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Intellectual Theft kombiniert Sinnsprüche mit Überwachungsfotos von Bankräubern

„Intellectual theft is a tumblr that combines surveillance photos of bank robberies with inspiring quotes“

Einfach das. Erdacht hat Intellectual Theft der von mir sehr geschätzte Gregor Weichbrodt.

intellectual theft tumblr gregor weichbrodt stay positive

Ich mag, wie er denkt. Da fällt mir ein, ich muss noch dieses Buch lesen, das er mir empfohlen hat, Uncreative Writing von Kenneth Goldsmith. Wobei ich über Goldsmith Schlechtes gelesen habe, aber das hatten wir schon, das gehört nicht hier her. Ihr könnt ja stattdessen diesen langen Artikel über Gregor lesen. Der fängt schön kafkaesk an. (scnr)

„He knew that this friend often hosts international guests, but Weichbrodt, finding the apartment’s contents labeled with their own names, was nonetheless struck by a feeling of disorientation. Der Kühlschrank on the refrigerator; die Wand on the wall“

Der QWERTY-Effekt

Menschen sind seltsam. Offenbar hat unser Tastaturlayout Einfluss auf unsere Gefühle: The layout of QWERTY keyboards shapes our feelings about words. Bis hin dazu, welche Babynamen wir bevorzugen. Wie immer gilt: Korrelation ist nicht gleich Kausalität. Aber der QWERTY-Effekt lässt sich häufig beobachten.

Hier die Rohdaten einer aktuellen Studie, die wohl für die Existenz des QWERTY-Effekts spricht: Results of „The QWERTY effect on the web: How typing shapes the meaning of words in online human-computer interaction. David Garcia, Markus Strohmaier. 25th international World Wide Web conference (2016)

Sylvia Plath liest 15 Gedichte aus „Ariel“

„And I a smiling woman.

I am only thirty.

And like the cat I have nine times to die.

 

This is Number Three.

What a trash

To annihilate each decade.“

Wer mich gut kennt, weiß es bereits, der Rest jetzt: Ich halte Sylvia Plath für eine überragende Schriftstellerin, eine meiner absoluten Favoriten. Ob ihr Roman „The Bell Jar“ oder ihre Lyrik, am Bekanntesten davon sicher „Ariel“ – alles von ihr ist ganz groß. Und sehr tragisch, alles in allem, wenn man Plaths Biografie berücksichtigt. :(

Sylvia Plath liest Gedichte aus Ariel

Jedenfalls existieren bei Youtube Aufnahmen davon, wie Sylvia Plath 15 Gedichte aus „Ariel“, ihrem letzten Gedichtband, liest und es ist toll. Es gibt den sowieso schon guten Gedichten nochmal mehr Tiefe. Der krönende Abschluss: Lady Lazarus, wahrscheinlich mein absolutes Lieblingsgedicht. Hier geht es zum kompletten Text, auch wenn man Plath sehr gut versteht.

Die vorgetragenen Gedichte sind:

1. The Rabbit Catcher
2. A Birthday Present
3. A Secret
4. The Applicant
5. Daddy

1. Medusa
2. Stopped Dead
3. Fever 103°
4. Amnesiac
5. Cut

1. Ariel
2. Poppies In October
3. Nick And The Candlestick
4. Purdah
5. Lady Lazarus

(via)

Suchbild: Finde alle Fehler im Wahlplakat von Julia Klöckner (CDU)

Das ist auf so vielen Ebenen unfassbar schlecht, ich muss vorm Posten erst nochmal recherchieren, ob es ein Fake ist, weil ich es nicht glauben kann. Ist wohl aber wirklich echt. Ich stelle fest, ich bin noch immer noch zu optimistisch betreffs Menschen.

Diskussionen über die zahlreichen Fehler in diesem einen Plakat bitte in den Kommentaren. Ein paar Hinweise in den Tags und Kategorien!

Spell Check A Racist #spellcheckaracist

Spell Check A Racist #Spellcheckaracist

Eine Kleinigkeit, für die Facebook-Nutzer unter euch: Spell Check A Racist ist eine Facebook-Gruppe bzw. -Seite, die Beiträge sammelt, in denen  Rechtschreib- sund/oder Grammatikfehler in Online-Kommentaren rassistischer Menschen korrigiert werden. Wenn euch langweilig ist, auf jeden Fall einen Blick wert! Mit dem Hashtag #spellcheckaracist finden sich bestimmt noch viele weitere Korrekturen.

(via)

 

ti_leos Links der Woche (KW 45)

Hallo @all. Links der Woche. Prokrastination, weil NaNoWriMo ist. Da versag‘ ich grad ziemlich komplett. Sollte 13.333 Worte haben. Bin bei 6.252. Letztes Jahr bin ich zumindest über 30.000 gekommen. War eine sehr positive Erfahrung. Ich habe den NaNoWriMo jahrelang beobachtet, aber für Quatsch befunden. Aber das war Quatsch. Das Ziel, in einem Monat (November, deshalb auch NationalNovemberWritingMonth, NaNoWriMo) 50.000 Worte, eine Novel, zu schreiben, motiviert ungemein und kanalisiert. Hab ich letztes Jahr ausprobiert. War richtig gut, auch wenn am Ende nix Zusammenhängendes bei rum kam.

Wenn ihr mich motivieren wollt, werdet ihr meine Writing-Buddies. Davon hab ich nämlich nur eine Hand voll und die tun sich insgesamt dieses Jahr auch schwer.

Außerdem möchte ich euch einen Song empfehlen. Leb so, daß es alle wissen wollen von den fabelhaften Keine Zähne im Maul aber La Paloma pfeifen. Irgendwann muss ich mal eine Playlist mit all den tollen deutschen Bands, die ich so kenne, anlegen. Während wir Kino und Film einfach gar nicht können, sind hierzulande so viele tolle Bands unterwegs, die ungefähr keine Sau kennt, während Unheilig oder Uraltsongs von den Ärzten mit zweifelhafter Message, die Charts stürmen. Das sollte sich ändern, jedenfalls sollte ich mal versuchen, häufiger über gute Musik zu schreiben. Bzw. sie euch einfach vorsetzen, über Musik schreiben ist nämlich voll schwierig. Hört also und erspart euch eine Erklärung!

Terror in Little Saigon: An Old War Comes to a New Country berichtet darüber, wie die National United Front for the Liberation of Vietnam in den USA ziemlich ungestraft kritische Journalisten getötet hat. Krasse Story.

Eine illustrierte Geschichte der Verhütung: “On Abortion & Contraception History,” the first chapter from photographer Laia Abril’s long-term project On Misogyny, published by Hopes&Fears for the first time, pictures centuries of gadgets meant to delay or terminate the roughly 15 pregnancies that a woman might have “under natural circumstances.” From lemon rinds to knitting needles:  A visual history of abortion and birth control.

The massacre that didn’t happen stellt die Frage: What is justice in a case like this — a massacre that never happened? Eigentlich gar nicht so schwer zu beantworten: Es gibt keine Gedankenverbrechen und das Strafmaß für geplante, aber verhinderte Straftaten bemisst sich an den bis dahin begangenen Straftaten. Oder?

Ein Versuch, Russlands manchmal schwer nachvollziehbare Politik mithilfe geografischer Gegebenheiten erklärbar zu machen: Russia and the Curse of Geography. Das Fazit ist sehr Kalter Krieg, aber nach der Annexion der Krim ist es zumindest nicht absurd.

„Comparing someone to the police for asking people not to call the police is the height of libertarian cultural conservative contradiction. All the anti-PC platitudes about free speech and the right to one’s opinion in a free society fly out of the window when people defend not their safety or well-being but their right to live free from nonwhites. By any consistent ethical standard, a black person’s right to walk down the street unmolested trumps homeowners’ right to use the police for real estate segregation. Yet the cop callers are more concerned about the overpolicing of their language than the overpolicing of their streets.“ Ending political correctness is a bad joke in a country with real rights violations to worry about: It’s time to retire the PC Police.

Neverland von Neil Gaiman gelesen? The truth about New York’s legendary „Mole People“.

Zwei gute Spiele, für lau: Birdland und Grave. Ersteres erzählt eine sehr weirde Sommerlager-Geschichte. Lynchesk, lesenswert. „BIRDLAND was written by Brendan Patrick Hennessy and illustrated by Izzy Marbella. It was made for the 2015 Interactive Fiction Competition and created in Twine, an open-source tool for telling interactive, non-linear stories.“ Für mich sind Twine-Spiele ja vollwertige Spiele, die alles haben, was ein Spiel braucht. Mit einer ganz alten Historie, die von Text-Adventures über Hentai-Games bis Twine reicht.

Grave ist ein 2D-Endlos-Slasher. Highscore ist alles. 71 gilt es zu schlagen. Das ist locker schaffbar. Auf Challenges lass ich mich ziemlich sicher ein. Screenshots als Beweis!

Eine tolle Murder Story. Elternmord, falsche Geständnisse. Wenn ihr ’nen Krimi schreiben wollt, lest „Blood Ties: Two brilliant college lovers were convicted of a brutal slaying. All these years later, why has the case become a cause?“

„When a childhood language decays, so does the ability to reach far back into your own private history. Language is memory’s receptacle. It has Proustian powers. Just as smells are known to trigger vivid memories of past experiences, language is so entangled with our experiences that inhabiting a specific language helps surface submerged events or interactions that are associated with it. Those of us who received more than one language before the valves of our attention closed may find, to our surprise, that our earliest language lingers on in our soul’s select society, long after we thought it had faded.“ The Strange Persistence of First Languages ist ein Text über die Macht und Wichtigkeit von Sprache.

„We knew invertebrates can grow tumors, but the fact that one can invade and disseminate in a human and make them sick just really, really defied belief,“ says Muehlenbachs. A Man In Colombia Got Cancer And It Came From A Tapeworm. Damit ihr Bescheid wisst.

„All venture capital is based off convincing someone you can keep the ball of enterprise rolling so eventually my gamble to trade you capital in exchange for shares in your hopefully ever-expanding company will pay interest on my investment. Austerity is like inviting people in to skullfuck America.“ Damn Right Amazon Runs a Fucking Deficit and So Should America. Überzeugt euch die Argumentation? Mich schon, grad wenn ich mir die Griechenland-Politik Deutschlands angucke. Unter den gegebenen Umständen ist Sparpolitik witzigerweise einfach verkehrt.

„It’s easier for black cooks to circumvent traditional cookbook publishing  and share their recipes, preparation techniques, and culinary trends via online and traditional TV shows, blogs, and podcasts. This sort of technological resourcefulness may eventually become a necessity for all chefs—not just those who are self-taught or African American—and it’s heartening to see black women like Taylor, Adams, Davis and others at the forefront of the movement.“ The Untold History of African American Cookbooks.

Und ihr könnt das hier in ultraguter Quali angucken: NASA | Thermonuclear Art – The Sun In Ultra-HD (4K)

ti_leos Links der Woche (KW 22)

ti_leos Links der Woche (KW 22)

Los geht’s mit einem faszinierenden Text über Bewusstsein, Gehirne, Transhumanismus, die Grenzen der Persönlichkeit und warum wir alle bereits Hive Minds sind: Hive consciousness.

Fast 100 Jahre nach Ende des ersten Weltkrieges ist in Frankreich Land in der Größe von Paris unbewohnbar. The Real “No-Go Zone” of France: A Forbidden No Man’s Land Poisoned by War stellt euch die Zone Rouge vor, mit vielen Fotos.

„English’s relative share of cyberspace has shrunk to around 30%, while French, German, Spanish and Chinese have all pushed into the top 10 languages online.“ Google erkennt 30 europäische Sprachen, aber nur eine afrikanische. Im Chinesischen lässt sich in 140 Zeichen deutlich mehr sagen als im Deutschen. Das Internet basiert auf Text, auf Sprache und ist daher nur so groß, wie unsere Sprachkenntnisse – The digital language divide ist voller interessanter Details.

Related: How to learn 30 languages, darüber, wie Sprache unser Gehirn fordert und trainiert und wie manche Menschen (Hyperglots) es vermögen, bis zu 30 Sprachen zu erlernen. Es scheint, als wäre die Hypothese, dass nur Kinder so richtig gut Sprachen erlernen können, weil ihr Gehirn eine höhere Plastizität aufweist und dass Erwachsene sich viel schwerer damit tun würden, nicht ganz zutreffend.

Zwei Texte über Puppen, weil Puppen politisch sind! World’s First Line Of Dolls With Disabilities Are Flying Off The Shelves  und Addy Walker, American Girl.

Wisst ihr welche Berufsgruppe (in den USA) am wenigsten heterogen ist? Anwälte! So sind dann halt auch die Gesetze und deshalb ist es wichtig, gerade in einem Rechtsstaat, nicht blind jedem Gesetz zu gehorchen, sondern Kritik zu üben und zivilen Ungehorsam, wenn man es für angebracht hält. Law is the least diverse profession in the nation. And lawyers aren’t doing enough to change that.

No one cares about your jetpack: on optimism in futurism. Plädoyer einer Futuristin gegen Optimismus im Futurismus, letztlich sogar gegen den Versuch präziser Vorhersagen überhaupt und trotzdem auch eines für die Beschäftigung mit der Zukunft.

Entgegen dem noch immer weit verbreiteten Vorurteil, reden Frauen in Diskussionen weniger als Männer. Why women talk less beschäftigt sich damit, woran das liegen könnte und wie es sich ändern lässt.

Auch in dieser Woche habe ich einen guter Text darüber, warum Triggerwarnungen wichtig und richtig sind, gelesen. „How much do people who have not experienced sexual assault, racism, transphobia, and so on have to consider how profoundly these experiences continue to harm people in their own community?“ – Teaching Trigger Warnings: What Pundits Don’t Understand About the Year’s Most Controversial Higher-Ed Debate.

Jessamyn Stanley ist eine „fat femme“ und macht Yoga. A Prominent Yogi on Fat Yoga, Instagram, and Changing Stereotypes ist ein Interview mit ihr, in dem sie unter Anderem über Schönheitsideale und „Fat“ Yoga spricht.

Über Mad Max – Fury Road wurde bereits viel gesagt, aber darüber, wie der Film Menschen mit Behinderung darstellt, habe ich noch nichts gelesen: Disability in the Dystopian Future of Mad Max: Fury Road

Wie man mit schlechter Wissenschaft ganz einfach die Medien hereinlegen kann und was von Ernährungswissenschaft generell so zu halten ist: I Fooled Millions Into Thinking Chocolate Helps Weight Loss. Here’s How.

Die Denver ComicCon hat ein Panel über Frauen in Comics abgehalten – ganz ohne Frauen. M( Denver ComicCon Had a Women In Comics Panel With No Women

The Status of Women in the States provides data on women’s progress in 50 states, the District of Columbia, and the United States overall. Sehr cool. Hätte ich gern für mehr Länder, möglichst viele.

Wenn eine Gesellschaft sich durch einen 12-jährigen Afroamerikaner eher bedroht fühlt als durch 170 Mitglieder einer (weißen) Biker-Gang, die um sich schießen, hat sie ein offensichtliches Rassismusproblem. Biker Gangs, Tamir Rice, And The Rise Of White Fragility über White Fragility in den USA. Lässt sich aber auch auf andere Länder übertragen.

Apropos: How Do You Define a Gang Member?

Was, wenn man Tod und Sterben als Problem sieht und versucht, ein Business darauf aufzubauen, ein Produkt zu entwickeln, das den Menschen Tod und Sterben erleichtert? Dieser Frage geht Death, Redesigned nach.

Why Time Slows Down When We’re Afraid, Speeds Up as We Age, and Gets Warped on Vacation.

Internet Trends 2015 von Mary Meeker. 196 Seiten Präsentation, aber hat für interessierte Leser einige interessante Details zu bieten.

Anwen Crawford darüber, wie es ist, Musikkritikerin zu sein und warum wir mehr davon brauchen: The World Needs Female Rock Critics.

Was für die Twitternutzer und Statistik-Fans: Who are Twitter’s verified users?

Überrascht mich jetzt nicht direkt, aber da es viele kluge Menschen gibt, die Emojis regelrecht hassen: Emojis bereichern unsere Kommunikation und sie werden zukünftig eher mehr als weniger genutzt werden. There’s Nothing Lazy About Using Emojis to Communicate.

Man kann angesichts des aktuellen Erfolgs schnell vergessen, dass es um den Jahrtausendwechsel rum gar nicht gut um Marvel Comics stand und Brian Michael Bendis, ein unbekannter Indie-Comics-Autor, fast die letzte Hoffnung für Marvel war. The Secret History of Ultimate Marvel erzählt die Geschichte des Reboots, der Marvel wieder auf Erfolgskurs gebracht hat und warum Marvel 15 Jahre später trotzdem (fast) alles wieder rückgängig macht.

Wie die Musikerinnen Mitski und K Rizz auf ganz verschiedene Art Vorurteile sichtbar machen: How Mitski and K Rizz are Debunking Asian Female Stereotypes in Music.

Lil “Milktea” Chen über Sexismus im E-Sport (hier: Smash Bros): Former female competitive Smash player talks sexism in esports

Mansplaining: Die Statue:

Wissenschaftlich bewiesen: Metaphern helfen uns, einander besser zu verstehen.

Das ist cool. Using metaphor helps us understand each other’s minds. Und irgendwie naheliegend. Immerhin helfen uns Metaphern Dinge zu beschreiben, die sich schwer beschreiben lassen. Und: Kann man sich auf eine Metapher einigen, liegt man wahrscheinlich nah genug beieinander für halbwegs gelungene Kommunikation. Da hängen ja ’ne Menge anderer Gedanken (und wahrscheinlich wichtiger: Gefühle) dran und hat man sich die einmal gemacht, klappt es auch mit dem Verständnis.

Der Battlebot findet sich reimende Rap-Lines

Battlebot

Irgendwie funktioniert der Battlebot bei ersten Tests bei mir eher schlecht als recht, aber er ist trotzdem interessant. Er versucht, auf jede eurer Eingaben einen Reim bekannter Hip Hop Artists zu finden. Lest unbedingt auch den Artikel dazu: Algorithm That Counts Rap Rhymes and Scouts Mad Lines, der hat ein paar spannende Fakten zu bieten. Zum Beispiel, dass Shakespeares „Rhyme factor“ (0,952) niedriger ist als der von Wiz Khalifa (1,062).

 

 

Hannah Rosenblatt – Gewalt und Sprache

Spannender Vortrag von Hannah Rosenblatt (@therosenblatts) auf der Open Mind 2014 #om14 in Kassel. Dreht sich um Sprache und Gewalt. Viele interessante Gedanken, unter anderem zu Staatsmacht und Presse.