Die Älteren unter euch werden sich noch erinnern, dass ich im Rahmen des Megaquitzchenmittwochs „From Hell“ von Alan Moore und Eddie Campbell kapitelweise lesen und besprechen wollte. Das zweite Kapitel hat sich als erstaunlich lang und das alltägliche Leben als überraschend fordernd herausgestellt. Aber jetzt geht es weiter, im ungefähren *hust* Wochentakt.
Donnerstag Abend und ich komme endlich zum Review. In Kapitel 2 wird die Lebensgeschichte eines gewissen Gull erzählt, von seiner Jugend, über seine Karriere als Arzt, seine Initiation bei den Freimaurern, seine Freundschaften, seine Ehe und schließlich seinen Tod. Ein ziemlich komplexes Kapitel mit vielen Anspielungen und (angeblichen?) Interna der Freimaurer. Obskure Sprüche, seltsames Verhalten, sowas. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich es hinter mir habe und hoffe, nicht jedes Kapitel ist so anspruchsvoll.
Ich werde aus dem Kapitel noch nicht schlau, sehe nicht die Zusammenhänge und Anspielungen. Kenne Jack noch nicht. Weiß noch nichts von furchtbaren Morden. Huren gibt es, sogar welche mit Namen, bei denen was klingelt, aber noch leben sie, auch wenn sie sich offenbar fürchten. Aber nicht vor dem Ripper, sondern vor fiesen Zuhältern, die sie nicht töten, sondern ihnen furchtbar weh tun wollen.
Die Zeitgeschichte kommt gut rüber. Es ist dreckig, düster. Man möchte nicht in dieser Zeit, in diesem London wohnen. Als wäre man als Mensch aus dem Jetzt in der Zeit zurück gereist und würde noch darum kämpfen, sich zurecht zu finden. Langsam wünsche ich mir einen Protagonisten, der das zusammen hält und dem Ganzen eine klarere Struktur verleiht. Insgesamt ist das überfordernd, aber auch sehr beeindruckend, wie Moore hier auf 30 Seiten ein ganzes Leben vor uns ausbreitet.
Das dritte Kapitel ist kürzer. Ich hoffe also, bis zum nächsten Teil meines Erfahrungsberichtes wird es nicht wieder so lange dauern. Ihr würdet mich sehr aufmuntern, wenn ihr mir mitteilen würdet, dass ich nicht der einzige Leser bin, der mit dem zweiten Kapitel „From Hell“ so seine Probleme hatte.