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#neindankesachsen: Das Problem in dem System, ja, ist das System, ja

Wer kam eigentlich auf die grandiose Idee, angesichts der aktuellen Stimmung, den offiziellen Twitter-Account des Bundeslandes Sachsen mit schnippischen völlig unangebracht patzigen Antworten auf legitime Kritik reagieren zu lassen? Oder anders gefragt: Ist Sachsen noch zu retten? M(

Kleines Update: Wie das „heute journal“ Stanislaw Tillich entlarvte.

ti_leos Links der Woche (KW 22)

ti_leos Links der Woche (KW 22)

Los geht’s mit einem faszinierenden Text über Bewusstsein, Gehirne, Transhumanismus, die Grenzen der Persönlichkeit und warum wir alle bereits Hive Minds sind: Hive consciousness.

Fast 100 Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges ist in Frankreich Land in der Größe von Paris unbewohnbar. The Real “No-Go Zone” of France: A Forbidden No Man’s Land Poisoned by War stellt euch die Zone Rouge vor, mit vielen Fotos.

„English’s relative share of cyberspace has shrunk to around 30%, while French, German, Spanish and Chinese have all pushed into the top 10 languages online.“ Google erkennt 30 europäische Sprachen, aber nur eine afrikanische. Im Chinesischen lässt sich in 140 Zeichen deutlich mehr sagen als im Deutschen. Das Internet basiert auf Text, auf Sprache und ist daher nur so groß, wie unsere Sprachkenntnisse – The digital language divide ist voller interessanter Details.

Related: How to learn 30 languages, darüber, wie Sprache unser Gehirn fordert und trainiert und wie manche Menschen (Hyperglots) es vermögen, bis zu 30 Sprachen zu erlernen. Es scheint, als wäre die Hypothese, dass nur Kinder so richtig gut Sprachen erlernen können, weil ihr Gehirn eine höhere Plastizität aufweist und dass Erwachsene sich viel schwerer damit tun würden, nicht ganz zutreffend.

Zwei Texte über Puppen, weil Puppen politisch sind! World’s First Line Of Dolls With Disabilities Are Flying Off The Shelves  und Addy Walker, American Girl.

Wisst ihr welche Berufsgruppe (in den USA) am wenigsten heterogen ist? Anwälte! So sind dann halt auch die Gesetze und deshalb ist es wichtig, gerade in einem Rechtsstaat, nicht blind jedem Gesetz zu gehorchen, sondern Kritik zu üben und zivilen Ungehorsam, wenn man es für angebracht hält. Law is the least diverse profession in the nation. And lawyers aren’t doing enough to change that.

No one cares about your jetpack: on optimism in futurism. Plädoyer einer Futuristin gegen Optimismus im Futurismus, letztlich sogar gegen den Versuch präziser Vorhersagen überhaupt und trotzdem auch eines für die Beschäftigung mit der Zukunft.

Entgegen dem noch immer weit verbreiteten Vorurteil, reden Frauen in Diskussionen weniger als Männer. Why women talk less beschäftigt sich damit, woran das liegen könnte und wie es sich ändern lässt.

Auch in dieser Woche habe ich einen guter Text darüber, warum Triggerwarnungen wichtig und richtig sind, gelesen. „How much do people who have not experienced sexual assault, racism, transphobia, and so on have to consider how profoundly these experiences continue to harm people in their own community?“ – Teaching Trigger Warnings: What Pundits Don’t Understand About the Year’s Most Controversial Higher-Ed Debate.

Jessamyn Stanley ist eine „fat femme“ und macht Yoga. A Prominent Yogi on Fat Yoga, Instagram, and Changing Stereotypes ist ein Interview mit ihr, in dem sie unter Anderem über Schönheitsideale und „Fat“ Yoga spricht.

Über Mad Max – Fury Road wurde bereits viel gesagt, aber darüber, wie der Film Menschen mit Behinderung darstellt, habe ich noch nichts gelesen: Disability in the Dystopian Future of Mad Max: Fury Road

Wie man mit schlechter Wissenschaft ganz einfach die Medien hereinlegen kann und was von Ernährungswissenschaft generell so zu halten ist: I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.

Die Denver ComicCon hat ein Panel über Frauen in Comics abgehalten – ganz ohne Frauen. M( Denver ComicCon Had a Women In Comics Panel With No Women

The Status of Women in the States provides data on women’s progress in 50 states, the District of Columbia, and the United States overall. Sehr cool. Hätte ich gern für mehr Länder, möglichst viele.

Wenn eine Gesellschaft sich durch einen 12-jährigen Afroamerikaner eher bedroht fühlt als durch 170 Mitglieder einer (weißen) Biker-Gang, die um sich schießen, hat sie ein offensichtliches Rassismusproblem. Biker Gangs, Tamir Rice, And The Rise Of White Fragility über White Fragility in den USA. Lässt sich aber auch auf andere Länder übertragen.

Apropos: How Do You Define a Gang Member?

Was, wenn man Tod und Sterben als Problem sieht und versucht, ein Business darauf aufzubauen, ein Produkt zu entwickeln, das den Menschen Tod und Sterben erleichtert? Dieser Frage geht Death, Redesigned nach.

Why Time Slows Down When We’re Afraid, Speeds Up as We Age, and Gets Warped on Vacation.

Internet Trends 2015 von Mary Meeker. 196 Seiten Präsentation, aber hat für interessierte Leser einige interessante Details zu bieten.

Anwen Crawford darüber, wie es ist, Musikkritikerin zu sein und warum wir mehr davon brauchen: The World Needs Female Rock Critics.

Was für die Twitternutzer und Statistik-Fans: Who are Twitter’s verified users?

Überrascht mich jetzt nicht direkt, aber da es viele kluge Menschen gibt, die Emojis regelrecht hassen: Emojis bereichern unsere Kommunikation und sie werden zukünftig eher mehr als weniger genutzt werden. There’s Nothing Lazy About Using Emojis to Communicate.

Man kann angesichts des aktuellen Erfolgs schnell vergessen, dass es um den Jahrtausendwechsel rum gar nicht gut um Marvel Comics stand und Brian Michael Bendis, ein unbekannter Indie-Comics-Autor, fast die letzte Hoffnung für Marvel war. The Secret History of Ultimate Marvel erzählt die Geschichte des Reboots, der Marvel wieder auf Erfolgskurs gebracht hat und warum Marvel 15 Jahre später trotzdem (fast) alles wieder rückgängig macht.

Wie die Musikerinnen Mitski und K Rizz auf ganz verschiedene Art Vorurteile sichtbar machen: How Mitski and K Rizz are Debunking Asian Female Stereotypes in Music.

Lil “Milktea” Chen über Sexismus im E-Sport (hier: Smash Bros): Former female competitive Smash player talks sexism in esports

Mansplaining: Die Statue:

ti_leos Links der Woche (KW 20)

Welcome back! Letzte Woche zuviel des Guten, hm? Ich werde versuchen, mich dieses Mal stärker zu beschränken!

ti_leos Links der Woche KW 21

Die Büroklammer ist ein Objekt, über das man nur selten nachdenkt. Lohnt sich aber. Sie wurde 1899 designt und das gleich so perfekt, dass sie bis heute nicht verbessert wurde. Auch sonst ist die Geschichte der Büroklammer spannendes Lesefutter.

Into the body off another ist ein schockierender Text über die fragwürdige, in den USA nicht unübliche Praxis, Frauen, die während der Schwangerschaft Drogen konsumieren, ins Gefängnis zu stecken und ihnen ihre Kinder wegzunehmen.

Bienen geht es schlecht Kann die Wissenschaft Bienen verbessern oder brauchen wir bald Roboterbienen? Building Bees

Seit Jahrzehnten an vorderster Front im Kampf gegen die NSA? Bibliothekarinnen! Librarians Versus the NSA

Inside Instagram’s Long Guerrilla War on Porn—and the Users Who Keep Coming Back

Der zweite Teil der Silk Road-Story von letzter Woche ist raus. The Rise and Fall of Silk Road

Paris hatte zur Zeit von Marie Antoinette eine echte Modeindustrie, inklusive Modezeitschriften, die alle 10 Tage (!) erschienen.  Fashion to Die For: Did an Addiction to Fads Lead Marie Antoinette to the Guillotine?

Das hätte ich gern in voller Länge:

Ein Text über Portraits im Wandel der Zeit, mit vielen Beispielen: Portrait, with Data

25 THOUGHTS ON VIRTUAL REALITY FILMMAKING

Wie das Spiel No Man’s Sky versucht, ein ganzes Universum zu simulieren: World without end

Das jahrzehntelange Verbot von Forschung an und mit Cannabis führt dazu, dass es jetzt zwar endlich legalisiert wird, man aber immer noch viel zu wenig über Chancen und Risiken weiß. The Great Pot Experiment 

Sperma im Labor züchten? Check!

Ein ökomodernistisches Manifest.

Hahaha vs. Hehehe.

Was kommt nach Periscope, Meerkat und Co? Up Periscope: I See the Future of Video

Endlich! Jemand bastelt eine virtuelle Version von Borges Bibliothek von Babel. Jorge Luis Borges’ “Library of Babel” Is Now a Real Website. Borges Would Be Alarmed.

A Teenager’s View on Social Media Written by an actual teen

ti_leos Links zum Sonntag (KW 16)

Seit ich eine Rubrik für Links zum Sonntag im Blog gestartet habe, komme ich ausgerechnet Sonntag kaum noch zum Bloggen. So ist das Leben. Aber heute schaff ich’s. Auch wenn ich ziemlich platt bin, das muss sein. Hab auch ein paar wirklich lesenswerte Texte dieses Mal dabei.

ti_leos Links zum Sonntag (KW 13)

In HUMANITY NOT INCLUDED: DC’S CYBORG AND THE MECHANIZATION OF THE BLACK BODY erklärt Robert Jones, Jr., warum auch der DC Comics-Charakter Cyborg letztlich nur rassistische Stereotype reproduziert. Unbedingt auch die Kommentare lesen!

Unternehmen und der „Freie Markt“ können die Welt nicht retten, selbst wenn sie wollten. The Free-Market Fantasy erklärt, warum (unter anderem).

Weil das FBI bei nahezu allen forensischen Haaruntersuchungen, die es vor 2000 vorgenommen hat, wissentlich gelogen hat, wurden viele Menschen zu Unrecht verurteilt, 32 sogar zum Tode. Das wurde jetzt offiziell zugegeben.

Too many books? geht der Frage nach, wie die schier unendliche Anzahl Bücher heutzutage sich auf unsere Lesegewohnheiten auswirkt, ist letztlich aber auch sowas wie eine kurze Geschichte des Buches überhaupt. Für Bibliophile (die wissen dann allerdings wahrscheinlich auch schon fast alle Fakten).

Der Vatikan erkennt endlich an, dass auch die progressiven, feministischen Nonnen der Leadership Conference of Women Religious (LCWR) in den USA ihrer Kirche dienen.

Science Fiction’s White Boys‘ Club Strikes Back fasst die Geschehnisse rund um die Manipulation der Hugo Awards nochmal gut zusammen und ordnet sie in einen generellen Kampf von progressiven (linken) und konservativen (rechten) Autoren und Strömungen innerhalb der SciFi ein.

United Blood erklärt New York Hardcore mit all seinen Stärken und Schwächen. Nicht weniger als das.

The Star Wars George Lucas Doesn’t Want You To See berichtet von den Bemühungen einiger Fans, die originale Star Wars Version wiederherzustellen. Nicht nur für Fans.

Fake-Populismus ist auch scheiße und problematisch. Das zeigt der Rolling Stone anhand der aktuellen Wahlkampagne von Hillary Clinton. Nicht nur relevant für die dortigen Medien und die Politik und ihr Zusammenwirken.

Animals Man ist ein Superheld mit Problemen.

Wie aus einem vielversprechenden Herzchirurgen einer der bekanntesten TV-„Doktoren“ der USA werden konnte, der fragwürdige Medizintipps gibt und Mittelchen vertickt, erzählt euch The making of Dr. Oz.

Strange continuity ist ein sehr unterhaltsamer und ziemlich erhellender Text darüber, wie wenig wir eigentlich über unsere Wahrnehmung wissen, wie sehr wir sie überschätzen und warum unsere Köpfe bei Cutscenes in Filmen nicht explodieren, wir Stroboskop-Licht aber eher nicht so gut abkönnen.

Alison Bechdel hat eine Coda für Fun Home gezeichnet.

Ohne Deutschland, genauer: Ramstein, liefe im US-amerikanischen Drohnenkrieg nicht viel.

Barbie hat einen eigenen Instagram-Account und da steckt viel Arbeit drin: Behind the Scenes of Barbie’s Insanely Popular, Painstakingly-Produced Instagram.

Außerdem: Mehr 90er als dieses Commercial von 1991 geht vermutlich nicht. Es ist irgendwie der Inbegriff der frühen 90er (besondern in den USA, aber letztlich hat das ja auch unsere Erinnerung geprägt:

True Fruits will keine Smoothies mehr verkaufen

Anders ist das kaum zu erklären. Zum Hintergrund: True Fruits schreibt auf die Flaschen seiner Smoothies gern mehr oder weniger witzige Sprüche. So auch bei seiner „Black Edition“.

„Hast du schon mal einer hässlichen Freundin, die aber total lieb ist ein Date besorgt? So fühlen wir uns gerade mit dem white, unserem wohl leckersten Smoothie, der aufgrund seiner blassen und unfruchtigen Optik leider viel zu selten in den Genuss eines knisternden Rendezvous mit Dir kommt. Was blieb uns also anderes übrig, als das Licht auszuknipsen, damit Du dich einzig und alleine auf seine inneren Werte konzentrieren kann.#schluckimdunkeln“

Hmm. Ist das lustig? Nö. Das ist eigentlich ziemlich blöd. Entsprechend gab es auch Kritik. Soweit ist das (traurigerweise) noch kaum ein Skandal. Passiert ständig. Wichtig ist, grad in sozialen Medien, wie mit der Kritik umgegangen wird. Und genau da hat True Fruits es total verkackt.

True Fruits Smoothies Sexismus Lookismus #ichkaufdasnicht

Statt die Kritik ernstzunehmen, macht man sich lieber drüber lustig und stellt klar: Wir finden das lustig. Wir sind nicht bereit, auf Kritik einzugehen. Wenn ihr unseren Humor Lookismus und Sexismus nicht lustig findet, trinkt doch unseren Smoothie nicht. Ein Gefallen, den ich True Fruits nur zu gerne tue.

Schluckteurenscheissdochalleine True-Fruits

Das Bild stammt von Indyvegan.org (CC BY-NC-ND 4.0). Die Edition “Lookistischekacke.” kommt von Justveganthings.

Als jemand, der auch beruflich mit Social Media zu tun hat, finde ich das Verhalten von True Fruits nur schwer erklärlich. Statt sich einfach der Kritik zu stellen und damit einem Shitstorm und darauf folgenden Boykotten zu entgehen und weiterhin ein ziemlich okayes Image zu behalten, reagierte man lieber mit Kundenbeschimpfung.

Dabei behauptet man von sich sogar:

„Und deshalb sind wir auch zur Stelle und hören zu, wenn ihr Fragen habt, süchtig nach unseren Smoothies seid oder einfach ein Schwätzchen mit uns halten wollt. Einfach durchklingeln bei unserer kostenlosen true fruits Suchtberatung: 00800 55 88 55 22“

Erreicht hat man durch so eine Reaktion lediglich, die Marke True Fruits zu beschädigen. Ich mein, Smoothies! Die sind doch eher was für problembewusste Menschen (umweltbewusst, gesundheitsbewusst, qualitätsbewusst, usw). Sich da beim so wichtigen Thema Diskriminierung ahnungslos und ohne Gespür für die Zielgruppe zu zeigen, wird sich rächen. Schließlich gibt es sympathischere Alternativen.

Mehr dazu bei Indyvegan.

Community Camp Berlin #ccb13

Community Camp Berlin 2013 #ccb13
An diesem Wochenende ist wieder CommunityCampBerlin, eine „(Un)Konferenz für Community und Social Media Manager“. Fängt heute abend mit einer Lesung an, Samstag und Sonntag wird dann wie wild voneinander gelernt und abends gefeiert. Von den Sessions hab ich letztes Jahr nur wenige mitbekommen. Die waren ok. Insgesamt habe ich viele nette Menschen kennen gelernt und gut gefeiert, werde also wohl auch in diesem Jahr mal vorbei schauen. Vielleicht sieht man sich ja mal.

Hashtag ist #ccb13, anmelden könnt ihr euch hier. Keine Panik, falls grad alles voll sein sollte, es werden erfahrungsgemäß viele Plätze wieder frei. Wer mag kann sich mit Uber zur #CCB13 kutschieren lassen. Dank einer Koop gibt’s dabei 50% Rabatt. Für die Poser-CMs unter uns. ;)

Facebook- Embedded Posts für Alle!

Ich kombinier das hier mal mit linker Propaganda und dem Facebook-Link zu ’nem Tweet. Geht gut.

(via)
Hintergrundinfos

Neue Worte nutzt das Land! Deal with it!

Jetzt auch in ihrem Duden:

Shitstorm Duden

Das schöne Wort „Shitstorm“ hat endlich eine offizielle Dudendefinition bekommen. Damit ist es ein richtiges deutsches Wort und nicht mehr Internetslang. Im Duden stehen die guten, die anerkannten Wörter. Ich mag das Wort und ich finde es schön, dass der Duden wenigstens halbwegs am Puls der Zeit ist und registriert, dass Sprache sich verändert. 

Andere Worte (ohne Anspruch auf Vollständigkeit!), die mit der 26. Ausgabe des Dudens neu aufgenommen worden, stammen ebenfalls aus dem Bereich EDV (sagt das eigentlich jemand? IT? Besser, oder?): Social Media, App, Facebook, Digital Native, Gaming, QR-Code, Micropayment, E-Book-Reader, Netzsperre, Onlinerecherche, Flashmob und: Compi. Wegen Letzterem: Fragt mich nicht. Angeblich ist das ein Kosewort für Computer. Die restlichen Worte verwende ich im Alltag aber tatsächlich recht häufig. Na gut, Onlinerecherche würde ich wahrscheinlich nie formulieren. Insgesamt wurden wohl über 5.000 Worte neu aufgenommen.

„Swipen“ (also mit dem Finger über das Display eines Smartphones oder Tablets wischen, um zu navigieren, hat es allerdings nicht bis zur Aufnahme geschafft. Hier entschied man sich für das meiner Wahrnehmung nach ungebräuchliche Wort „Fingergeste„. Ich kenne keinen, der das sagt.

Die Möchtegern-Sprachschützer vom „Verein Deutsche Sprache“ sind naturgemäß schockiert.

Falls ihr euch fragt: Wie läuft das eigentlich mit den neuen Wörtern? Wer wählt die aus und was sind die Kriterien? Hier die Antwort: Wie kommt ein Wort in den Duden?

Ich bin eine Marketingmaschine

Ich bin eine Marketingmaschine. Das kam mir nach dem Lesen der Kommentare zu diesem Artikel mit dem Titel Ich kritisiere nicht, dass Blogger professionell werden, ich kritisiere wie das passiert in den Sinn. Dort schrieb jemand, die schlimmste Bestrafung, die ein Blogger, der etwas bespricht, vornehmen kann, ist die Nichtbeachtung. Ein sehr interessanter Punkt. Ich stimme ihm zu. Das hat Auswirkungen.

Ich bespreche hier im Blog fast ausschließlich Dinge, die ich interessant finde. Meistens sind es Dinge, die ich mag. Ich bin also eine sichere Bank für Unternehmen. Im schlimmsten Fall bespreche ich ein Rezensionsexemplar nicht. Dann sendet man mir keines mehr zu. Negative Publicity ist nicht zu erwarten.

Im besten Fall schmeichelt man mir und das beeinflusst meine Meinung. Wahrscheinlich merke ich es nicht einmal. Meine Besprechung wird glaubwürdig und positiv ausfallen. Alles, was ich davon habe ist ein Rezensionsexemplar, für das Unternehmen ist mein Review viel wert. Sie verkaufen, sie gewinnen Glaubwürdigkeit, sie könnten Fans schaffen.

Ein Ungleichgewicht. Eigentlich müsste ich, um es zu lösen, mehr bloggen, auch negative Reviews verfassen. Oder ich müsste mich wenigstens teurer verkaufen und damit akzeptieren, dass ich nicht unabhängig bin, es nie wirklich war. Was, wenn ich das nicht will? Wie löst ihr das?

Update: Rad-ab.com hat auch was zum Thema geschrieben. Er versucht das Problem zu lösen, indem er kein „Mono-Branded-Content Autor“ werden will, also sich nicht an ein Unternehmen binden lassen will. Das löst meiner Meinung nach in seinem Sektor das Problem. Mir, der ich sowieso über Produkte verschiedenster Verlage/Vertreiber schreibe, hilft es leider nicht weiter.

Deutsche Bahn unterstützt „Marsch für das Leben“ und stellt sich gegen die Selbstbestimmung der Frau

Die Deutsche Bahn unterstützt Abtreibungsgegner, indem sie sie günstiger als sonst zur Demo „Marsch für das Leben“ bugsiert. „Marsch für das Leben“ klingt harmlos, dort marschieren allerdings immer mal wieder auch Anhänger rechtsextremer und islamophober Gruppen wie JN (Junge Nationaldemokraten, die Jugendorganisation der NPD), Pro NRW und PI-News mit (so geschehen in Münster 2012). Und was die Veranstalter einen Marsch für das Leben nennen, ist in Wirklichkeit eine Demo zur Kriminalisierung von Abtreibungen, ergo gegen die Selbstbestimmungsrechte von Frauen. Erzkonservative, christliche Fundamentalisten, Rechte und Islamophobe wollen so allen Menschen ihre Moralvorstellungen aufzwingen.

Nicht unbedingt etwas, mit dem man sein Unternehmen gern in Verbindung bringt, oder? Die deutsche Bahn sieht das offenbar anders und sorgt dafür, dass die Anreise zum „Marsch für das Leben“ für alle Teilnehmer schön günstig wird. Wieso man damit Rechtsextreme, christliche Fundamentalisten und Islamophobe unterstützt, will man bei der Bahn nicht verstehen. Zitat:

Wie jährlich bei vielen hundert Großveranstaltungen in Deutschland hat die Deutsche Bahn auch ein Veranstaltungsticket in Verbindung mit der Großveranstaltung „Marsch für das Leben“ aufgelegt. Das ist ein völlig normales Angebot, denn die DB gibt damit in keiner Weise eine inhaltliche Stellungnahme oder Wertung zu den Zielen der Veranstaltungen ab und tritt auch weder als Sponsor noch als Unterstützer dieser Aktion auf. Für Veranstaltungen, bei denen die freiheitlich-demokratische Grundordnung in Frage gestellt wird (etwa Aktionen von rechtsextremen Parteien), bieten wir selbstverständlich kein Ticket an.

und

Ein Sprecher sagte außerdem, auch andere Demonstrationen würden durch Ticketaktionen unterstützt. Einzelheiten wollte er mit Rücksicht auf Vertragspartner nicht nennen, verwies aber exemplarisch auf den CSD und Amnesty International.

taz und Mädchenmannschaft, die das Engagement der Bahn von Beginn an kritisierten, haben das überprüft und kommen zu folgendem Schluss:

Die Behauptung, die Bahn vergebe auch an andere Organisationen wie Amnesty International und den Berliner CSD Verein günstigere Tickets, erwies sich als falsch.

Die Veranstalter von „Marsch fürs Leben“ wissen übrigens sehr wohl um den Gefallen, den die Deutsche Bahn ihnen tut und zeigen sich sehr dankbar:

Wir freuen uns, Ihnen in Kooperation mit der Deutschen Bahn für Ihre Anreise zum Marsch für das Leben 2012 und den Begleit­ver­anstaltungen eine weitere bequeme und umweltfreundliche Reisemöglichkeit anbieten zu können: Die Deutsche Bahn stellt ein Kontingent an Fahrkarten zum Pauschal­preis zur Ver­fügung.

Man beachte, dass hier sogar von einer „Kooperation“ die Rede ist. All das veranlasste mich, auf der offiziellen Facebook-Präsenz der Deutschen Bahn mal nachzufragen. Mein Post:

Liebes DB-Team,

ihr unterstützt Abtreibungsgegner und findet das “normal”, für Veranstaltungen wie den Christopher Street Day gilt euer Ticketangebot allerdings nicht? Und dann sprecht ihr davon, dass nicht gewertet wird? Ob ihr wollt oder nicht: Damit bezieht ihr natürlich Stellung.

(Laut http://maedchenmannschaft.net/die-bahn-und-die-abtreibungsgegner_innen-folge-3/ hat es “seitens der Bahn AG auf Anfrage „keinerlei Bereitschaft“ zu einer Ticketaktion für Teilnehmer [sic!] der diesjähren Schwulen- und Lesbenparade in Berlin gegeben.”)

Das wirft ein schlechtes Licht auf die Deutsche Bahn. Ich bin mir nicht sicher, ob ihr das nötig habt, aber das müsst ihr wissen. Es wäre nur nett (und professionell!), wenn ihr Kritik nicht mit zwei Wochen alten Beiträgen abbügeln wolltet, die nachweislich nicht der vollen Wahrheit entsprechen.

Wie ihr seht, habe ich mich sehr um Sachlichkeit bemüht, allerdings auch klar gestellt, dass man mich nicht mit dem Standardlink abspeisen solle, den man seit über einer Woche unter jeden (freigeschalteten) Kommentar zum Thema setzt. Tja, für ein Unternehmen, das „damit in keiner Weise eine inhaltliche Stellungnahme oder Wertung zu den Zielen der Veranstaltungen“ abgeben will und „weder als Sponsor noch als Unterstützer dieser Aktion“ auftreten möchte, reagierte man recht interessant auf meine Kritik: Man verbarg sie, was einem Löschen gleich kommt. Statt auf meine Kritik einzugehen, verweigert sich die Deutsche Bahn also dem Dialog mit Kritikern. Schlimmer noch: Wer weiß, wieviele negative Kommentare bereits verborgen worden sind, während jedes Lob der Abtreibungsgegner kommentarlos auf der Wall verbleibt. Wer so vorgeht, ergreift trotz Lippenbekenntnis klar Partei: Pro „Marsch für das Leben“, contra Selbstbestimmung der Frau.