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Ti_leo liest: From Hell Kapitel 2 – Im Stand der Finsternis

Die Älteren unter euch werden sich noch erinnern, dass ich im Rahmen des Megaquitzchenmittwochs „From Hell“ von Alan Moore und Eddie Campbell kapitelweise lesen und besprechen wollte. Das zweite Kapitel hat sich als erstaunlich lang und das alltägliche Leben als überraschend fordernd herausgestellt. Aber jetzt geht es weiter, im ungefähren *hust* Wochentakt.

Alan Moore From Hell Comic Cover

Donnerstag Abend und ich komme endlich zum Review. In Kapitel 2 wird die Lebensgeschichte eines gewissen Gull erzählt, von seiner Jugend, über seine Karriere als Arzt, seine Initiation bei den Freimaurern, seine Freundschaften, seine Ehe und schließlich seinen Tod. Ein ziemlich komplexes Kapitel mit vielen Anspielungen und (angeblichen?) Interna der Freimaurer. Obskure Sprüche, seltsames Verhalten, sowas. Ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich es hinter mir habe und hoffe, nicht jedes Kapitel ist so anspruchsvoll.

Ich werde aus dem Kapitel noch nicht schlau, sehe nicht die Zusammenhänge und Anspielungen. Kenne Jack noch nicht. Weiß noch nichts von furchtbaren Morden. Huren gibt es, sogar welche mit Namen, bei denen was klingelt, aber noch leben sie, auch wenn sie sich offenbar fürchten. Aber nicht vor dem Ripper, sondern vor fiesen Zuhältern, die sie nicht töten, sondern ihnen furchtbar weh tun wollen.

Die Zeitgeschichte kommt gut rüber. Es ist dreckig, düster. Man möchte nicht in dieser Zeit, in diesem London wohnen. Als wäre man als Mensch aus dem Jetzt in der Zeit zurück gereist und würde noch darum kämpfen, sich zurecht zu finden. Langsam wünsche ich mir einen Protagonisten, der das zusammen hält und dem Ganzen eine klarere Struktur verleiht. Insgesamt ist das überfordernd, aber auch sehr beeindruckend, wie Moore hier auf 30 Seiten ein ganzes Leben vor uns ausbreitet.

Das dritte Kapitel ist kürzer. Ich hoffe also, bis zum nächsten Teil meines Erfahrungsberichtes wird es nicht wieder so lange dauern. Ihr würdet mich sehr aufmuntern, wenn ihr mir mitteilen würdet, dass ich nicht der einzige Leser bin, der mit dem zweiten Kapitel „From Hell“ so seine Probleme hatte.

ti_leo liest From Hell: Kapitel 1 – Die Neigungen des jungen Mr. S.

Andeutungen… Ein Mr. Snickert soll gewusst haben, wer der Ripper ist. Zeitsprung, 40 Jahre in die Vergangenheit. Die Neigungen des jungen Mr. S. S wie Snickert. Wir schreiben das Jahr 1884. Tatsächlich. Ein Snickert und ein „junger Mr. Snickert“ treten auf. Der Junge hat ein Geheimnis. Er spielt ein doppeltes Spiel. Offiziell ist er Albert Snickert, aber wenn sie allein sind, nennt sein Begleiter ihn Eddy.

Alan Moore From Hell Comic Cover

(Bildquelle)

Here be SPOILERS!

Das 1. Kapitel umspannt mehrere Jahre. Albert lernt jemanden kennen, eine Bedienung namens Annie Crook. Sie wird schwanger. Es wird geheiratet. Alles nimmt ein böses Ende, als Alberts Geheimnis gelüftet wird. Er wird von Frau und Kind getrennt. Eddy ist Prince Albert Victor, Duke of Clarence and Avondale. Dieser „Eddy“, Mitglied des englischen Königshauses, steht (neben vielen Anderen) im Verdacht, hinter den Ripper-Morden zu stecken, allerdings ist er ein unwahrscheinlicher Kandidat. Annie Crook hat er nie geheiratet. Stattdessen ist er 1892 an der Grippe gestorben.

Ein paar Probleme, Albert / Eddy zu erkennen. Er sieht teils doch sehr verschieden aus. Allerdings ist er genau getroffen, schaut man sich historische Portraits an. Noch keine Ahnung, wo „From Hell“ genau hin will, aber ich bin gespannt.

ti_leo liest From Hell: Prolog – Die alten Männer am Strand

Am besten wird sein, ihr lest zuerst den Prolog zum Prolog. Da wird erklärt, wie es dazu kam, dass ich ein Exemplar von „From Hell“ in die Hände bekam, um ein bisschen darüber zu schreiben. Namentlich habe ich das dem Quitzi und den offenbar netten Menschen von Cross Cult zu verdanken. Genug Vorrede!

Alan Moore From Hell Comic Cover

(Bildquelle)

From Hell„, „ein Melodrama in sechzehn Teilen“, geschrieben von Alan Moore und gezeichnet von Eddie Campbell, beginnt sehr stimmungsvoll und unvermittelt. Direkt zu Beginn des Prologs („Die alten Männer am Strand) macht Moore klar, dass er keine leichte Kost liefert, sondern vom Leser Aufmerksamkeit fordert. Der Prolog ist handlungsarm, aber wer genau liest, hat das Gefühl einer enormen Tiefe.

Spannend, beängstigend ist das, was man nicht sieht, was nur angedeutet wird. In der Definition des Wortes „Autopsie“, die Moore dem Comic voranstellt. Autopsie kann laut dem Zitat „Öffnung und Untersuchung einer Leiche zum Zwecke der Feststellung der Todesursache“, aber  auch „Jede Art kritischer Analyse“ bedeuten. Womit mit ziemlicher Sicherheit zwei Ebenen von „From Hell“ angedeutet werden: Einerseits eine Art faktische Wiedergabe des Jack The Ripper-Mythos‘, eine Suche nach dem wahren Jack vielleicht, andererseits aber auch die Frage nach dem Jack in uns oder in bestimmten Zeiten. Wir verfolgen das Gespräch zweier alter Männer, die Tagespolitik in England etwa 1900 September 1923 betreffend. Es geht um Kommunismus, um Klasse, um Umsturz. Einer der beiden (Abberline) ist eher konservativ, sein Gesprächspartner (Mr. Lees) ist hingegen neophil. Das Gespräch wird kurz unterbrochen, als sie eine Prostituierte bei der Arbeit erwischen. Danach wird es persönlich. Die beiden Andeutungen bezüglich eines alten Falles und fragen einander, ob sie noch Schuldgefühle hätten. Etwas lief vor Jahrzehnten wohl nicht ganz sauber und es hat etwas mit „Jack“ zu tun. Beide wirken resigniert.

Jack Jack Jack. Was oder wer auch immer er ist – um ihn kreist irgendwie alles. Mal sehen, ob es so bleibt und was Moore uns über „Jack“ zu sagen hat.

Schon jetzt scheint klar, dass Moore mit From Hell einen zeithistorischen Comic schreibt, mit vielen Anspielungen. Die Zeiten sind düster, Unheil liegt in der Luft. Man weiß nur noch nicht, wie es sich äußern wird. Krieg? Niedergang? Totschlag und Mord? Gar all das zusammen? Fest steht, dass Moore den Comic im Kontext verstanden haben will. Unklar oder offen, ob im Kontext der damaligen Zeit oder der unsrigen, und diese Offenheit ist sicherlich beabsichtigt.

Die Zeichnungen von Eddie Campbell sind, wenn überhaupt, nur ganz kurz gewöhnungsbedürftig, sie passen einfach perfekt zur Stimmung und sind zeitlos. Sie wirken nicht modern, aber auch nicht altmodisch. Ich könnte unmöglich sagen, ob „From Hell“ 1980 oder 2010 gezeichnet wurde. Interessant ist wie cinematisch „From Hell“ beginnt. Die Kamera folgt nicht den Charakteren, sondern sie laufen quasi ins Bild. Im Vordergrund eine tote, halb verweste Möwe. „From Hell“ richtet sich inhaltlich und ästhetisch klar an Erwachsene und ist nichts für Kinder, soviel lässt sich ebenfalls zu Beginn schon sagen.

Im Vergleich zwischen englischer und deutscher Ausgabe fällt auf, dass der deutschen ein bisschen Flair und Lokalkolorit fehlt. Moore lässt seine Figuren Umgangssprache reden. Die geht der Übersetzung von Gerlinde Althoff ab. Stört mich aber nicht sehr, da die englische Ausgabe mir auf Dauer tatsächlich zu anspruchsvoll vorkommt und ich bin eigentlich ein geübter Leser englischer Romane. Die sprachlichen Feinheiten des Originals dürften unübersetzbar sein. Es lohnt sich aber, hin und wieder zu vergleichen.

Übrigens bin ich nicht der Einzige, der sich momentan an „From Hell“ wagt. Auf 9thart.blogspot liest jemand jeden Monat ein Kapitel, für die nächsten 16 Monate! Allerdings die englische Ausgabe. Falls ihr nicht genug „From Hell“- Lektüre bekommen könnt…

Hurra, es ist Megaquitzchenmittwoch – ti_leo liest „From Hell“ von Alan Moore: Prolog

Es ist Megaquitzchenmittwoch. Quasi. Genau genommen war der Megaquitzchenmittwoch schon am 25.07. 2012. Megaquitzchenmittwoch bedeutet ganz grob, dass die Internetlieblingskatze Quitzi sich ein paar Gedanken gemacht hat, wie er sein Jubiläum (13 Jahre im Groben Unfug) gebührend feiern kann und auf die Idee verfiel, ein paar Bloggern persönliche Lesetipps zu geben. Dank ein paar netten Verlagen sogar inklusive Leseexemplaren.

Quitzi

Ich bin dabei und habe „From Hell“ von Alan Moore (das ist der mit dem Bart, „Watchmen“ und „V for Vendetta“ habt ihr vielleicht mal gehört) vor mir liegen. Geschätzt ungefähr 7000 Seiten Comic. Schwarzweiß. Gezeichnet von Eddie Campbell. Verfilmt mit Johnny Depp. Ich hatte From Hell schon lang auf dem Kieker, ich mag Alan Moore, aber bisher war der Wälzer mir immer ungefähr 50€ zu teuer. Jetzt besitze ich den Comic in zwei Ausgaben. Deutsch und Englisch (der Comic zum Film). Die deutsche Version wurde mir netterweise von Cross Cult zur Verfügung gestellt. Die englische Ausgabe ist von Quitzi selbst. (Hoch lebe Quitzi.) Nun denn.

Bei einem Mammutwerk wie From Hell wird es nicht mit einem Blogpost getan sein, das wird eine langfristige Beschäftigung. Mit langfristigen Dingen ist es bei mir so ne Sache. Meistens vergesse ich sie. Aber ich werde From Hell lesen und versuchen, mehr oder weniger regelmäßig (vielleicht einmal pro Woche) darüber zu bloggen. Geplant ist ein Post nach jedem Kapitel. Jedenfalls blogge ich im Idealfall irgendwie bis zum Ende des Comics. Oder bis zum nächsten Megaquitzchenmittwoch. Aber das ist noch lange hin. All Hail The Quitzi.

Worum geht’s in From Hell? Soweit ich weiß, um Jack The Ripper. Ich kenn ja den Film. Ich nehme mal an, der Comic ist tiefgründiger. Moore philosophiert ja immer fleißig herum und nutzt die äußere Handlung oft nur, um bestimmte Ansichten oder Standpunkte klarzumachen und bestimmte Themen genau zu beleuchten. Ich bin gespannt.