentation kann man denn etwas gegen eine politische Auseinandersetzung haben? Mir fällt keins ein. Für mich gehört genau das zu freier Meinungsäußerung. Jeder darf über die Piraten sagen, was er denkt. Ich empfinde es als unpiratig, wenn man Menschen den Mund verbieten will, weil sie das falsche denken und die Piratenpartei unwählbar oder einfach kacke finden. Ich finde es unpiratig, wenn Andere beleidigt werden oder wenn man sich dem Gespräch entzieht. Das Blöde ist: Andere dürfen das, sie schaden dann ihrem Ruf. Meiner liegt mir am Herzen. Jeder darf sich blamieren, ich würde mich aber nie unter ein gewisses Niveau begeben, nur um contra geben zu können. Manches muss ich einfach hinnehmen. Frau von der Leyens ewige Lügen. Schäubles Stasi-Statements. Das Piratenbashing von Zeitrafferin, fixmbr und wie sie alle heißen.

Mein Glück: Die sind mir ziemlich egal. Was sie schreiben, ist nicht gut genug, um mich ernsthaft zur Auseinandersetzung zu zwingen. Ich muss ihre Artikel nicht einmal auseinander nehmen, um zu zeigen, wie unsachlich hier teilweise vorgegangen wurde.

Auslöser der neuesten Diskussionen war ein Artikel von Andreas Popp in der Jungen Freiheit, einem national-konservativen Blatt. http://www.jungefreiheit.de/Single-News-Display.154+M53306d54de9.0.html

Nationalkonservativ bin ich zu 100% überhaupt gar nicht, den Artikel fand ich aber gut. Popp hat klar gemacht, wo die Piraten seiner Meinung nach politisch stehen, nämlich nicht rechts. Klar, keine wirkliche Überraschung, aber er sagt das in einer rechten Zeitung, erreicht dort also ne ganze Menge Menschen, von denen die Piraten wollen, dass sie wissen, dass sie sich nicht einspannen lassen.

Jetzt wird ihm vorgeworfen, dass er damit dieser Zeitung nützt und in gewisser Weise stimmt das vielleicht. Aber eigentlich kann er nur dem nichtlesenden Leser dieser Zeitung nützen, wer den Artikel liest, stellt schnell fest, dass es Popp gut gelungen ist, das „richtige“ zu sagen. Und natürlich muss man auch mit Rechten reden. So wie man mit Linken und Piraten diskutieren muss.

Was mir nicht gefiel, war Popps Entschuldigung. http://andipopp.wordpress.com/2009/09/14/zum-interview-mit-der-jungen-freiheit/ Statt nochmal klarzustellen, dass sein Freiheitsbegriff auch einschließt, mit politischen Gegnern sachlich zu diskutieren, macht er auf Unkenntnis und diskreditiert dadurch nicht nur sich selbst, sondern die ganze Partei. Medienkompetenz? Sechs setzen. Das hätte man vermeiden sollen. Nicht das Interview.
Problem ist also: Laut Meinung mancher (einiger), haben die Piraten mal wieder einen Fehler gemacht. Wie schon mehrmals geschehen, holen sie ihre Keulen raus und werfen den Piraten Blindheit auf dem rechten Auge vor. Moment: Streng genommen ist das kein Problem, sondern politische Praxis. Problem ist viel eher die Reaktion manches Piraten auf solch eine Auseinandersetzung. Auf einen schlechten Text mit Beleidigungen zu reagieren, schadet nicht dem Textschreiber, sondern dem Beleidigenden. Beleidigungen haben hier nichts verloren. Bloggt gegen die Negativ- Blogs an. Redet miteinander und mit anderen.
Für die Bundestagswahl ist das bisschen Auseinandersetzung mit den Piraten irrelevant oder es wird sich sogar positiv auswirken. Für eine junge  Partei, die noch immer nicht der Großteil der Bevölkerung kennt, gibt es keine schlechte Publicity. Alles nützt ihrem Bekanntheitsgrad. Und das ist gut. (Was nicht heißt, dass sie nochmal Fehler machen muss. Wenn sie sich vermeiden lassen, bin ich sehr dafür, vorher nachzudenken.^^) Wichtig ist, wie die Piratenpartei damit umgeht. Ziemlich gut, meiner Meinung nach. Wichtig ist auch, wie ihre Anhänger damit umgehen. Und da kam es zu Beleidigungen, was ich klipp und klar scheiße finde. Und da kann ich dann manchmal fast verstehen, warum die Kritiker teils auch überreagieren. Lasst uns zurückkehren zu sachlichen Diskussionen. Das hat lange Zeit so gut funktioniert. Auch und gerade kurz vor der Bundestagswahl wäre es ein falsches Signal, in Panik zu geraten und über die Stränge zu schlagen.

Wenn sie keine Ahnung hat, muss grad die Piratenpartei die Klappe halten

http://sh15.nordpiraten.net/component/content/article/269–wahlumfragen-wertlos.html

Momentan geistern vermehrt Blogbeiträge durchs Netz, in denen das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Emnid (bzw. TNS Infratest, Infratest Dimap, wie auch immer die eigentlich genau heißen) kritisiert wird. Das ist an sich gar nicht verkehrt. Was mich stört, ist die schlechte Argumentation der Artikel, die offensichtliche Ahnungslosigkeit und das zu kurz Gedachte.

Nehmen wir exemplarisch den Artikel der Nordpiraten mal genauer unter die Lupe, damit klar wird, was ich meine:

Das Rätsel um den großen Unterschied der enormen Präsenz der Piratenpartei in den sozialen Netzwerken und im Internet insgesamt gegenüber dem, was die Meinungsforschungsinstitute zur vermeintlichen Wirklichkeit erklären, ist, zumindest was EMNID angeht, gelöst. In den „Sonntagsfragen“ von EMNID kommt die Piratenpartei nämlich nicht vor. So einfach ist das.

Wer nicht arg uninformiert ist, weiß schon ewig, dass bei der Sonntagsfrage nur die etablierten Parteien direkt erfragt werden, alle „Kleinparteien“ nur unter „Sonstige“ zusammengefasst werden. Das ist genormt, das muss so sein, wenn die Umfrage „repräsentativ“ sein soll. Das kann man falsch finden. Rätselhaft ist es nicht.

So schwer das für einige Piraten einzusehen ist: Die Piratenpartei ist klein und im täglichen Leben vieler (wahrscheinlich sogar: der meisten) Menschen kaum bis überhaupt nicht präsent. Wer nun nach den Piraten fragt, müsste gerechterweise auch nach DVU, NPD, Republikanern, MLPD, Tierschutzpartei, den Violetten und so weiter und so fort fragen. 27(!) Parteien insgesamt. Das würde die Befragung natürlich aufblasen und in die Länge ziehen. Das wiederum mögen die Anrufer nicht. Es geht um eine kurze, möglichst relevante Befragung. Das wird erreicht, indem man alle bedeutenden Parteien abfragt. Zu denen gehört die PP nicht. Es ist also ganz furchtbar verständlich und leicht zu erklären, warum die Piratenpartei nicht extra genannt wird. Sie wird einfach wie alle anderen Kleinparteien behandelt.

Warum ist die Piratenpartei im Netz so erfolgreich, offline aber nicht? Nun, sie ist eine Partei, die aus dem Netz kommt und deren Mitglieder im Netz aktiv sind. Sie kennt hier die Spielregeln. Dass sich diese nicht eins zu eins auf den Offline- Wahlkampf übertragen lassen, lernt sie gerade. Sie kämpft hier plötzlich gegen deutlich erfahrenere Parteien; braucht Geld, um Präsenz zu kaufen (siehe Sammlung für den Wahlwerbespot) und die Zielgruppe ist heterogener als im Netz. Sie muss, anders als im Netz, erst erklären, warum sie überhaupt für irgendetwas relevant sein sollte und stößt oft genug auf offene Ablehnung. Sie macht Fehler.

Der gesamte Wahlkampf läuft nach veränderten Regeln und die Piraten sind gerade erst dabei, diese zu erlernen und für sich zu nutzen. Wo sie online einen Wissensvorsprung besitzen, haben sie offline einen klaren Nachteil. Wer da ein Rätsel oder Schlimmeres sieht, muss ein ziemliches Brett vorm Kopf haben.  Niemand muss die Realität verbiegen, um festzustellen, dass die Piraten offline noch recht unsichtbar sind. Dafür brauchts keine Befragungen. Ihre Ideen sind noch nicht weit verbeitet. Man vertut sich da mitunter, eben weil sie im Netz überall sind. Irgendwelche dubiosen Verschwörungstheorien sind unnötig und peinlich. Sie zeugen von einer seltsamen Hybris, die sicherlich nicht gesund ist.

Kommen wir zu der ach so entlarvenden Aussage:

Hey

wollte nur mal Bescheid sagen, dass Emnid mich heute angerufen und die Sonntagsfrage gestellt hat. Die Piratenpartei wurde nicht aufgezählt. Ich hab dann gesagt, ich wähle die Piratenpartei. Kam dann zurück: „Was ist das denn, kenn´ ich ja gar nicht“ :)

Also ich glaub ihr müsst noch ein bisschen öffentlichkeitswirksamer werden oder Emnid bestechen, grenzt ja fast an Manipulation ;)

Genaugenommen entlarvt sich hier der Artikelschreiber. Da stehts doch: Wachsen, präsenter werden. So  einfach ist es. So unspektakulär. Dem Status der Kleinpartei und dem Fluch der Sonstigen müssen die Piraten aus eigener Kraft entkommen. Und danach sieht es im Moment sogar aus. Es besteht kein Anlass zu unhaltbaren Anschuldigungen. Man kann und sollte ganz sachlich bleiben. Die Sonntagsfrage taugt nichts als Aufhänger; jetzt krampfhaft einen Aufreger daraus zu stricken, schadet dem Image.

Was am meisten schadet, ist aber das offensichtliche Unwissen über Hintergründe der Meinungsforschung. Emnid wird angegriffen, das ist legitim. Aber die Gründe sind falsch und zeugen von Mangel an Beschäftigung mit dem Thema. Das ist unverzeihlich und zutiefst peinlich, bei einer Partei, die oft genug und berechtigterweise, die Uninformiertheit etablierter Parteien kritisiert. Da diesbezüglich Nachholbedarf zu bestehen scheint, will ich die zentralen Fehlannahmen ganz kurz richtigstellen:

1. Die Sonntagsfrage ist starr formuliert. Das ist wichtig, damit jeder genau dieselbe Frage gestellt bekommt. Keinerlei Veränderung ist zulässig. Tendenziös ist sie also eben nicht, sie wäre es, wenn nur die Piraten hinzugefügt werden würden. Richtig ist: Die Fragestellung macht es kleinen Parteien schwer,  „nach oben zu kommen“, da erst gefordert wird, dass man sichtbar wird, im täglichen Alltag aller Bürger, bevor man abgefragt wird. Die Sonntagsfrage taugt nicht als „Werbung“ für kleine Parteien. Das ist halt so, auch wenn es einem nicht passt.

2. Der Interviewer hat nur Fragen zu stellen. Seine Meinung darf er nicht äußern, auch wenn er direkt gefragt wird, da dies eine Beeinflussung und Verfälschung sein könnte. Der Interviewer im Zitat hat demnach einen Fehler gemacht, aber komplett anders als dargestellt. Im Idealfall würde der Interviewer keine Partei kennen und keine Vorlieben haben, dann kann er niemanden bewusst oder unbewusst beeinflussen. Er soll nichts wissen, ist eine weiße Wand, die nur Antworten aufnimmt. Er unterhält sich nicht, er befragt. Das ist das Ziel seriöser Meinungsforschung, das wird dort vermittelt und auch regelmäßig kontrolliert und, bei Ausrutschern wie dem im Zitat, sanktioniert. Skandalös ist an der Aussage nichts, diese Unkenntnis wirkt sich logischerweise nicht aus, ist aber -und das ist viel interessanter- bezeichnend. Es mangelt der PP an Bekanntheit, immer noch. Löst das, statt euch in Verschwörungsgeschwätz zu verlieren.


Wo Kritik sinnvoller ansetzen könnte:

An der Sonntagsfrage allgemein. Ist sie noch zeitgemäß? Kann man sie verbessern?

An Telefonumfragen: Sind sie in Zeiten des Internets noch zeitgemäß?

An der Aussagekraft solcher Studien, also an Meinungsforschung allgemein.

Und vor allem: An der mangelnden Offline- Präsenz der PP. Nicht auf die anderen einhauen und sich dabei lächerlich machen, sondern etwas ändern, wäre die bessere Strategie.