Saga wurde mir vom Comic-Händler meines Vertrauens als sehr lesenswert angepriesen. Wie Star Wars nur mit Robotern und Sex (oder so ähnlich). Was mich zugegebenermaßen neugierig machte. Ich mag Star Wars recht gern. Ein cooles Setting und es wird eine klassische Geschichte vom Kampf Gut gegen Böse erzählt. Die Geschichte ist wendungsreich und ein anfangs unauffälliger Protagonist reift im Lauf der Geschichte zum Helden. Was kann man an diesem Rezept nicht lieben? Es wird so oft verwendet, weil es gute Unterhaltung verspricht. Ein Star Wars für Erwachsene klingt für mich nach einer guten Idee.
Saga ist aber weniger Star Wars als Space Opera. Liest sich also wie Fantasy in einer (dreckigen, erwachsenen) Science-Fiction-Welt. Gezeichnet wird Saga von Fiona Staples. Die war mir vorher kein Begriff, hat aber offenbar eine durchaus große Fanbasis und es wundert mich nicht. Ihre Zeichnungen sind richtig gut und knackig. Sie koloriert außerdem vollständig selbst und das merkt man. Es passt einfach alles zusammen. Staples konzentriert sich die meiste Zeit auf die Charaktere, die Hintergründe bestehen meist lediglich aus aquarellartigen Farbflächen. Aber alles wirkt wie aus einem Guss. Staples vergisst beim Design jedoch nicht die Ecken und Kanten. Vögelnde Roboter mit Monitoren statt Köpfen? Check. Bis an die Zähne bewaffnete Mischwesen aus Mensch und Spinne? Check. Und so weiter, Saga strotzt vor solchen Einfällen, auch wenn die nicht jedermenschs Geschmack sein mögen.
Zum Highlight wir Saga aber durch das Zusammenspiel der famosen Zeichnung von Staples und den Dialogen und Storyideen von Brian K. Vaughan (Y-The Last Man, Ex Machina). Der tobt sich richtig aus und liefert eine Geschichte, der man anmerkt, dass er einfach erzählt, was er erzählen möchte, ohne Kompromisse. Und das kann er! Schon das Cover sorgte in den USA für einen kleinen Skandal, weil es zeigt, wie einem Kind die Brust gegeben wird. Dass Heft beginnt mit einer Geburt. Hazel kommt in gefährlichen Zeiten als Kind zweier Mitglieder verfeindeter Völker zur Welt. Allein diese Szene ist grandios. Bodenständig, dreckig, herzlich – große Erzählkunst. „Saga“ ist nicht durchgehend so unmittelbar erzählt, aber auch die etwas abstrakteren Szenen, in denen uns Vaughan die Welt erklärt, werden so erzählt und von Staples illustriert, dass sie einen nicht aus der Geschichte reißen. Viele Ideen werden auch nur angerissen, aber sie geben dem Setting Tiefe.
Die Liebe zwischen Marko und Alana erinnert in ihrer Unmöglichkeit ein bisschen an „Romeo und Julia“. Der Kampf der „Wreaths“ oder „Moonies“ gegen die Roboter und geflügelten, ansonsten aber menschenähnlichen Wesen vom Planeten Landfall ist einer der sicher nicht zufällig an Himmel (Flügel) gegen Hölle (Hörner), Chaos gegen Ordnung erinnert. Aber in Saga ist nichts schwarzweiß. Beide Seiten werden als unperfekt dargestellt, der Krieg als sinnlos, auch unsere Protagonisten sind nicht perfekt. Aber sie wachsen uns ans Herz und wir fiebern mit ihnen. Sie müssen auch ganz schön was erleiden, Vaughan schont sie in den ersten zwei Heften nicht gerade.
Saga ist super. Genauso mag ich meine Comics: Ein tolles Setting, interessante und liebenswerte Charaktere, keine Selbstbeschränkung, eine tolle Geschichte mit super Illustrationen. Hier haben sich zwei Comic-Künstler gefunden und machen ihr Ding! Wer Saga nicht liest, ist selbst schuld. Er verpasst einen der besten Comics, die man aktuell kaufen kann.