Wer hier seit längerer Zeit mitliest, weiß, dass mich mit Vertigo Comics ein kompliziertes Verhältnis verbindet. Vertigo Comics (Sandman, Lucifer, Sweet Tooth etc.) waren mein Wiedereinstieg als Erwachsener in die Comicwelt. In den letzten Jahren hat Vertigo leider zusehends abgebaut. Gute Serien liefen aus, es kamen keine ähnlich guten Serien nach. Andere Verlage wie Image oder Boom haben Vertigo beständig den Rang abgelaufen und das, was ich früher von Vertigo bekam, eine besondere Art Comics, die erwachsener daher kamen als die der großen Zwei DC und Marvel, bekomme ich heute viel eher dort und in viel größerer Menge.
Umso erfreuter war ich, als angekündigt wurde, dass Vertigo Astro City als fortlaufende Serie starten würde. Astro City habe ich selbst nie gelesen, aber ich habe viel über Astro City gelesen und das war eigentlich durchgehend äußerst positiv. Erschienen ist es jahrelang beim Wildstorm-Imprint. Insgesamt wohl 59 Hefte. Als Wildstorm eingestellt wurde und der Autor Kurt Busiek schwer erkrankte, lag Astro City auf Eis. Nun hat man die Serie ein neues Zuhause. Der Bruch ist allerdings auch in der Serie deutlich spürbar. Die Handlung spielt 30 Jahre nach den anderen Heften und die Charaktere sind entsprechend gealtert. Aus Helden wurden gealterte Helden, aus Kindern erwachsene, selbstständige Menschen.
Zum Heft selbst will ich wie so oft gar nicht viel sagen. Ich glaube, man sollte es sich einfach holen und anlesen. Bei mir war es Liebe auf der ersten Seite. Der Ton. Die Zeichnungen von Brent Anderson (dem Originalzeichner von Astro City!), der mir hier übrigens besser gefällt als bei Phantom Stranger (DC), wo er ebenfalls als Zeichner fungiert – das ist eigenständig und gleichzeitig sehr cool. Das Heft ist klar ein Einleitungsheft, um Neulesern alles Nötige zu erklären. Das macht Kurt Busiek im Nachwort nochmal deutlich. Astro City #1 ist eigentlich Astro City #60. Schön ist, wie hier die Fourth Wall aufgebrochen wird und der Erzähler (der Broken Man, ein neuer Charakter) einem das auch direkt sagt. Muss man lesen, um es wirklich würdigen zu können. Mir macht es viel Spaß. Wann sonst verbietet einem ein Heft, die letzte Seite zu lesen? Eben! Als Neuleser fühle ich mich naturgemäß nicht umfassend auf dem Laufenden, aber ich bin ausreichend angefixt, um mich für das Geschehen in Astro City, einer Metropole, in der es vor Superhelden offenbar nur so wimmelt, zu interessieren. Der Mix macht es. Wir entdecken Astro City teils durch die Augen von Superhelden, teilweise aber auch durch die von ganz normalen Bürgern. Die kommen in anderen Serien meist viel zu kurz. Astro City #1 taugt also als Einstiegspunkt für Neuleser, alte Fans sollten sowieso mehr als zufrieden sein.
Astro City könnte mein neuer Lieblingscomic von Vertigo werden, auch wenn das zugegebenermaßen bisher eine gewagte These ist. (Andererseits – welcher Vertigo-Comic sollte ihm denn Konkurrenz machen?) Aber ich will einfach, dass Vertigo mal wieder Herausragendes veröffentlicht und ich habe zumindest das Gefühl, Astro City könnte genau das sein. Laut Busiek ist das Material für das erste Jahr nahezu komplett geschrieben. Ich hoffe auf einen noch viel längeren Run.
You are now leaving Astro City. Please drive carefully.